Fortschr. Röntgenstr. 125, 4
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Fortschr. Röntgenstr. 125, 4 (1976) 375-376 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart
Ostitis condensans claviculae Von M. Solovjev
3 Abbildungen Zentral-Röntgenabteilung (Chefarzt: Dr. M. Solovjev( des Krankenhauses n Nové Mtsto na Moravè, Tschechoslowakei
Die Bezeichnung ,,condensing osteitis of the clavicle" sowie die ersten zwei Beobachtungen an Frauen stammen von Bm wer u. Mitarb., 1974. Dieses neue, vorher nicht beschriebene Krankheitsbild besitzt folgende charakteristische Merkmale: Klinisch mehrere Monate dauernde einseitige Schwellung im Bereich eines sternalen Klavikulaendes mit Schmerzen in Gegend
sarkom. Die Abgrenzung wird dadurch erleichtert, daß bei der 0Cc keine destruktiven oder im engeren Sinne entzündlichen Veränderungen auftreten, auch die Laborwerte bleiben normal. Wir wollen hier einen weiteren, unseres Wissens dritten Fall der 0CC mitteilen. Patientin L. N., 49 J. alt, Küchengehilfin in einer
des Schlüsselbeins, Schultergelenks und Oberarms. Die Beschwerden nehmen zu bei Hebung des Armes und werden völlig beseitigt
durch eine Operation mit Exzision bzw. Teilresektion der KlaviRöntgenologisch zunehmende amorphe Skierosierung des medialen Klavikulaendes mit periostaler Knochenneubildung. Die Gelenkfläche und der Gelenkspalt bleiben unauffällig. Histologisch Verdickung der Knochentrabekel und mäßige periostale Knochenneubildung mit Osteophytose, bedeckt z. T. mit normalem Knorpel. Die Krankheit entsteht wahrscheinlich als degenerative Folge einer
anomalen Belastung bzw. Oberbelastung des Sternoklavikulargelenkes mit möglicher Subluxation und zeigt Ahnlichkeiten mit der Ostitis condensans ilii. Differentialdiagnostische Fragestellung:
Osteomyelitis, Morbus Paget, degenerative Arthritis und Osteo-
Abb. 2a
Abb.3a
Abb. 1
Abb. 2b
Abb.3b
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kula.
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Heilstätte. Am 26. 2. 1974 erstmals chirurgisch untersucht wegen einer teigigen Schwellung im Bereich des rechten SK-Gelenkes. Schmerzen im kranialen Anteil des Schlüsselbeins, Schultergelenks und Oberarms dauerten einige Monate und nahmen zu bei Belastung und Hebung der oberen Extremität. Kein Unfall. P.-a. Übersicht der SK-Gelenke (Abb. 1): Leichte Kondensierung des unteren Drittels des medialen Klavikulaendes rechts, daselbst eine zarte
lamelläre Periostose und ein Osteophyt laterokaudal. Gelenkfläche und -spalt unauffällig. Nebenbefund Skalenusexostose beiderseits, rechts mit skierotischem Herd in der Umgebung. Dextroskoliose und Spondylose der oberen BWS. Linksseitige Spitzenfibrose mit Hiluskalkeinlagerung. Chirurgische Diagnose: Syndrom Tietze. Danach wurde die Patientin mit Ketophenylbutazon behandelt, jedoch erfolglos. Wegen Beschwerdenzunahme wiederholte Röntgenuntersuchung in unserer Abteilung am 6. 2. 1975. P.-a. Übersicht (Abb. 2a u. b) und Tomographie (Abb. 3 a und b): Das mediale Klavikulaende rechts ist leicht vorgelagert, seine untere Hälfte abgekantet und weist eine
ausgeprägte amorphe Sklerose auf. Vergrößerung des unteren Osteophyten. Gelenkfläche und -spalt unauffällig. Nebenbefund: Arthrotische Veränderungen am akromialen Ende der rechten Klavikula mit Teilverknöcherung der Ligg. coracoclavicularia. Wir stellten die Diagnose einer 0CC mit möglicher chronischer Subluxation und schlugen eine Operation mit Teilresektion der Klavikula vor. Die Patientin litt ferner an Hypertonie (RR 170/110) und Struma mit angedeuteter Überfunktion. Hämatologische und Laborwerte ohne nennenswerte Abweichungen. Die vorgeschla-
gene Operation hat die Patientin abgelehnt. Aus klinischer und röntgenologischer Sicht ist unser Fall identisch mit den zwei Fällen
von Brower u. Mitarb., so daß es uns möglich war, auch ohne
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histologische Verifizierung die Diagnose der 0CC zu stellen. Die
Folgerungen der Autoren werden durch unsere Beobachtung gestützt.
Die Prominenz des medialen Klavikulaendes rechts kann sowohl auf eine vordere Subluxation als auf die Massenzunahme durch periostale Knochenneubildung zurückgeführt werden. Die Überbelastung der Extremität und die Mikrotraumen (Beruf) können auch für die Veränderungen am lateralen Klavikulaende verantwortlich sein. In unserem Fall muß auch eine hormonal bedingte Ossifikationsstörung (Struma) in die differenrialdiagnostische Erwägung einbezogen werden. Gegen eine solche Knochenstörung bzw. Arthritis sprechen jedoch die monoartikuläre Beteiligung sowie die Ergebnisse anderer Untersuchungen der Patientin. Die Abgrenzung der 0CC gegenüber dem Tietze-Syndroni muß
im Frühstadium in Betracht gezogen werden, da verschiedene Knochenveränderungen bei diesem Syndrom nicht selten zu beobachten sind (Léger, zit. von Orendi). Literatur Brower, A. C., D. E. Sweet, Th. E. Keats:
Condensing osteitis of
the
Orendi, C.: Knochen-, Gelenk- und Weichteilerkrankungen
clavicle: a new entity. Amer. J. Roent-
bild.
genol. 121 (1974) 17
1968
Prim. Dr. M. Solovjev, Krankenhaus, 592 31 Nové Mésto na Moravè, Tschechoslowakei
1.
im
Röntgen-
Aufl., VEB G. Fischer, Jena
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