Duplexsonographische Verlaufskontrolle eines Nierentransplantates beim hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) Von 0. Jcirisen, C. Strussburger* L L I Z N ~ . i2/lurie1ltioff

Schliisselwörtcr P -

Niert~ntrarisplanlation

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[)uplcssono-

graphie Key words -

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Die Duplcxsonograpliie hat sicli als Diagnostikuin i n der Verlaiifsbeobachtung von Nicrcntransplantateiii etabliert (2. Y. 10). Das norrriale Niereiitransplantat stcllt sich als Orgari niit niedrigem peripheren Widerstand dar (.,low-impcdance-orgari") (12) iind weist dcmzufolgc eine hohe cliasiolisclie Flußgcschwindigkeit mit eritspreclieiiden Flußparamctcrn (I'ourcelot-Wert, Puls~tilitätsindcx)auf. Obwohl der Widerstand in dcr Nierenperipherie ( z . B. An. arcuatac) gcgcnüber dem Widerstaiid in den Nicrcnhauptgefißen etwas erhöht ist. kann für dic Houtinediagiiostik von annähcrnd gleichen Flußkiirven iiii gesaniten iirt4:ricllen Geftißsysterneiner Niere nusgcgangcn werden (6. 10). Einc Hcduktion der diastolisctien FluBgeschwindigkeit durch Ziin:ihmc des pcriphcrcn Widerstandes wiirdc: anfangs als spezifisch für das Auftreten einer Rcjcktion angcschcn (9. 10). In den letztcn bcidcn Jahren wiirdeii jedoch ~iiehrerc Arbeiten veröfferitliclit. die eine diastolischc Flußreduktion auch in Zusammenhang mit anderen Koiri~~likationen des Nicrcntransplaiitates beschricbcn 11, 5. 13) und somit den anfiinglich hoch angesetzten diiferentialdiagnostischcn Stcllcnwert der L)iiplt.xsonographic cinschränkten.

Dem 42jährigcn Paticntcn war wegen teririiiialei Nicrcninsufizienz bei clironisclier Cilnn~cruloncphritiseine Kadavernicrc transplantiert worden Yach primärer Spoiitnnausschridiing kain es arn neunten Tag postoperativ zu einer deiillic~lieri Fiiiiktiorisverschle~:htcrunfi. Dic B-Bild-Sonographie zeigte eiii ctwas globulär gefornites Orgaii init geringer Pharcnchynivcrbrcitcrung und gcringer Varkpyramidenbeturiiing bei giitem Pyelonreflex (Abb. 1 ) . Dagegen wies dic Duplexsonographie eirie fast vollständige Aufheburig des tliaslolisclieii Flusses auf IAbb. 2). der venöscI!bfluß war frei. Nach drei Tageri zeigte die Diiplexsonogrnpliie eine weiterc Bcfundvcrschlcchtcrung mit einer Zunatinii~d ~ r lrnpedance und sogar negativem diastolischcn Pluß. A m gleichen Tag wurdc ein Nierenstanzzylinder entriuiriiiieri. der in der histologischen Aiihrbeitung das Bild cincs hämolytisch-urämischeri Syndroms zeigte. Natiezu iii alleri erhl+ten (;lomcruli fandcn sich Schlingcnnckrosen mit Mikrothromheri iirid herdförinige Thromberibildiingen auch in den Artcriolcn. Zur Behandlung des HUS wurden nrbeii Gabe voii Acetvlsnlicvlsäurc und t l c ~ a r i ndrei I'lasmascparationcn mit Substitution von Friscliplasrrieii (FFP) vorgcrioiiirnen. iim die den Krankhcits~rozcßtinterhaltenden Faktorei1 LLI eliminiereri. Wegeri tiiiier Piieunioriie niußtc nach dcr drittcn Behandlung die I'lasmaseparation ausgesetzt werden. Die duplcxsc~nographischcKontrolle zcigtc zu diesem Zeitpunkt (9 Tage ii;irli Beginn des HUS) wieder eirieri iinchweisbarcn. aber noch dcutlicti rcduzicrtcn diastolischen Fluß i n der1 Traiisplantatarterien. Nach weiteren 5 Tagen mcdikamcntöscr'I'hcrapie stellte sich wieder ein guter. allenfalls eiiddiastolisch noch ctwas vcrmindcrtcr 1:luß cin (P=0.78) (Abb. 2).

