D. H. Busch:Tubarabort

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148. Herr D. H. Busch (Universit~its-Frauenklinik Bonn} : Fetale MiBbildungen und Ehromosomenanomalien beim Tubarabort.* Ein systematisches Studium fiber Manifestation und Charakter zytogenetischer Abweichung bei gleichzeitiger Beurteilung der Pathologie des Eileiters und der Frucht gibt es beim Tubarabort bisher nicht. Bisher konnten in Sfidkalifornien 71 und in der BRD 40 Eileiterschwangerschaften gesammelt werden. Im Gegensatz zu den kalifornischen zeigten die deutschen F~lle mit einer Ausnahme nur ffir die Kultur ungeeignete minimale Spuren haemorrhagischer unreifer und degenerierter Zotten und nur halb so viele chronische Salpingitiden. Bei 25 der 71 in den USA gesammelten Tubaraborte konnte foetales Gewebe erfolgreich kultiviert und zytogenetisch analysiert werden; s echs zeigten Chromosomenanomalien. Es wurde nur eine reine Trisomie, 47 XY (G§ gefunden (Fall E 8). Ph~inotypisch lag eine leere rupturierte Fruchth6hle ohne Nabelschnur vor. In einem Fall (E 53) zeigten knapp die Hfilfte [8 von 18) der Zellen eine Trisomie D (47, XX [D§ die fibrigen einen normalen weiblichen Karyotyp. Phanotypisch lag hier ein intakter leerer Fruchtsack vor. Von 10 Fgllen mit leeren Fruchtanlagen ohne Nabelschnur konnten 4 erfolgreich kultiviert werden, wovon zwei die eben erwfihnten zytogenetischen Anomalien hatten. Bei zwei weiteren Mosaiken fehlte in einem Fall [E 41} bei 50'~ (8 von 15) der Zellen, in einem anderen [E 60) bei 25~/0 (7 yon 24) ein X-Chromosom .Ein weiterer Tubarabort hatte bei 1/3 der Metaphasen in der Gruppe C ein fehlendes oder ein zusfitzliches Chromosom, was mSglidaerweise dos Ergebnis einer mitotischen Non-disjunktion repr~sentiert. Das letzte nicht ganz sicher verifizierbare Mosaik (E 12) zeigte in 3 von 53 Zellen Trisomie in Gruppe C o d e r D. Bei den 25 kultivierten Tubaraborten lagen 8 komplette Embryonen vor, 3 Embryonen zeigten anatomische Anomalien. Im Fall E 57 war der Thorax vorn mit transparenter atrophischer Haut bedeckt, dos Sternum fehlte, die Rippen waren unvollstfindig entwickelt, Herz und Lunge schimmerten durch; zusfitzlich lag eine Gaumenspalte vor. Der Embryo hatte eine KopfsteiBlfinge yon 2 cm und hatte einen normalen weiblichen Chromosomensatz. Man darf annehmen, dab diese Auomalie zum Bild der Ectopia cordis ffihren kann, einem auch bei Neugeborenen fiuBerst seltermm Ereignis. Ein weiterer weiblicher Embryo (E 48) ohne zytogenetische Anomalien mit einer KopfsteiBlfinge von 1,5 cm zeigte eine beginnende Kranio-Rhachischisis. Im Fall E 69 zeigte ein makroskopisch und zytogenetisch normaler Embryo bei histologischen Schnitten nur eine Nabelschnurarterie. In allen 6 F~llen mit Chromosomenanomalien und bei den 3 Embryonen mit anatomischen Anomalien zeigten die Eileiter chronische Salpingitis, auch proximal entfernt v o n d e r Implantationsstelle. Bei den restlichen 16 der 25 kultivierten Tubaraborte lag bei 6 Tuben keine chronische Salpingitis vor. Von 44 Ffillen, in denen eine prospektive histologische Untersuchung der Eileiter m6glich war, zeigten 35 (ca. 83'~ chronische Salpingitis. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dal~ die schon makroskopisch erkennbaren Anomalien der Fruchtanlagen oder der Embryonen auf dutch feh* Die Untersuchungen wurden durch die Rockefeller-Foundation und durch die Deutsche Forschungsgemeins chaff unterstfitzt.

