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Transkatheterverschluß des persistierenden Ductus arteriosus Botalli im Kindesalter Eine Alternative zur operativen Ligatur J. 1. Stein, A. Beitzke, Ch. Suppan

Zusammenfassung Im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung wurde bei vier Kindern ein persistierender Ductus arteriosus Botalli (PDA) mit einem ,Rashkind-Schirmchen' verschlossen. Ihr mittleres Alter lag bei 5,1 ± 1,5 Jahren (2,8-6,3 Jahre) und das Gewicht im Mittel bei 18,8±3,8 kg (14,1-22,3 kg). Der PDA war der einzig bestehende Herzfehler und wurde klinisch und mit farbkodiertem- und continuous wave-Dopplerultraschall festgestellt. Nach angiographisch bestimmter Größe des PDA wurde ein entsprechendes ,Rashkind-Schirmchen' erfolgreich implantiert. Komplikationen traten keine auf. Bei zwei Kindern war der Ductus bereits unmittelbar nach Implantation des Schirmchens verschlossen. Bei den beiden anderen Kindern zeigte sich angiographisch noch ein minimaler Restshunt, der nur bei einem Kind auch noch nach 24 Std. bei der Ultraschalluntersuchung nachgewiesen werden konnte, im Kontrollechokardiogramm nach einem Monat aber verschwunden war. Der Transkatheterverschluß des PDA jenseits des Neugeborenenalters mit dem ,Rashkind-Schirmchen' ist eine sichere und effektive Alternative zur operativen Ligatur und sollte in Zukunft zur Therapie der ersten Wahl dieser Patientengruppe werden.

Einleitung Der persistierende Ductus arteriosus Botalli (PDA) stellt jenseits des Neugeborenenalters wegen seiner möglichen Komplikationen - Endokarditis, pulmonaler Hochdruck, Aneurysmenbildung, Thromboembolismus - nach DiagnosesteIlung eine absolute Indikation zum Verschluß dar (5, 11). Nach dem ersten Bericht einer erfolgreichen operativen Ligatur eines PDA durch Gross (1939) wurde die chirurgische Intervention zu einem sicheren Routineeingriff mit geringer Morbidität und Mortalität (2, 4, 5, 9, 11, 12). Zur Behandlung des PDA in der Neugeborenenperiode konnte allerdings auch bald eine medikamentöse Alternative mit der Indometacingabe gefunden werden (5, 9, 11).

Klin. Pädiatr. 203 (1991) 141-145 © 1991 F. Enke Verlag Stuttgart

Transcatheter Closure of the Patent Ductus Arteriosus in Children - An Alternative to Surgical Ligation Transcatheter closure of a persistently patent ductus arteriosus (PDA) was successfully performed in four children using a Rashkind double disk umbrella device. Mean age was 5.1 ± 1.5 (2.8 to 6.3 years) and weight 18.8±3.8 kg (14.1 to 22.3 kg). In all children the PDA was the only cardiac lesion and was diagnosed clinically and by means of continuous wave and colourcoded doppler echocardiography. After angiographic measurement of PDA size the correlating device was implanted. The ductus was closed immediately in two children, whereas there was a residual angiographic shunt in the others. Echocardiography performed within 24 hours showed a minimal shunt only in one of these cases. The shunt had disappeared at the one month follow up study. We experienced none of the reported possible complications. Transcatheter closure of the PDA after the neonatal period seems to be a safe and effective alternative to surgical ligation as our early experience shows, and should become the procedure of first choice in these patients.

Mit der Entwicklung der interventionellen Kardiologie war wiederum der PDA als einer der ersten Herzfehler das Objekt der Versuche einen transvasalen Verschluß des Gefäßes zu erreichen. Die von Porstmann (1971) entwickelte Methode des transarteriellen Verschlusses erreichte wegen ihrer Gefäßkomplikationen im Kindesalter nur eine beschränkte Verbreitung (14). Durch die Einführung eines transvenös implantierbaren Schirmchens durch Rashkind und Cuaso (1979) steht nun - nach einigen technischen Verbesserungen - eine sichere nicht-chirurgische Methode des perkutanen transvasalen PDAVerschlusses zur Verfügung (15, 16). Wir berichten unsere ersten Erfahrungen mit dieser Technik.

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Department für Pädiatrische Kardiologie (Leiter: Prof. Dr. A. Beitzke), Universitäts-Kinderklinik Graz

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Eine routinemäßige Antibiotikatherapie wird im Allgemeinen nicht durchgeführt. Eine möglicherweise mit dem Eingriff zusammenhängende Endokarditis wurde nur einmal beobachtet (3). Insgesamt betrug die Komplikationsrate in den ersten Mitteilungen 10-15010 und liegt derzeit zwischen 2% und 6% (1, 3, 6, 7, 9, 10, 13, 16). Unsere ersten Erfahrungen mit dem ,Rashkind-Schirmchen' zum Transkatheterverschluß des PDA bestätigen die internationalen Berichte wonach diese Methode eine sichere und effektive Alternative zum operativen Vorgehen ist, wenngleich sie derzeit auf Grund der Größe des Einführungsbesteckes noch auf Kinder mit einem Gewicht von über 5 kg beschränkt ist, und der PDA nicht größer als 10 mm im Durchmesser sein soll. Wir glauben aber, sie solle in Zukunft die Methode der ersten Wahl zur Behandlung des PDA jenseits des Neugeborenenalters werden.

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Dr. Jörg-Ingolf Stein Department für Pädiatrische Kardiologie Universitäts-Kinder klinik Graz A uenbruggerplatz A-8036 Graz

Buchbesprechung

G.-A. von Harnack u. G. Heimann: Kinderheilkunde. 8. neubearb. Aufl. 1990.510 S, 229 Abb., 16 Farbaufnahmen, Brosch. DM 48,-. ISBN 3-540-51702-2 Die 8. Neuauflage dieses Lehrbuches seit 22 Jahren beweist einerseits seine große Beliebtheit und seine weite Verbreitung, andererseits ist durch diese Neubearbeitung der Text in vielen Belangen auf den neuesten Stand des Wissen gebracht. Unter den zahlreichen Lehrbüchern für die Kinderheilkunde im deutschen Sprachraum ist dieses Buch durch seine besondere Ausgewogenheit des Textes, durch die klare Darstellung und die ausgezeichnete Lesbarkeit besonders hervorzuheben. Der klare Text ist durch zahlreiche

instruktive Zeichnungen und anschauliche Tabellen aufgelockert, sodaß er sowohl für den Studenten, als auch für den in Ausbildung befindlichen Arzt wärmstens empfohlen werden kann. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß dieses Buch auch in den Schulen für Kinderkrankenschwestern sehr beliebt und weit verbreitet ist. Auch für die Vorbereitung des Unterrichtes leistet es beste Dienste. Im Hinblick auf die große Bedeutung, die der Entwicklungs- und Verhaltensdiagnostik in der kinderärztlichen Praxis zukommt, erscheint das diesbezügliche Kapitel etwas knapp bemessen. Insgesamt ist dieses Buch sowohl für Studenten als auch für Ausbildungsärzte wärmstens zu empfehlen. Es eignet sich hervorragend als Lehr- und Lernbuch.

Hohenauer, L., Linz

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Transkatheterverschluß des persistierenden Duktus arteriosus Botalli im Kindesalter

[Trans-catheter closure of patent ductus arteriosus in childhood--an alternative to surgical ligature].

Transcatheter closure of a persistently patent ductus arteriosus (PDA) was successfully performed in four children using a Rashkind double disk umbrel...
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