Wir bcobachtctcn eine parenchymüle Widerstandserhöhiiiig des Nierentrnnsplantatcs mit cntsprechenden Flußkurvcnveränderungen bei eirieiri Patieriteii mit einem scltcneii IiFiriolytisch-urämischen Syndrom (HUS), als dessen Ursache eine Reaktion aui die Cyclosporin A-Prophylaxe diskuticrt wird. Mit der Duplcxsonographie konnte11 wir deii Lliernpeutischen Erfolg der Plasiiiaseparation und dcn Vcrlauf des HUS monitoren.

Fartschr. Höntgenstr. 153.4 (1 9901484-486 (C) GeorgThicmcVcrlag Stuttgart- NRW York

Abb. 1 B-Bild-Sonographiedes Nierenlransplantatesbei hamolytischurämischemSyndrom:EtwasparenchyrnverbreitertecOrgan iiiit geringer Markpyramidenbetonung.

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Institut für Radiologie (Ilir.: Prof. Dr. 11.-D.Weiss) 'Klinik fiir Innere Medizin (Dir.: Prof. [)r. P.Scrihi~) klediziiiisclic Universität zii I.übec:k

3500

+Reslslnnce-l ndex

m1/24h

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Die Ausschcidungsmenge. dir vor deiii Aul'tretcn des HUS 2000 m1/24 Ii bei.rageii hnttc. vcrringcrte sich iiriter tleiri Krankheitsbild auf 500 m1/24 h. sl.icg nach den Plasmaseparationsbrliandliingen auf 1050 m1/24 h und narli Al~kliiigendes HUS auf bis zii 3400 m1/24 11 (Abb. 2). Das Scrumkrcatinin. das iiiilial nul' 836 umol/l abgcfallen war. sl.ieg vor der PS-Behandlung auf 1588 uriiol/l iind fiel his zum Zeitpunkt der Eiitlassiiiig des Pnticntcn auf ztiletzt 357 urriovl. Iin gesamten Bcobachtungczeiiriiiiiii war der IIBild-sonographische Refuii(l iiiivnrfindcrt und nahezu unaiifillig. -Diskussion .

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Mit der kinführung der Diiplnxsonographic sind Iiiformatiorieii iiber die hämudvnamischeri Ctiarakl.eristikcn bei Nicrcntransplantateii ziigäiiglicli (1). I n Verbindung mit der ßi3ild-Realtime-Sonographie darf die Diiplcxsonographic mittlerweile als das ~primlrehildgcbcndc L)iagnostikurii i r i i Niercntrnnsplantatscreening angeselieii werden 111). Bei der Diagnose von (;eliil3verschlüsscn der großen Trarisplantatgclkßc wcist die L)uplexsonographie eine nahezu 100 'Lige Sensitivität uiid S p ~ z i f i tät auf (12). Die anTingliche Hol'l'iiung. daß die bei der Hejektioii heobncliteten Flußphänomene einzigartig sind und somit cine sichert, DiKerentialdiagnnstik u.a. zwischeri akiiler lubul5rer Nckrosc und Abstoßung zulassen. wurde durch mehrere Arbeileii geniiiidert (1. 5. '13). die ähnliche Fliißveränderungcn auch bei anderen Trarisplantntkomplikationcn beobactiteteii. IIci dieser Beurteilung iriiiß jedoch auf die Existenz zweier iiriterschiedlichcr Formcn von Abstoßiirigsreaktioncn hingcwicscn werden. dir zelluläre Abstoßung mit gcringeren Flußpliäiiornenverändcrungen und dir vaskiiläre Rejektion. die i n der Kegel mit eiiier sehr starken Widcrstandserhöhurigeiiihergeht und teilweise eine diastolische Flußuirikehr verursacht (10). Diese DilTereiizieruiig lassen cinigc Autoren iri ilireri Arheiten \lermisSen. Nichtsdestotrotx existieren mchrcrc Nierentransplan1.atkoiiiplikationcn. dic cine Erhöhiiiig des Organwidcrstandcs und somit der Flußparanietcr (PI. t{IJ wie bei der Rejektioii bewirken (13). Daz~igehören der 'l'ri~risl>lnntatvcncn\~crschluß, der aiisgeprtigte Ilarnaufstau. die schwere P~eloiiepliritisund auch die schwere

