Laudatio Hautarzt 2013 · 64:870–871 DOI 10.1007/s00105-013-2682-2 Online publiziert: 2. November 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

R. Zimmermann Rostock

Heinz Flegel zum 90. Geburtstag

Abb. 1 8 Prof. Dr. Heinz Flegel. (Mit freundl. Genehmigung von Prof. Flegel)

Wie schön, wenn man auf so viele Lebensjahre in Gesundheit zurückblicken kann! Professor Dr. Heinz Flegel (. Abb. 1), ehemaliger Direktor der Universitäts-Hautklinik Rostock, vollendete am 26. Oktober sein 90. Lebensjahr. Ein triftiger Grund, ihm auch in dieser Zeitschrift herzlich zu gratulieren. Heinz Flegel wurde 1923 in Kiel geboren, wo er nicht nur die Schule besuchte, sondern auch mit dem Medizinstudium begann; es folgten Tübingen und Straßburg, 1948 in Kiel das Staatsexamen und die Promotion an der dortigen Hautklinik.

Beruflicher Werdegang Nach dem Studium arbeitete er an der Kieler Universität im Institut für Pathologie – was wegweisend für spätere Forschung und klinische Arbeit werden soll-

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te – und in der Klinik für Innere Medizin. Im Jahr 1950 nahm er eine Tätigkeit an der Hautklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter Prof. Josef Hämel auf, wo er nach der Habilitation 1956 zum Dozenten ernannt wurde. Im Jahr 1959 waren 2 dermatologische Lehrstühle in der damaligen DDR zu besetzen, weil deren Inhaber aus politischen Gründen die DDR verlassen hatten. Heinz Flegel bewarb sich als Norddeutscher um Rostock. Die Zustände an der Hautklinik waren sehr ernüchternd. Nach dem Versprechen des Staatssekretärs für das Hochund Fachschulwesen der DDR, einen Klinikneubau mit 150 Betten in den nächsten 5 Jahren zu realisieren, nahm Heinz Flegel im Alter von 35 Jahren den Ruf nach Rostock an. Der Wunsch auf den Klinikneubau blieb allerdings während der 30 Jahre seines Direktorates und danach unerfüllt. Inwieweit die Tatsache auch eine Rolle gespielt hat, dass er nie einer Partei angehörte und sich auch nicht verbiegen ließ, kann nur vermutet werden.

Tätigkeit an der Universitäts-Hautklinik Rostock Ab 01.10.1959 war Heinz Flegel Direktor der Universitäts-Hautklinik als Professor mit vollem Lehrauftrag, später als ordentlicher Professor. Die Klinik verfügte bei Übernahme über 209 unzumutbar dicht stehende Betten; die notwendige Verbesserung der Situation konnte jedoch nur über verkürzte Liegezeiten – zuletzt 11 Tage – sowie durch eine effizientere Behandlung erreicht werden. Diesem Anliegen widmete sich Heinz Flegel durch kritische Hinterfragung scheinbar alt bewährter Therapiemaßnahmen, was später durch Mitwirkung in der Arbeits-

gemeinschaft „Externe Therapie“ zur Erarbeitung therapeutischer Empfehlungen geführt hat. Die Rostocker Hautklinik, bestehend aus 2 Frauen- und einer Männerstation sowie den Ambulanzen, war 1959 in der Augustenstraße 80–85 in ehemaligen Wohnhäusern mit einem zentralen Poliklinikneubau von 1954 untergebracht; außerdem gehörte noch eine ca. 400 m entfernte Villa mit Kinder- und weiterer Frauenstation dazu. Im Jahr 1969 musste Heinz Flegel eine erhebliche Einschränkung der Klinik in Kauf nehmen, als Teile des Klinikgeländes mit Nebengebäuden einem dominanten Hochhaus zum Opfer fielen. Trotzdem hat er unaufhörlich an der Vervollkommnung und Verbesserung der Klinikstruktur gearbeitet durch Schaffung und Erweiterung moderner Laboratorien (Bakteriologie, Andrologie, Mykologie, Chemielabor), von Spezialsprechstunden (z. B. Andrologie, Kinderdermatologie, Psoriasis-Ambulanz, später HIV-Sprechstunde) sowie eines modernen OPs. Auch die Therapie von Hautaffektionen mit Grenzstrahlen und Röntgenstrahlen führte in der Hautklinik über etliche Jahre ein Radiologe durch. In den Ambulanzen der Klinik wurden täglich 120 bis 150 Patienten behandelt. Besonderes Interesse widmete Heinz Flegel dem histologischen Labor, das er weiter ausbaute und ihm neu die Immunhistologie angliederte. Denn neben der externen Therapie lag sein Forschungsschwerpunkt auf dermatohistologischem Gebiet. Allen Dermatologen ist das Krankheitsbild der Hyperkeratosis lenticularis perstans bekannt, kurz Morbus Flegel genannt (so bis heute in allen Lehrbüchern), dessen präziser Erstbeschreibung später kaum etwas hinzuzufügen

