Leitthema Urologe 2015 · 54:641–647 DOI 10.1007/s00120-015-3796-1 Online publiziert: 12. Mai 2015 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2015

G. Hatzichristodoulou Urologische Klinik und Poliklinik, Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar

Konservative Therapie der Induratio penis plastica – Update 2015 Die konservative Therapie der Induratio penis plastica wird in der akut entzündlichen Phase der Erkrankung empfohlen, um eine Schmerzreduktion zu erreichen und ggf. die weitere Progression der Erkrankung und der Penisdeviation zu verhindern. Heute stehen hierfür neben Medikamenten zur oralen Anwendung auch die Iontophorese oder die intraläsionale Therapie zur Verfügung. Relativ neue Therapieansätze wie die mechanische Penisstreckung sind vielversprechend in Hinblick auf die Reduktion der Penisdeviation, müssen sich jedoch in weiteren klinischen Studien behaupten.

Einleitung Die Induratio penis plastica (IPP) ist eine erworbene benigne Erkrankung des Penis, die zu fibrösen Plaquebildungen an der penilen Tunica albuginea führt. Die Prävalenz der IPP liegt zwischen 3 und 9% der Erwachsenen, wobei Männer zwischen 40 und 70 Jahren am häufigsten betroffen sind. Die IPP tritt jedoch auch in der jüngeren Population bei Männern unter 30 Jahren auf [13, 27]. Die Ätiologie der IPP ist bislang unbekannt, jedoch existieren verschiedene Hypothesen: Der IPP liegt am ehesten eine Störung der Wundheilung zugrunde, die bei genetisch vorbelasteten Männern nach rezidivierenden penilen Mikrotraumen entsteht. Diese Mikrotraumen der Tunica albuginea ereignen sich üblicherweise während des Geschlechtsverkehrs, ohne vom Patienten bewusst wahr-

genommen zu werden. In diesem Zusammenhang kann eine stattgefundene Penisfraktur die Entstehung der IPP begünstigen [6]. Die IPP hat jedoch eine multifaktorielle Ursache, zu der u. a. auch eine unregulierte Ablagerung von Kollagen, wie auch eine Überexpression des „transforming growth factor β-1“ (TGF-β1) vorliegt, die letztlich zur Bildung der charakteristischen penilen Plaques der Tunica albuginea führt. Häufige Begleiterkrankungen und Risikofaktoren, die zur Entstehung der IPP führen können, sind Diabetes mellitus, arterielle Hypertonie, Hyperlipid­ämie, Hypogonadismus, Rauchen und exzessiver Konsum von Alkohol. Der Morbus ­Dupuytren ist eine assoziierte Erkrankung, der ebenfalls eine Kollagenstoffwechselstörung zugrunde liegt und die bei bis zu 39% der Patienten mit IPP begleitend auftritt [13]. Das wichtigste und am meisten charakteristische Symptom bei Patienten mit IPP stellt die Penisdeviation dar, die bis zur Unmöglichkeit zur Durchführung des Geschlechtsverkehrs führen kann (. Abb. 1, [13, 18, 20]). Ein wesentliches Symptom der Erkrankung sind Schmerzen im Bereich des Penis, die vorwiegend bei Erektion auftreten. Ruheschmerzen im flakziden Zustand sind dagegen selten. Ein weiteres wichtiges Symptom stellt die Penisverkürzung dar, die bei nahezu allen Patienten entsteht und diese sehr belastet [12]. Dies resultiert aus der Narbenbildung und des Zusammenschrumpfens des penilen Bindegewebes. Darüber hinaus tritt eine erektile Dysfunktion (ED) bei bis zu 58% der Männer mit IPP auf.

Die Erkrankung kann ebenso zu psychischem Distress, Depression und Angst führen. Penile Deformitäten wie z. B. das Sanduhrphänomen, können sich aufgrund einer ausgeprägten Plaquebildung der Tunica albuginea mit zirkulärer Einschnürung der Corpora cavernosa bilden (. Abb. 2). Die IPP verläuft in den allermeisten Fällen in 2 Stadien. Die erste, akut entzündliche Phase ist durch Plaques, Schmerzen am Penis wie auch einer progredienten Penisdeviation charakterisiert. Diese Phase kann 12–18 Monate andauern, jedoch ist die Dauer variabel. In der zweiten, der sog. chronisch stabilen Phase der Erkrankung, sind die penilen Schmerzen typischerweise deutlich gebessert oder nicht mehr vorhanden, die Plaques und die Penisdeviation stabilisieren sich, wobei die Penisdeviation das führende

Abb. 1 8 Charakteristische Penisdeviation bei Induratio penis plastica nach dorsal 80° (laterale Ansicht) Der Urologe 5 · 2015 

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Leitthema Therapie der IPP stellt somit eine symptomatische Therapie der assoziierten Symptome dar. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass keine der verfügbaren Behandlungen zu einer Besserung aller Symptome der IPP führen kann. Im Folgenden wird auf die zur Verfügung stehenden konservativen Therapiemöglichkeiten der IPP eingegangen. . Tab. 1 gibt eine Zusammenfassung der konservativen Therapieoptionen und deren Wertung gemäß den Leitlinien der European Association of Urology wieder (Stand: Februar 2012).

Orale medikamentöse Therapie Vitamin E Abb. 2 8 Sanduhrdeformität bei Induratio penis plastica mit gleichzeitiger Deviation nach links lateral 30° (ventrale Ansicht)

Symptom darstellt. Entsprechend dem natürlichen Krankheitsverlauf der IPP werden 89% der Patienten nach durchschnittlich 18 Monaten schmerzfrei sein, ohne jegliche Therapie, sobald die entzündliche Phase beendet ist. Im Gegensatz dazu verbessert sich die Penisdeviation in nur 12% der Fälle, wohingegen bei 48% der Patienten eine Verschlechterung derselben beobachtet wird [18]. Spontane Besserungen oder gar komplette Remissionen der IPP sind selten.

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Mangels genauer pathophysiologischer Kenntnisse ist eine kausale Therapie der IPP nicht möglich Die Therapie der IPP kann in konservative und operative Therapieoptionen unterteilt werden. Die konservative Therapie kommt bei Patienten in der akuten Phase der Erkrankung (Erkrankungsdauer

[Conservative therapy of Peyronie's disease - update 2015].

Peyronie's disease (PD) is a benign disease of the penis leading to development of fibrous plaques at the penile tunica albuginea. PD is a heterogeneo...
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