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Abb. 2 Verlauf von Ausscheidungsmenge. Resistance-Indexund duplexsonographischen Flußku~enbei Nierentransplantatmit hamolytischuramischemSyndrom (Duplex:3 mm ..samplevolume"jedesmal in Segrnentarlerie plazieri).

akute tubuläre Nekrose. Inwieweit auch die akute Cyclosporin Alntoxikntion ciiio der Rejektion ähnliche I:lußkurvenveränderiii~g bewirkt. ist bislang iiocli nicht ausreicliend geklnrt. Mchrcrc Aiitorcn (1. 3. 5. Y) konnten i n ihren Populationeii bei der Cyc,losporin A-Intoxikation keine signiiikantcn Vcränderungen der FlußindiCes, also keirie Ertiöliuiig des Organwiderstandes nachweisen und dcklaricrtcn z.'l'. die L>uplexsonographie als iriöglichen Difiiereiizierungsparamctcr zwischcn der akuten Hejektion und der Cyclosporin A-lntoxikalioii. Dies siüiide irr1 Widerspruch zu den pathomorphologischen Veränderungen bei der Cyclosporin A-lntoxikntioii. bei der kontraktile Vcrändcrungcn am glomerulären Cefißbett gefundeii wurdeii (4. 8). Dei Perl'usionsstudicn mit der dynamischen Computertomographie konriteri dagegeii diese kortikalen C,eIiillver?indcrungcn nachvollzogen werden ( 7 ) . Ein großes Problem stellt sictierlicli die fehlende eindeutige Diagnoscsichcrung dar. dcnn klinischer Verlauf und leider auch Iiistologische IJntersiichung wciscn kcinc absolute Akkuratheit auf (1 1). was insbesondere 1x4 'Clisclikoniplikationen zum Tragcn kommt. Wcitcrc Untersuchungen i n dieser Richturig rnit größeren Popiilationen und gesicherten Diagnoscn sind daher zu fordern. Die hier vorgcstclltc Nicrcntransplantatkomplikation des hämolytiscli-iirtiinischen Syndroiiis darf dngcgcn als gesichert betrachtet werden. Das histologisct~eBild iirirl der tlierapeiitisclie Ell'ekt der Plasmascparation mit rascher klinischer Besserung ließen sich iriil deiii diiplexsnnogrnpliiscben Erschcinungsbild gut korrclicrcn und monitoren. Huckley iind Mitarb. (3) bescliriebeii iihiilichc duplcxsonographischc Vcränderungen an cincm Nierentrarisplaiital.bei eirieiii Patienten niit IIIJS, so daß m i t dem hämolytisch-urämischen Syndrom eine weitere Koiriplikalionsart aiifgefiihrt wcrdcn kann. die cinc dcr Hcjcktion ähnliche 1:lußkurvenveränderiirig bewirkt iiiid soniit die Spezifität dcr Diiplexsonographic beim Nierentransplantatscreening weiter ahsenkt.

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Aiisscheldungsmenge

0.Jc~rlnsenund Mitarb.: Uuplexsonogrnphische Verlau.skontrolleeincsNieret~transpla~ztates -

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Dr nzed. Olav Jansen P-.Institut für Radiologie ~

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486 I'ortschr. Röntgenslr. 153.4 -

[Duplex sonographic follow-up of a kidney transplant in a case of hemolytic-uremic syndrome].

Duplexsonographische Verlaufskontrolle eines Nierentransplantates beim hämolytisch-urämischen Syndrom (HUS) Von 0. Jcirisen, C. Strussburger* L L I Z...
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