war. Auch seine Publikationen über die Dysplasien und Neoplasien der Schweißdrüsen können als wegweisend bezeichnet werden. Im Jahr 1974 rief Heinz Flegel die Arbeitsgemeinschaft Dermatohistologie in der Gesellschaft für Dermatologie der DDR ins Leben, zu der histologisch tätige Dermatologen sowie Pathologen gehörten; sie wurde von ihm geleitet und existierte bis 1991. Die Facharztausbildung wurde an der Hautklinik sehr ernst genommen, die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten bei Visiten am Patienten regelmäßig überprüft, sodass die 59 Hautärzte, die unter dem Direktorat von Heinz Flegel ihren Facharzt erworben haben, mit solidem Wissen in die Selbstständigkeit entlassen wurden, einige von ihnen in leitende Positionen. In der studentischen Ausbildung legte er bereits in den Vorlesungen besonderen Wert auf Praxisnähe, was in den Praktika weiter vertieft wurde. Die Forschungstätigkeit an der Klinik wurde von Heinz Flegel stets gefördert. Dabei schätzte er insbesondere individuelle Forschungsleistungen, weil sie nach seinem wissenschaftlichen Grundverständnis zu mehr persönlichem Engagement und erhöhter Motivation anregen. In seinem Direktorat entstanden 445 von ihm und seinen Mitarbeitern verfasste wissenschaftliche Publikationen in Zeitschriften und Büchern, darüber hinaus wurden 59 Promotions-, 37 Diplomund 4 Habilitationsschriften erfolgreich verteidigt. Die Klinik hat in dieser Zeit 2 Kongresse der Dermatologischen Gesellschaft der DDR, 13 Tagungen der Medizinisch-Wissenschaftlichen Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie in Mecklenburg und 10 Lehrgänge im Auftrag der Akademie für Ärztliche Fortbildung ausgerichtet. Hinzu kamen die seit 1974 2-mal jährlich unter seiner Leitung stattfindenden Tagungen der Arbeitsgemeinschaft Dermatohistologie.

Nach der Emeritierung Im Jahr 1989 – kurz vor der Wende – wurde Heinz Flegel nach 30 Dienstjahren in Rostock als 65-Jähriger emeritiert. Das bedeutete aber nicht das Ende seiner Be-

rufstätigkeit: Denn er arbeitete als niedergelassener Dermatologe erst in eigener Praxis, dann mit seiner jüngsten Tochter in dermatologischer Gemeinschaftspraxis bis 1997 weiter. Immerhin konnte er 3 seiner 4 Kinder für die Dermatologie begeistern, sie arbeiten teils in eigener Praxis, teils in einer Klinik. Heinz Flegel hat noch bis 2005 im Vorstand der Dermatologischen Gesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns mitgearbeitet und war an der Vorbereitung von Tagungen dieser Gesellschaft beteiligt. Er ist Ehrenmitglied in- und ausländischer dermatologischer Gesellschaften, nimmt selbst im hohen Alter an dermatologischen Tagungen teil, besucht den „Stammtisch“ der niedergelassenen Dermatologen, kurz er verfolgt die Entwicklung seines Fachgebietes weiterhin aufmerksam. Immerhin liegt seine Promotion inzwischen 65 Jahre zurück! Die dennoch ausgiebiger zur Verfügung stehende Freizeit nutzt er mit seiner Frau Waltraud, die ihm in all den Jahren unterstützend zur Seite gestanden hat, für Reisen, teils in ferne Länder, teils in unsere Mecklenburger Landschaft, so z. B. mit dem Seniorenverein der Universität Rostock, dessen Gründungs- und Vorstandsmitglied er ist, aber auch für Reisen zu den Kindern, Enkeln und Urenkeln, die genauso gern auch zu ihren Eltern bzw. Großeltern nach Rostock kommen. Außerdem pflegt er zahlreiche Hobbys und genießt – zusammen mit seiner Frau – in der an Erinnerungs- und Sammlungsstücken reich ausgestatteten, im Zentrum Rostocks hoch über den Dächern der Stadt gelegenen Wohnung seinen Lebensabend. Die Emeritierung von Professor Flegel liegt jetzt 24 Jahre zurück. Trotzdem ist allen, die unter ihm gearbeitet haben, diese Zeit in lebhafter Erinnerung, besonders auch, weil er es verstanden hat, ärztliche und pflegerisch tätige Kollegen zu einem Team zusammenzuschweißen, dem Arbeit Freude gemacht hat. Dafür danken wir und wünschen ihm bei weiterhin guter Gesundheit viele schöne Jahre im Kreis seiner großen Familie.

Korrespondenzadresse Prof. Dr. R. Zimmermann Amtsstr. 4, 18147 Rostock [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  R. Zimmermann gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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