Nr. 44, 31. Oktober 197S. 100. Jg.

Bussmann u. a.: Digitaliswirkung am insuffizienten Herzen

2.265

Dtsch. mcd. Wschr. loo (1975), 2265-2269 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

W.-D. Bussrnann, G. Kober und M. Kaltenbach Zentrum der Inneren Medizin, Abteilung für Kardiologie, Klinikum der Universitat Frankfurt a. M.

Sowohl am normalen als auch am ins uffizienten Herzen ist mit Hilfe der Kontraktilitätsparameter nach akuter Digitalisierung eine positive Inotropie nachweisbar. Das Ausmaß der Inotropiesteigerung ist in beiden Fällen relativ gering. Der geschwindigkeitssteigernde Effekt der Glykoside scheint am insuffizienten Herzen etwas stärker zu sein. Nur am insuffizienten Herzen geht die Digitaliswirkung in Ruhe und unter körperlicher Belastung mit einer Steigerung des Schlagvolumens und der äußeren Herzarbeit einher, während der enddiastolische Druck abnimmt. Damit sind die Digitalisglykoside in der Lage, eine belastungsbedingte Stauungsinsuffizienz günstig zu beeinflussen. Eine Indikation zur Digitalisierung ergibt sich bei Patienten, bei denen unter Belastung ein Anstieg des enddiastolischen Druckes und eine verminderte Kontraktilitätsreserve nachzuweisen oder zu erwarten sind. Die durch das Glykosid verbesserte Kontraktilität des Herzens und die ständige Reduzierung des enddiastolischen Druckes machen den positiven Digitaliseffekt aus. Es ist zu erwarten, daß bei einer Dauerdigitalisierung das Herz ständig sowohl in Ruhe als auch unter Belastung von diesen beiden Mechanismen profitiert. Die Kontraktilitätssteigerung durch das Glykosid ist dabei so gering, daß sie keine wesentliche Veränderung des Sauerstoffverbrauchs hervorruft. Die günstigen Effekte der herzwirksamen Glykoside bei Patienten mit Herzinsuffizienz kommen über eine direkte Steigerung der Kontraktionskraft zustande, hämodynamisch meßbar in der Zunahme eines vorher erniedrigten Schlag- und Minutenvolumens (20) und in der Abnahme eines abnorm erhöhten enddiastolischen Ventrikeidrucks (1,4). Der Wirkungsmechanismus der Glykoside am normalen Herzen stand lange Zeit in Frage. Nach Untersuchungen von Mason und Braunwald (14) sowie Bussmann und Mitarbeitern (6) konnte gezeigt werden, daß bezüglich der Kontrakti!itätssteigerung keine qualitativen, sondern nur quantitative Unterschiede in der Wirkung von herzaktiven Glykosiden auf das normale und geschädigte Herz bestehen. Durch eingehende Analyse der Kontraktilität wurde eine positiv-inotrope Wirkung auch am normalen Herzen nachweisbar; hämodynamische Veränderungen im Sinne einer günstigen Beeinflussung von Druck-Volumen-Parametern traten dagegen nur bei insuffizienten Herzen auf.

Effect of digitalis on contractility of the failing right and left ventricles during exercise

Intra-ventricular pressures were measured at rest and during simulated exercise before and after intravenous administration of 0.6 mg beta-methyldigoxin in 16 patients (right ventricular measurements in 11, left ones in five), measurements in the right ventricle being taken before and 30-45 min after, in the left ventricle before and 20 min after injection of the drug. There was an increase in stroke volume and maximal cardiac work, while end-diastolic pressure fell. Cardiac glycosides can, therefore, favourably influence congestive cardiac failure on physical exertion. Digitalization is indicated in those patients who, on exercise, have an increased end-diastolic pressure and reduced contractility. The positive digitalis effect consists of improved contractility and sustained reduction in enddiastolic pressure. On maintenance digitalization it il to be expected that the heart will profit from both mechanisms, both at rest and during exercise. The increased contractility caused by the glycosides is, however, so small that it does not cause any significant change in oxygen consumption.

Die Digitaliswirkung am suffizienten Herzen sei anhand der folgenden Befunde noch einmal kurz umrissen: Wie Abbildung I zeigt, wurden bei sechs normalen und sechs mit Propranolol vorbehandelten ,,insuffizientens Hunden mit der Druckanstiegsgeschwindigkeit (dP/dt), dem Ventrikeidruck (P) und dem Kammerradius (r) die Kraft-Geschwindigkeits-Kurven errechnet (5, 6). Die Extrapolation auf die Geschwindigkeitsachse bei der Spannung O ist durch gestrichelte Linien dargestellt. Es wird deutlich, daß am normalen Herzen der geschwindigkeitssteigernde Einfluß des Glykosids nicht so ausgeprägt ist wie am Propranolol-vorbehandelten Herzen. Die Mittelwerte für Vi,t steigen bei den suffizienten Herzen um 20°/o, bei den ninsuffizienten: Herzen um 42°/s an. Auch bei Untersuchungen am gesunden rechten Ventrikel des Menschen (8, 9) mit 3-Methyldigoxin konnte ein positiv-inorroper Effekt nachgewiesen werden. Druck und Fördervolumen zeigten dabei keine Veränderungen. Vergleicht man das unter körperlicher Belastung erreichte Kontraktilitärsniveau mit dem vor Digitalisierung, so ist auch im Arbeitsversuch der positiv-inotrope Effekt nachweisbar. Herzfrequenz und systolischer Ventrikeldruck sind nicht voneinander verschieden. Beim enddiastolischen Druck ist die Tendenz zur Abnahme unter Digitalis vorhanden. Das Herzminutenvolumen ändert sich nach Beiser und Mitarbeitern (2) nicht wesentlich. Akute Glykosidgabe wirkt am normalen Herzen des Menschen demnach nur geschwindigkeitssteigernd, ohne jedoch Sonst eine

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Wirkung von Digitalis auf die Kontraktilität des insuffizienten rechten und linken Ventrikels unter körperlicher Belastung

80 -

VCE

Fr(min')94±7P

[Effect of digitalis on contractility of the failing right and left ventricles during exercise (authors transl)].

Intra-venticular pressures were measured at rest and during simulated exercise before and after intravenous administration of 0.6 mg beta-methyldigoxi...
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