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Verhindert Vitamin D kolorektale Karzinome? Eine Fall-Kontroll-Studie innerhalb der Nurses‘ Health Study und der Health Professionals Follow-up Study zeigt, dass hohe Plasmakonzentrationen von 25(OH)Vitamin D3 mit einem niedrigen Risiko für Kolorektalkarzinome mit ausgeprägter Immunreaktion assoziiert sind.



Vitamin D entwickelt sich allmählich zum Tausendsassa bei der Krankheitsprävention. Dies bezieht sich nicht nur auf die bekannte Osteoporoseprophylaxe, sondern auch auf eine Reihe anderer Erkrankungen – insbesondere Karzinome. Die vorwiegende Quelle der Evidenz stellen bisher epidemiologische Studien dar. Nun haben sich auch in einer methodisch höherwertigen Fall-Kontroll-Studie derartige Resultate ergeben, wobei offensichtlich die Tumor-Wirt-Interaktion eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Unter den Teilnehmern der beiden großen epidemiologischen Studien zu verschiedenen Krankheitsrisiken fanden sich 318 Personen mit kolorektalen Karzinomen (CRC) als Fallgruppe. Untersucht wurden nicht nur die Plasmakonzentrationen von 25(OH)D3, sondern auch lymphozytäre Reaktionsparameter, Lymphozyten-Subpopulationen der im Tumor vorhandenen T-Zellen und eine Mikrosatelliteninstabilität repetitiver DNA-Sequenzen. Es zeigte sich eine inverse Assoziation zwischen der Höhe der Vitamin-D-Konzentrationen und dem Vorkommen von CRC mit einem hohen Grad an intratumoraler periglandulärer Reaktion – nicht jedoch mit CRC von niedriger Reaktionsintensität. ■ Song M et al. (Korres.: [email protected]): Plasma 25-hydroxyvitamin D and colorectal cancer risk according to tumour immunity status. Gut 2015;0:1-9

Kommentar Offensichtlich spielt Vitamin D eine Rolle für die Interaktion zwischen Tumor und Wirt. Auf welche Weise das genau geschieht geschieht, ist vorläufig allerdings noch spekulativ. Für die Praxis interessant ist vor allem die Frage, ob sich Vitamin D als Prophylaxe für Kolorektalkarzinome eignet. Zu dieser Frage gab es bereits eine große randomisierte Studie mit Supplementation von täglich 400 IU Vitamin D in Kombination mit 1.000 mg Kalzium, in der sich über sieben Jahre hinweg keinen Einfluss auf die Inzidenz von CRC ergab. Allerdings ist fraglich, ob in dieser Studie Vitamin D in ausreichender Dosierung und Zeitdauer gegeben wurde. Die vorliegende Untersuchung eröffnet auch interessante Aspekte für die Rezidivprophylaxe kolorektaler Karzinome, sofern eine hohe intratumorale Reaktionsintensität nachgewiesen wird. Im Sinne einer personalisierten Medizin lohnt sich möglicherweise die Messung lymphozytärer Reaktionsparameter im Tumor, um diejenigen Patienten zu ermitteln, die von einer entsprechend dosierten Vitamin-D-Supplementation besonders profitieren könnten. Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (4)

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[Does vitamin D prevent colorectal cancers?].

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