Forschungswerkstatt Rivaroxaban 2014

S13

Head Dossier /–Fachwissen GARFIELD-AF Wie sieht die Versorgungssituation der Patienten mit Vorhofflimmern in Deutschland aus? 1 Autoren vorne Sylvia Haas im Namen des GARFIELD-AF Steering Committee

GARFIELD-AF ist das umfangreichste globale Schlaganfallregister bei Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern (VHF) und hat das Ziel die klinische Versorgung und Ereignisraten in Nachbe­obachtung bei diesen Patienten zu evaluieren. Außerdem wird untersucht ob und inwieweit Leitlinienempfehlungen in verschiedenen Ländern berücksichtigt werden.

Methoden GARFIELD-AF erfasst ▶▶ Art und Umfang der antithrombotischen Therapie ▶▶ das Auftreten thromboembolischer Ereignisse und Blutungen ▶▶ die Therapiepersistenz ▶▶ die Therapiedauer ▶▶ die Hospitalisierungen ▶▶ die Patientenzufriedenheit sowie ▶▶ die Qualität der Antikoagulation

für Patienten mit konventioneller Vitamin-KAntagonisten-Therapie (VKA). Mehr als 55 000 Patienten mit neu diagnostiziertem nicht-valvulärem VHF und mindestens einem vom Prüfarzt definierten zusätzlichen weiteren SchlaganfallRisikofaktor werden eingeschlossen. Die Nachbeobachtungszeit der Patienten beträgt mindestens zwei Jahre. Die Rekrutierung erfolgt zeitlich gestaffelt in fünf Kohorten. Bisher sind 33 Länder auf allen Kontinenten an GARFIELD-AF beteiligt.

Institute 1 Ehemals Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

Korrespondenz Prof. Dr. med. Sylvia Haas Normannenstr. 34a 81925 München sylvia.haas@thromboscientific. com

Ergebnisse Mittlerweile liegen die Basisdaten zu den Kohorten 1 (10 278 Patienten), 2 (11 557 Patienten) und 3 (9831 Patienten) vor. Die globalen Daten aus der Kohorte 1 zeigen, dass ca. 40 % der Patienten keine gerinnungshemmende Therapie oder lediglich eine Therapie mit Thrombozyten-Aggregationshemmern erhielten. Letztere sollte auf die Patienten be-



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Abb. 1  Behandlungsoptionen in den ersten drei Kohorten der GARFIELD-AF-Studie Haas S. GARFIELD-AF – Wie sieht die Versorgungssituation aus?  Dtsch Med Wochenschr 2015; 140, Suppl. 1: S13–S14

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Ziel des Forschungsprojektes

Forschungswerkstatt Rivaroxaban 2014 schränkt werden, für die jegliche Form der oralen Antikoagulation nicht in Frage kommt. Umgekehrt erhielten 40 % der Patienten mit einem CHA 2DS2-VASc-Score von 0 – also ohne Indikation – eine Behandlung mit Antikoagulanzien. Lediglich 43 % der Patienten mit VKA-Therapie waren hinsichtlich der Intensität der Antikoagulation adäquat eingestellt (eine adäquate Einstellung liegt vor, wenn mindestens 60 % der INR-Messungen im Zielbereich von 2 bis 3 liegen). Erwartungsgemäß hat der Einsatz von neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) von Kohorte zu Kohorte zugenommen, was teilweise durch den Ersatz von VKA geschah. Beim Vergleich von Kohorte 2 (2011 bis 2013) und Kohorte 3 (2013 bis 2014) wird aber auch deutlich, dass insgesamt mehr Patienten eine gerinnungshemmende Therapie erhielten als zuvor. Dieser generelle Anstieg sowie die Zunahme des Einsatzes von NOAK waren in Deutschland stärker ausgeprägt als in anderen Ländern. In Deutschland blieben in der Kohorte 1 je nach CHA 2DS2-VASc-Score zwischen 10 % und 30 % der

Patienten mit einer Indikation zur oralen Antikoagulation unbehandelt. Darüber hinaus erhielten auch hierzulande 20 % bis 40 % ThrombozytenAggregationshemmer, obwohl nach den Leitlinien orale Antikoagulanzien empfohlen werden. Über alle Scores hinweg wurden nur 58 % der Patienten leitliniengerecht antikoagulativ be­ handelt.

Schlussfolgerung Aus den bisher vorliegenden Daten ergibt sich trotz Zunahme der Antikoagulation in den letzten Jahren auch für Deutschland immer noch das Bild einer Fehl- bzw. Unterversorgung bei der Schlaganfall-Prophylaxe von Patienten mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern. Hieraus resultiert ein großer Aufklärungs- und Fortbildungsbedarf.

Interessenkonflikt Die Autorin gibt an, Honorare von Aspen, Bayer HealthCare, BMS, Daiichi Sankyo, Pfizer und Sanofi erhalten zu haben.

DOI 10.1055/s-0041-101750 Dtsch Med Wochenschr 2015; 140: S13–S14 © Georg Thieme Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-0472

Haas S. GARFIELD-AF – Wie sieht die Versorgungssituation aus?  Dtsch Med Wochenschr 2015; 140, Suppl. 1: S13–S14

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S14

[GARFIELD-AF - First data on healthcare of patients with atrial fibrillation in Germany].

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