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A. Pfleiderer, jr. und H. Wiedmann: Die Schleimhaut des Isthmus uteri

lerhafte Nidation bedingte Verfinderungen der nutritiven Faktoren zuriickzuffihren sind. Nach den Beobachtungen an Spontanaborten und nach unseren Ergebnissen sind ein Toil der gefundenen leeren Fruchtantagen iedoch auch dutch zytogenetische Aberrationen bedingt. Soweit die geringe Zahl der erfolgreichen Kulturen eine Aussage erlaubt, scheint die Frequenz der zytogenetischen Anomalien bet Tubaraborten niedriger zu sein als bet Spontanaborten. Auffallend, in deutlichem Kontrast zu intrauterinen Aborten, ist der hohe Anteil yon Mosaiken, das vgllige Fehlen yon Polyploidien und das Auffinden einer einzigen reinen Trisomie. Die Deutung solcher Mosaike erfordert groBe Vorsicht. Die Studie fiber menschliche Chromosomenanomalien weist darauf bin, dab die meisten dutch mfitterliche oder vfiterliche meiotische Non-disjunktion entstehen. Die verschiedenen Mosaike, die bisher beim Menschen beschrieben wurden, weisen iedoch auch auf die M6glichkeit postzygotischer Non-disjunktion hin. Die Ursachen ffir numerische Chromosomenanomalien, die nach der Befruchtung im Ei entstehen, sind bisher noch weniger geklfirt, als die, die w/ihrend der Meiose entstehen. Neben anderen kSnnten nutritive Faktoren verantwortlich sein. Unsere Ergebnisse geben einen ersten Hinweis, dab Fehlimplantation und Fehlernfihrung, unter anderem durch chronische Salpingitis bedingt, eine Ursache ffir postzygotische Non-disjunktion im Eileiter sein kSnnten.

149. Herren A. Pfleiderer, jr. und H. Wiedmann (Universitfits-Frauenklinik Freiburg i. Br.) : Zur Funktion und Bedeutung der Schleimhaut des Isthmus uteri. Enzymhistochemische Untersuchungeu. Die Drfisen, des Isthmus uteri sind hekanntlich dutch ein niedriges, kubisches Epithel, das keine ZyklusabMngigkeit erkennen lfiBt, yon denen der Endozervix und des Endometriums leicht zu unterscheiden. Beim Nachweis verschiedener Oxydoreductasen, besonders abet von NADPH-abMngigen Dehydrogenasen zeigen die Isthmusdrfisen (Abb. 1) eine auBergewShnlich starke Reaktion wie sie in den Zervix- und Endometriumdrfisen nie erreicht wird {Abb. 2). Unsere Beobachtungen st/itzen sich auf ausgedehnte Enzym- und baustein-histochemische Untersuchungen an bisher 90 uteri yon Frauen zwischen 28 und 74 Jahren. Die Enzymreaktion ist schon in der friihen Proliferationsphase sehr stark, nimmt aber in den Isthmusdrfisen weniger an St~irke als an Zahl der angeffirbten Drfisenzellen wfihrend des Zyklus sogar noch etwas zu. Wfihrend in der Endozervix kistochemisch nachweisbar zyklische Vorg~nge ablaufen, die in einer ,,Sekretion" in der 2. und 3. Zykluswoche ihren HShepunkt finden, kommt es in den Drfisen des Isthmus weder zu einer Abstogung n o & zu einer sicheren Schleimsekretion. Bet allen yon uns untersuchten Frauen mit normalem Zyklus zeigen die Isthmusdrfisen eine starke Reaktion. Nach der Menopause fehlt in der Mehrzahl der F~ille diese Reaktion. Ausnahmen bilden bisher ausschlieBlich F/ille, bet denen ein Ovarialtumor oder eine glandul~irzystische Hyperplasie des Endometriums bestand oder eine Oestrogentherapie vorausgegangen war. Adenokarzinome der Endozervix (9 F/ille) oder des Endometriums (fiber 90 Ffille) reagieren in keinem Fall entsp~echend stark. In der Schwangerschaff dagegen (untersucht M I I I bis V)

[Fetal abnormalities and chromosome abnormalities in tubal abortion].

D. H. Busch:Tubarabort 555 148. Herr D. H. Busch (Universit~its-Frauenklinik Bonn} : Fetale MiBbildungen und Ehromosomenanomalien beim Tubarabort.*...
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