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S 93

Therapie von Haut- und Weichgewebeinfektionen aus der Sicht des Dermatologen Therapy of skin and soft tissue infections from dermatologist’s point of view 00

Abb. 1 Erysipel im rechten Bein.

Abzugrenzen ist das klassische Erysipel von dem, was man „begrenzte Phlegmone“ oder „begrenzte Weichgewebeinfektion“ nennen mag. Diese nur gering eitrigen Infektionen der Haut werden gleichsam zwischen dem Streptokokken-bedingten Erysipel und der eitrigen, z. T. nekrotischen, bis an die Faszie reichenden, schweren Phlegmone eingereiht. Sie manifestieren sich klinisch als überwärmte, ödematöse, schmerzhafte Rötung und teigige Schwellung (q Abb. 2). Im Gegensatz zum Erysipel ist das Erythem livider und ödematöser. Diese Form der Weichgewebeinfektion nimmt häufig ihren Ausgang von einer Wunde (z. B. einem chronischen Ulkus), die oft infiziert ist. Solch eine begrenzte Phlegmone bedarf in

C. Sunderkötter1 Infektiologie Zusammenfassung | Abstract

Schlüsselwörter Weichgewebeinfektion Erysipel Phlegmone

q q q

Keywords soft tissue infection erysipel phlegmone

q q q Abb. 2 Begrenzte Phlegmone im linken Bein/Fuß.

der Regel keiner chirurgischen Versorgung; adäquate Wundpflege und Antibiotikatherapie sind ausreichend. Wenn aus den Wunden als vermeintlichem Ausgangspunkt solcher unkomplizierten, begrenzten Phlegmone Staphylococcus aureus isoliert wird, so ist davon auszugehen, dass dieser Keim auch der verantwortliche Erreger in der infizierten Dermis ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob noch andere – z. B. gramnegative Bakterien – im Wundabstrich isoliert wurden. Diesen Zusammenhang konnten wir in eigenen Untersuchungen nachweisen. Er gilt für unkomplizierte Weichgewebeinfektionen, also bei Patienten ohne schwere Erkrankungen oder Immunsuppression. Daher ist eine Therapie mit Cefalexin oder Cefadroxil bzw. mit Flucloxacillin oder Oxacillin hier in der Regel wirksam und ausreichend [1]. Handelt es sich hingegen um eine komplizierte Weichgewebeinfektion oder schwere Phlegmone, dann können Anaerobier oder gramnegative Erreger nicht als Ursache ausgeschlossen werden. In solchen Fällen können wir daher zur kalkulierten Therapie Amoxicillin/Clavulansäure oder Moxifloxacin raten. Bei Nachweis von MRSA empfiehlt sich auch ein Cephalosporin der neuesten Generation wie Ceftarolin, das diese multiresistenten Keime sicher erfasst. Wenn zu einer begrenzten Phlegmone bestimmte komplizierende Faktoren hinzutreten (z. B. gestörte Durchblutung), sollte das Antibiotikum parenteral appliziert werden. Hier eignet sich beispielsweise eines der Isoxazolylpenicilline wie Flucloxacillin oder Oxacillin (4 × 1–2 g/Tag) oder alternativ Cefuroxim (2 × 0,75–1,5 g/Tag) oder ein Cephalosporin der Gruppe 2, welches nach intravenöser Gabe zuverlässiger aufgenommen wird als bei der nicht empfohlenen oralen Gabe.

Institut Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Universitätsklinikum Münster eingereicht 18.12.2013 akzeptiert 16.01.2014 Bibliografie DOI 10.1055/s-0034-1369872 Dtsch Med Wochenschr 0 2014; 139: S93–S94 · © Georg Thieme Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721439-4 13 Korrespondenz Prof. Dr. med. Cord Sunderkötter Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten, Dermato-Onkologie und Dermatomikrobiologie, Universitätsklinikum Münster Von-Esmarchstr. 58 48149 Münster Tel. 0251/8356501 (Vermittlung) Fax 0251/8356522 eMail cord.sunderkoetter@ ukmuenster.de

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Der Terminus „Weichgewebeinfektionen“ ist ein Oberbegriff, der ein breites Spektrum von oberflächlichen dermalen, über tiefer/tief in die Subkutis reichende, bis hin zu Toxin-vermittelten, lebensbedrohlichen Infektionen umfasst. Ein Beispiel für eine eher in den oberen Schichten des Weichgewebes verlaufende Infektion, die allein konservativ-medikamentös behandelt wird, ist das Erysipel: Es handelt sich um eine nicht-eitrige Infektion, die durch hämolysierende Streptokokken (überwiegend Gruppe A) verursacht wird (q Abb. 1). Die Erreger sind meist durch kleine Hautläsionen, wie z. B. Interdigitalmykosen, eingedrungen und breiten sich entlang der Lymphspalten aus. Charakteristisch ist das hellrote, glänzende und überwärmte Erythem, oft mit zungenförmigen Ausläufern, welches bereits initial mit systemischen Manifestationszeichen wie Frösteln, Fieber und allgemeinem Unwohlsein einhergeht. Therapie der ersten Wahl ist Penicillin.

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Das Vorgehen bei Infektionen mit der Notwendigkeit zur chirurgischen Intervention und bei schweren, schnell progredienten Haut- und Weichgewebeinfektionen wird im Abstract von C. Eckmann auf Seite S91 erläutert. Autorenerklärung: Der Autor erklärt, dass er Beratungstätigkeiten für Pfizer, Roche, BMS, Actelion, Biotest, Infectopharm und Vortragstätigkeiten für Bayer, AstraZeneca, MEDA und AbbVie übernommen hat. Literatur 1 Sunderkötter C, Altiner A, Berner R et al. Haut-und Weichgewebeinfektionen, Mastitis. In: Bodmann K, Grabein B eds. Expertenkommission der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie e.V. Empfehlungen zur kalkulierten oralen Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen – Update 2013 GMS-Infectious Diseases. 2014; in press

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Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: S93–S94 · C. Sunderkötter, Therapie von Haut- …

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