Editorial

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Endokrinologie: von der Forschung zum Patienten Endocrinology: from bench to bedside

Im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Austausches beim Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie stehen die Themen Stress, endokrine Tumoren und Stammzellen, Transplantation und Inflammation, Mikrobiom und Hormone, Lipidom und Stoffwechsel sowie der Einfluss von Hormonen auf die Psyche. In mehr als 20 wissenschaftlichen Symposien zu den genannten Haupt- sowie weiteren Themen wollen wir die Erforschung bislang noch nicht bekannter molekularer Mechanismen in diesen Bereichen genauso wie die klinischen Aspekte beleuchten und durch die wissenschaftliche Diskussion Impulse setzen für neue Diagnosemethoden, Medikamente und Therapien. Welche wichtigen Aussagen die epidemiologische Forschung erzielen kann, zeigt die erste Originalarbeit in diesem Heft (S.  470). Kramer et al. aus Lübeck untersuchten die Häufigkeit eines Vitamin-D-Mangels in Norddeutschland und sprechen praxisrelevante Empfehlungen aus. Ein gelungenes Beispiel für translationale Forschung ist die zweite Originalarbeit aus der Gruppe um R. Paschke, Leipzig (S.  476). Sie widmet sich der klinisch äußerst relevanten Frage, inwiefern bei der Feinnadelpunktionszytologie von Schilddrüsenknoten die rein morphologische Diagnostik durch routinemäßige molekularbiologische Diagnostik sinnvoll ergänzt werden kann.

Auch anhand von besonders eindrucksvollen Patienten, die uns in unserer täglichen klinischen Arbeit begegnen, lassen sich die praktischen Fortschritte unseres Krankheitsverständnisses erleben. Dieses wird im Mediquiz der Autoren Giannakidou-Jordan et al. aus Bochum („19-jährige Patientin mit schmerzlosen Knoten am Ellenbogen“, S.  481) sowie der Kasuistik von Harbeck et al. aus Lübeck („Kardiale Myopathie“, S.  483) dokumentiert. Durch rasante Fortschritte auf dem Gebiet der Molekulargenetik sowie durch die Entwicklung und Validierung neuer Messtechniken erleben die Diagnostik und Therapie des Phäochromozytoms, die Gruber et al. aus Dresden ab S.  486 zusammenfassen, derzeit einen ungemeinen Innovationsimpuls. Auch auf Gebieten, von denen wir traditionell glaubten bereits alles zu wissen, erleben wir derzeit einen bedeutenden Wissenszuwachs. Diese Erfolge sind maßgeblich durch spezifische Schwerpunktförderungsprogramme der deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ermöglicht worden. So berichten die Koordinatorinnen eines DFG-geförderten Schwerpunktprogramm K. Brix (Bremen), D. Führer-Sakel (Essen) und H. Biebermann (Berlin) in einer aktuellen Übersichtsarbeit über neue Aspekte der Schilddrüsenhormonwirkung (S. 492). Von großem allgemeinem Interesse ist die Frage nach der Krankheitsprävention. Insbesondere beim Typ-2-Diabetes spielt die Prävention durch Identifizierung von Risikopatienten und die Entwicklung entsprechender Vorbeugungsprogramme eine große Rolle. Dass diese Entwicklungen angesichts der großen aktuellen gesundheitspolitischen Bedeutung der Erkrankung tatsächlich kontrovers diskutiert werden können, zeigen P. Schwarz (Dresden) und P. Nawroth (Heidelberg) in ihren kurzen, prägnanten Beiträgen (S.  490 und 491). Auch bei der Osteoporose handelt es sich mittlerweile um eine „Volkskrankheit“. In seinem Beitrag (S. 497) kommentiert W. Fassbender (Zürich) den aktuellen Stand der Osteoporosetherapie. Wir hoffen, dass durch die Vielfalt der Artikel für jeden Geschmack und jedes Interesse etwas dabei ist, und denken, dass durch das breite Spektrum der Weg „from bench to bedside“ auf dem Gebiet der Hormon- und Stoffwechselerkrankungen eindrucksvoll illustriert und mit Leben erfüllt wird. Ihre Stefan Bornstein, Hendrik Lehnert

Prof. Dr. S. Bornstein

Prof. Dr. H. Lehnert

S. Bornstein1 H. Lehnert2 Editorial

Institut 1Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden 2Medizinische Klinik I, Universitätsklinikum SchleswigHolstein, Campus Lübeck Bibliografie DOI 10.1055/s-0034-1369855 Dtsch Med Wochenschr 0 2014; 1390 0:469 · © Georg Thieme Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721439-4 13 Korrespondenz Prof. Dr. med. Stefan Bornstein Medizinische Klinik und Poliklinik III, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden Fetscherstr. 74 01307 Dresden Tel. 0351 4 58 59 55 Fax 0351 4 58 63 98 eMail Stefan.Bornstein@ uniklinikum-dresden.de

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Anlass für das Erscheinen dieses Schwerpunktheftes ist das 57. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, das dieses Jahr vom 19. – 22. März in Dresden stattfindet. Mit Dresden verbindet sich eine besondere Tradition der Hormon- und Stoffwechselmedizin, weil hier bereits sehr früh die Vision übergreifender pathophysiologischer Zusammenhänge aufgegriffen und zum Konzept des metabolischen Syndroms verknüpft wurde. Solche formalen Anlässe in Form eines Fachsymposiums müssen natürlich mit Leben erfüllt werden, indem wir aus aktuellen und spannenden Forschungsentwicklungen Zusammenhänge aufgreifen, die später nutzbringend bei unserer täglichen Arbeit am Patienten eingesetzt werden können. Dies ist insbesondere von einem Fachsymposium der Endokrinologie zu erwarten, weil hier Grundlagenforschung und klinische Medizin sehr intensiv miteinander interagieren. In diesem Sinne möchten wir mit diesem Schwerpunktheft und dem Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie dazu beitragen, die Vision einer translationalen Medizin in unserer täglichen Arbeit erlebbar zu machen.

[Endocrinology: from bench to bedside].

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