Seif u. a.: Ektopische Choriongonadotropinbildung in Apudomen

Nr. 6, 10. Februar 1978, 103. Jg.

Z5 3

Dtsch. med. Wschr. 103 (1978), 253-259 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

F. J. Seif, W. Scherbaum, P. Sadowski, F.

Heni und G. Kurz-Isler

Medizinische Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. F. Beni) und Abteilung für submikroskopische Pathologie und Neuropathologie (Direktor: Prof. Dr. W. Schlote) der Universität Tübingen

Zwei Phäochromozytome, zwei Dünndarmkarzinoide und ein Vipom des Pankreas zeigen APUD-Eigenschaften und bilden elektronendichte Sekretgranula als Ausdruck der Synthese und Speicherung von Proteohormonen. Außer Katecholaminen, Serotonin und vasoaktivem intestinalen Polypeptid (VIP) enthalten alle fünf Tumoren immunreaktives Choriongonadotropin (hCG) und dessen freies -Protomer (hCGÇ3). Die hCG-Bildung ist Ausdruck einer Entdifferenzierung. Das im Plasma der Tumorpatienten nachweisbare hCG und hCG3 ist als Tumorindikator zu werten. Das Pearsesche Konzept, daß Apudome ektodermalen Ursprungs sind, ist auf die untersuchten Blastome anwendbar. Apudome sind Blastome, die aus Zellen bestehen, die dem APUD-System nach Pearse zugerechnet werden. Diese Zellen sind dadurch charakterisiert, daß sie Amine enthalten oder Aminvorstufen aufnehmen und diese dann zu Aminen decarboxylieren (Amine content and Amine Precursor Uptake and Decarboxylation: APUD) (14). Auch die adrenomedullären und enterochromaffinen Zellen werden zum APUD-System gezählt. Sie synthetisieren und sezernieren Aminhormone, Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin (S-Hydroxytryptamin). Diese endokrinen Zellen und ihre neoplastischen Aquivalente in Phäochromozytomen und Karzinoiden enthalten elektronendichte, membranumschlossene Granula. Solche Granula sind aber Charakteristika von Zellen, die Proteohormone sezernieren (4, 11). Es stellt sich somit die Frage, welche Peptide oder Proteohormone in den adrenomedullären und enterochromaf finen Zellen der Phäochromozytome und Karzinoide gebildet werden, ob solche Peptide oder Proteohormone im Blut nachweisbar sind und möglicherweise als Tumorindikator gewertet werden können. Zwei Fälle von Phäochromozytom, zwei mit Karzinoid-Syndrom und einer mit Verner-Morrison-Syndrom (27) sind unter diesen Gesichtspunkten untersucht worden.

Kasuistik Fall 1: Phäochromozytom. Die 69jährige Frau B. U. klagte seit 10 Jahren über Anfälle von Nervosität, vermehrter Transpiration, Hautblässe, Palpitation und Tachykardie. Der Blutdruck, sonst normal um 140/70 mm Hg, stieg unter den plötzlich einsetzenden Episoden auf 250/80 min Hg an. Die gleiche Symptomatik ließ sich durch 0,2 mg Glucagon intravenös auslösen. Sammelurin über 24 Stunden enthielt 32 mg Vanillylmandelsäure (Norm:

[Ectopic production of chorionic gonadotropin in apudomas (author's transl)].

Seif u. a.: Ektopische Choriongonadotropinbildung in Apudomen Nr. 6, 10. Februar 1978, 103. Jg. Z5 3 Dtsch. med. Wschr. 103 (1978), 253-259 © Georg...
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