Top-Infos aus neuen Leitlinien

Leitlinie Husten F. Holzinger S. Beck

Langfassung der Leitlinie

Die neue S3-Leitlinie „Husten“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) ist seit 3/2014 verfügbar. Die Leitlinie von Online Publikation: DMW Deutsche Wochenschrift 2 06 014; 2008 wurdeMedizinische anhand umfangreicher neuer Evidenz aktualisiert und beschränkt 1392 3:2025 Georg Thieme Verlag KG · Stuttgart · New York · ISSN 0012-04721439-4 13 Husten, die im sich auf· ©erwachsene Patienten mit akutem und chronischem ambulanten Sektor betreut werden. In der hausärztlichen Versorgung ist Husten einer der häufigsten Behandlungsanlässe.

▼ Bei klinischer Diagnose einer akuten unkomplizierten Bronchitis soll auf Laboruntersuchungen, Sputumdiagnostik und Röntgenthorax-Aufnahmen verzichtet werden [u.a. Cochrane Database Syst Rev, 2009(4): CD001268] (Klasse-A-Empfehlung). Bei ambulant betreuten Patienten mit akutem Husten reichen Anamnese und symptomorientierte körperliche Untersuchung zur Diagnosefindung in der Regel aus. Technische Untersuchungen sind nur bei Verdacht auf einen gefährlichen Verlauf (z.B. Lungenembolie, Pneumothorax) notwendig. Top-Info 2 Patienteninformation statt Pharmakotherapie

▼ Der Patient soll über den Spontanverlauf eines akuten Erkältungshustens aufgeklärt werden (Klasse-A-Empfehlung). Ein akuter Husten im Rahmen eines Infektes sollte nicht mit Expektorantien und nur in Ausnahmefällen mit Antitussiva behandelt werden (Klasse-B-Empfehlungen). Substanzen wie Acetylcystein oder Ambroxol werden bei produktivem Husten häufig eingesetzt, obwohl zur Wirksamkeit bei akuten Atemwegsinfekten keine Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) vorliegt. Die Übertragbarkeit von Ergebnissen aus Studien zur chronischen Bronchitis ist unklar. Auch für Antitussiva wie Codein konnte gegenüber Placebo keine überzeugende Wirkung gezeigt werden, daher sollten diese nur bei quälendem nächtlichem Husten kurzfristig eingesetzt werden [Cochrane Database Syst Rev 2012(8): CD001831]. Für einige Phytotherapeutika (z.B. Myrtol, sowie Kombinationen von Thymian-Efeu und Thymian-Primelwurzel) zeigen RCTs mit heterogener Methodik eine begrenzte Linderung des Hustens. Wichtig ist, den Patienten aufzuklären, dass ein unkom-

plizierter Erkältungshusten auch ohne Therapie selbstlimitierend ist, und den Einsatz von Medikamenten kritisch abzuwägen. Top-Info 3 Keine Antibiotika bei akuter Bronchitis

▼ Eine unkomplizierte akute Bronchitis soll nicht mit Antibiotika behandelt werden (Klasse-A-Empfehlung) [Cochrane Database Syst Rev 2004(4): CD000245, assessed as up-to-date 2010] Antibiotika bewirken nur eine marginale Verkürzung der Krankheitsdauer (weniger als ein Tag), verursachen aber potenziell schwere Nebenwirkungen und Resistenzentwicklungen. Die Sputumfarbe ist kein guter Prädiktor für eine bakterielle Beteiligung [Eur Respir J 2011; 38: 119–125; J Antimicrob Chemother 2007; 60: 638–644]. Top-Info 4 Chronischer Husten – probatorische Therapie nach klinischer Diagnose

▼ Der chronische Husten wird entsprechend internationaler Nomenklatur als > 8 Wochen Dauer definiert. Patienten mit Husten über 8 Wochen sollten einen RöntgenThorax in 2 Ebenen erhalten (Expertenkonsens). Zur Diagnostik und Therapie von Asthma und COPD wird auf die entsprechenden Nationalen Versorgungsleitlinien verwiesen. Bei anderen häufigen Ursachen des chronischen Hustens kann bei einer klaren klinischen Verdachtsdiagnose ohne weitere aufwändige technische Bestätigungsuntersuchungen eine probatorische Therapie begonnen werden. Bei Husten mit Verdacht auf eine zugrunde liegende bronchiale Hyperreagibilität sollte eine probatorische Behandlung mit einem inhalativen Kortikoid erfolgen, bei Verdacht auf GERD-assoziierten chronischen Husten sollte ein Therapieversuch mit Protonenpumpeninhibitoren durchgeführt werden (Klasse-B-Empfehlungen).

Beck S, Dini L, Heintze C, Holzinger F, Stoeter C. DEGAM-Leitlinie Nr. 11: Husten. Online verfügbar unter: → http://www.degam.de/files/Inhalte/ Leitlinien-Inhalte/Dokumente/DEGAM-S3Leitlinien/Langfassung_Leitlinie_Husten_ 20140323.pdf

Top-Info 5 Konsequente Raucherberatung

▼ Alle Patienten mit Husten sollen nach ihrem Tabakkonsum gefragt werden, der Raucherstatus soll regelmäßig dokumentiert werden. Raucher sollen mit persönlichem Bezug zur Tabakentwöhnung motiviert werden (Klasse-A-Empfehlungen). Die ärztliche Beratung erhöht die Rate an Patienten, die das Rauchen aufgeben [Cochrane Database Syst Rev, 2013(5): CD000165].

Fazit In der Abklärung und Behandlung des akuten Hustens ist weniger oft mehr. Wichtig ist der Verzicht auf eine nicht indizierte Antibiotikagabe bei unkomplizierten Atemwegsinfekten - auch bei akuter Bronchitis mit gelb-grünem Sputum. Ein Erkältungshusten verläuft bei sonst Gesunden in der Regel selbstlimitierend – auch ohne Medikation. Beim chronischen Husten kann bei einigen häufigen Verdachtsdiagnosen ohne aufwändige Diagnostik probatorisch behandelt werden. Interessenkonflikte: keine

Dr. med. Felix Holzinger, Dr. med. Sabine Beck Institut für Allgemeinmedizin, Charité Universitätsmedizin Berlin DOI 10.1055/s-0034-1374706

Dtsch Med Wochenschr 2014; 139: 2025

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Diagnostik und Therapie bei Husten Top-InfosausneuenLeitl nien

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Top-Info 1 Anamnese und Klinik bei unkompliziertem Verlauf ausreichend

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