PRAXIS

Mini-Review Praxis 2014; 103 (21): 1263 – 1270

1263

Berner Fachhochschule, Gesundheit, Disziplin Physiotherapie, Bern1; Akademie für Physiotherapie und integrative Trainingslehre, Vrije Universiteit Brüssel2; Labor für menschliche Biometrie und Biomechanik, Brüssel, Belgien3 Slavko Rogan, 1Jan Riesen, 1,3Jan Taeymans

1,2

Klinische Bedeutung der Aktivierung der Rumpfmuskelketten während Rumpfübungen – eine systematische Literaturübersicht Core Muscle Chains Activation During Core Exercises Determined by EMG – a Systematic Review

Zusammenfassung Eine gut funktionierende Rumpfmuskulatur ist zur Bewältigung von täglichen Aktivitäten für den Menschen unverzichtbar. Für einen Athleten ist es ein wichtiger Faktor für sportlichen Erfolg. In der Literatur ist jedoch nicht genau beschrieben, inwiefern die Rumpfmuskulatur durch Übungen effektiver angesteuert werden kann. Das Ziel dieser systematischen Literaturstudie war es, die Aktivierungsrate, gemessen mittels Elektromyographie, der ventralen, lateralen und dorsalen Rumpfmuskelketten während der Ausführung von Rumpfmuskelübungen zu evaluieren. Es erfolgte eine systematische Literatursuche in Pedro, PubMed, Medpilot und Embase. Es wurden 16 Studien eingeschlossen. Alle untersuchten Übungsvarianten erreichten eine gute Aktivierungsrate der Rumpfmuskulatur. Die Ausgangsstellung beeinflusste tendenziell das Aktivierungsmass der Rumpfmuskulatur: Übungen aus einer vertikalen Ausgangsstellung («Deadlift» oder «Squats») aktivierten die Rumpfmuskulatur signifikant stärker als Übungen in einer horizontalen Ausgangsstellung. Schlüsselwörter: Rumpfmuskulatur – Bauchmuskulatur – Rückenmuskulatur – Muskelketten © 2014 Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern

Einleitung Die Bedeutung der Rumpfstabilität, bzw. der Rumpfkraft im Alltag oder in der Rehabilitation, resp. in der Prävention von Rückenschmerzen ist evident [1–3]. Des Weiteren ist man sich in der Literatur einig, dass eine gute Rumpfstabilität bzw. Rumpfkraft eine wichtige Komponente der sportlichen Leistung darstellt und dem Schutz vor Überbelastung und Verletzungen dient [4,5]. Uneinig ist man sich in der Literatur dagegen über die Definitionen von Rumpfstabilisation und Rumpfkraft. Bergmark [6] postulierte das Modell der lokal stabilisierenden und global bewegenden Muskulatur. Panjabi [7,8] nannte passive, aktive und neuronale Komponenten, um eine Rumpfstabilität zu gewährleisten. Kibler, Press und Sciascia [9] schilderten die Rumpfstabilität als die Fähigkeit, die Position und Bewegung des Rumpfes über dem Becken zu steuern und eine optimale Produktion, Übertragung und Steuerung der Kraft in die Extremitäten bei sportlicher Aktivität zu erzeugen. Unter Rumpfkraft verstehen Akuthota und Nadler [10] die muskuläre Kontrolle, die notwendig ist, um die Stabilität in der LWS aufrechtzuerhalten. Das Training für Rumpfstabilisierung bzw. Rumpfkraft begann in den 1950er Jahren an Kraftmaschinen. Anfang der 1990er Jahre wurde vermehrt mit freien Gewichten trainiert. Einerseits argumentierte man, dass Kraftmaschinen

Im Artikel verwendete Abkürzungen: CONSORT Consolidated Standards of Reporting Trials EMG Elektromyographie LES Lumbaler erector spinae Lig Ligament MEO M. obliquus abdominis externus MES M. erector spinae MESL M. erector spinae lumbal MESS M. erector spinae sacral MGM M. glutaeus maximus MIL M. iliocostalis pars lumborum MIO M. obliquus abdominis internus MIT M. iliocostalis pars thoracis MLD M. latissimus dorsi MM M. multifidii MRA M. rectus abdominis MTA M. transverus abdominis NB Nicht beschrieben NRCT Nicht randomisierte kontrollierte Studien OES Oberer erector spinae PICO-Modell Population, Intervention, Comparator, Outcome PRISMA Preferred Reporting Items for Systematic Reviews and Meta-Analyses PS Processus spinosus RCT Randomisierte kontrollierte Studien RoB Cochrane-Risk-of-Bias-Instrument SIAS Spina iliaca anterior superior SIPI Spina iliaca posterior inferior STARD Statement for Reporting Studies of Diagnostic Accuracy DOI 10.1024/1661-8157/a001803

[Core muscle chains activation during core exercises determined by EMG-a systematic review].

Avoir une bonne musculature du tronc est essentiel pour les activités sportives et de la vie de tous les jours. Toutefois, le mécanisme effectif de dé...
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