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Chronische Rückenschmerzen

Opioide nicht als Monotherapie Opioidanalgetika werden zunehmend auch zur Behandlung von chronischen Rückenschmerzen eingesetzt. Mit den Empfehlungen der S3-Leitlinie LONTS lassen sich mögliche Risiken minimieren.



Die Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS) ist umstritten: Zwar werden auch in Deutschland zunehmend häufiger Opioide längerfristig an Patienten ohne Krebserkrankung verordnet, die Evidenzlage gibt das jedoch nicht immer her. Laut der 2014 aktualisierten S3Leitlinie LONTS gibt es nur vier Indikationen, in denen eine vier- bis zwölfwöchige Opioidtherapie mit „quantitativ und qualitativ ausreichender Evidenz“ gesichert ist. Das sind außer chronischen Rückenschmerzen chronische Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie und bei Arthrose sowie Postzoster-Neuralgien. Laut Leitlinie sind dies auch die einzigen Krankheitsbilder mit Daten, die den möglichen Nutzen einer Therapie über ein halbes Jahr und mehr anzeigen. Wie groß der ist, lässt sich mangels Placebokontrollen in den entsprechenden Studien allerdings nicht beziffern.

Geschätzt wird, dass etwa 25% der Patienten mit den genannten Schmerzursachen von einer Langzeittherapie profitieren. Bei allen anderen Krankheitsbildern wird eine kurz- oder langfristige Therapie mit opioidhaltigen Analgetika als individueller Therapieversuch gewertet. Für die Durchführung einer Schmerztherapie mit Opioiden haben sich die Leitlinienautoren unter anderem auf folgende Empfehlungen geeinigt: Möglicher Nutzen und Schaden einer Opioidtherapie im Vergleich zu anderen medikamentösen und nicht medikamentösen Optionen müssen mit dem Patienten besprochen werden. Die Wahl des Opioidanalgetikums richtet sich nach Begleiterkrankungen, Nebenwirkungsprofi l und Patientenpräferenzen. Opioide sollten nicht als Monotherapie eingesetzt werden. Physikalische und/oder physioherapeutische und

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ggf. psychotherapeutische Verfahren sollen die Behandlung ergänzen. Es sollten Präparate mit retardierter Galenik bzw. langer Wirkdauer verwendet werden. Die Therapie erfolgt nach einem festen Zeitplan. Die Behandlung soll mit niedrigen Dosierungen begonnen und langsam gesteigert werden. Dosierungen über 120 mg orales Morphinäquivalent werden nicht empfohlen. Die meisten Patienten sollten zur Vermeidung von Obstipation prophylaktisch mit Laxanzien behandelt werden. In den ersten Wochen kann auch eine antiemetische Therapie angezeigt sein. Eine Langzeittherapie für mehr als drei Monate soll nur bei Respondern durchgeführt werden. Nach sechs Monaten sollte aber auch bei diesen Patienten eine Dosisreduktion und/oder ein Auslassversuch unternommen werden. Während der gesamten Therapie ist regelmäßig zu prüfen, ob die Therapieziele weiter erreicht werden und ob es Hinweise auf Nebenwirkungen (z. B. Libidoverlust, kognitive Probleme, Stürze) oder Fehlgebrauch gibt. smj ■

■ S3- Leitlinie „Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen“, AWMF-Register Nr. 145-003 (Stand Oktober 2014)

Kanadische Studie

In puncto puncti lautet ein alter Ratschlag, man solle vorne aufhören, wenn es hinten anfängt – wehzutun, heißt das. Der Rat ist einerseits überflüssig, weil sich für die meisten Menschen nicht nur der Sex aufhört, wenn der Rücken schmerzt. Andererseits ist die Empfehlung unvollständig, weil sie nicht sagt, wie man verstärktes Kreuzweh beim näheren Kennenlernen vermeidet. Was rückengeplagte Männer betriff t, ist diese Wissenslücke dank einer kanadischen Studie nun geschlossen. Es kommt offenbar darauf an, wann es schmerzt. Schmerzen beim Beugen: Zu vermeiden sind Stellungen in Seitenlage von hinten und ventro-ventral gestützt auf die Ellbogen. Mittelmäßig günstig ist Coitus a tergo (von hinten), wenn sich der passive Partner auf die Hände stützt. Am ehesten zu empfehlen sind die ventro-ventrale Stellung gestützt auf die Hände und a tergo, wobei der passive Partner auf den Ellbogen ruht.



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© lofilolo / iStock / Thinkstock

Sex ohne Kreuzweh: So funktioniert’s

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Schmerzen beim Strecken: Stellungsempfehlung umgekehrt wie beim Beugeschmerz. Schmerzen beim Gehen: Hier ist nur zu empfehlen, dem oben zitierten alten Rat zu folgen – keine der genannten Stellungen ermöglicht rückenschmerzfreien Sex. rb ■

■ Sidorkewicz N, McGill SM. Male Spine Motion During Coitus. Spine 2014;20:1633–9

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (4)

[Sex without backache: this is how it works].

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