Leserbriefe --

--

-

-

P -

P P -

489 -

Komplettes, inkomplettes und mögliches akquiriertes Hyperostose-Syndrom (AHS) Bemerkungen zii A. Kasperczyk und Mitarb. „Tuniorsimulierende Knochenläsiorien bei sternokostoklavikulärer Hyperostose und Puslulosis palmoplantaris". Fortschr. Riintganstr. 152 (1989) 10- 15

Kclsperczyk und Mitarb. leisteten einen differentialdiagnostisch beachtenswerten kasuistischen ßeitrag zu den vielfältigen Manifestatiorien eines Syndroms, dessen wissenschaftliche Diskiissiori mit der Schilderung als (aus dem .Japanischen iibersetzt) .,bilaterale Osteomyelitis des Schlüsselbeins bei Pustulosis palmaris et plantaris" begann (Sasuki, 1967). 11x1 Laufe der nachfolgenden Jahrc: wurde das klinische und radiologisclie hfanit'estationsspektriim des Syndroms beträchtlich erweitert. Dies spiegelt sich auch in der Nomeriklatur wider. Vor allein wurden folgende synonyme Termini bisher im Schrifttum vorgeschlagen: Sternokosloklauikulüre Hyperostose (Köhler und Mitarb., 1975) sowie primäre und sekundäre thorakale Ifyperosrose (Beraneck und Kaplan, 1985). Kritik: Diese Termini sind zu eng gefaßt, da sie Vfa.nifestationen des Syndroms ain Achsenskelett und peripheren Knochen lind Gelenken sowie assoziierte Hautveränderungen nicht berücksichtigen. Außerdem gibt es Fälle, bei denen ausschließlich die Syndrommanifestationen arn Achsenskelett und an peripheren Knochen und Gelenken auftreten, also die sternokostoklavikuläre Komponentc! (noch) nicht evident ist (Abb. 6 bei Dihbnann und Mitarb., 1989 b). Pustulöse Arihroosteitis (Sorzozaki und Mitarb., 1981 a. b). Krilik: Die ;\ssoziation des Syndroms mit pustelbildenden Derma.tosen (Pustulosis palmoplantaris. Psoriasis pustulosa, Acne conglobata. Acne fulrninans, Schweißdrüsenabszeß) ist rnöglich. aber eberiso die Assoziatio~imit Hautcrkrankurigenohne Pusteln wie Psoriasis vulgaris (Jurik und Mitarb.. 1986, ßihlrnann und Mitarb., 1988 a) und Erythema nodosum (eigene Beobachtung). Entsprechende Einwände gelten für die von Schilling und Mitarb. (1986) kreierte Syndrombezeichniing Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica sowie Syndrome acne pustulose hyperostose osteite (SAPHO; Chamot und Mitarb., 1987). Kasperctyk lind Mitarb. stehen der von uns bevorzugten Syiidrombezcichnung akquiriertes Hyperostosesyndroiri (AtIS) mit Reserve gegenüber, zu unrecht, wie wir meinen. Begründung: Hyperostose ist ein quantitativer Begriff. Er steht für Vermehrung der Knochensubstanz ohne Berücksichtigung der Atiologie und ohne Iiinweis auf die Lokalisation (endostal, periostal, rnetaplastisch, enthesiopathisch). Hyperostose spiegelt bei endostalem und periostalem Sitz einen Knocheriumbau wider. Dabei überwiegt beim AHS zwar die Knochenneubilduiig; daneben sind in der Regel aber auch knochenabbauende (destriiktive) Phänomene im Röntgenbild sichtbar (wie beim Skapulabefund von Kasperczyk iind Mitarb.). Das Attribut akquiricrt weist auf die in der Literatur einhellig vertretene

Meinung hin. daß es sich um ein erworbenes Leiden handelt, das als nicht-infektiös eingeordnet wird. Immerhin gibt es aber auch Hinweise auf eine bakterielle Ätiologie (Ldlund und Mitarb.. 1988). Kasperczyk und Mitarb. iibergehcn, daß wir nicht iiur den Terminus akquiriertes Hyperostosesyridrom vorgeschlagen, sondern auch die klassifizierenden Attribute mciglich, inkornpleit und kornplelt hinzugesetzt haben. Dies wurde mit einem Kreisschema begründet (ßihlniunn und Mitarb., 1988 b): Kreis 1 gibt dic keineswegs obligate Manifestation des Prozesses in der Sternokostoklavikularregion wieder. Kreis 2 crfaßt die axialen und/oder peripheren Hyperostosemanifestatioiien. Kreis 3 bringt die in einen1 bestimmten Prozentsatz assoziierten Hauterkrankungen (bei inzwischen 34 eigenen Beobachtungen, 27% mit pustulösen und nichtpiistiilösen Dermatosen). Kreis 4 erläutert ,,unspezifischc" periphere und axiale, z. B. sakroiliakale Arthritiden. die beim AHS vorkommen können. Die Anwendung der Kranklieitsbezeichnungen komplettes. inkomp1ett.e~oder niögliches AHS setzt natürlich die von uns gegebenen Detaildefinitionen bzw. Kenntnis der den Attributen ziigenrdneteri Refundkoinbinationen voraus (Dihlmann lind Mitarb.. 1988 b). Das sind jedoch zurnutbare kognitive Ansprüche. wenn man davon ausgeht, d a ß durch Aiitorennamen oder Akronyme signierte Syndrome in der Medizin. speziell auch in der Radiologie, üblich sind. Unsere Nomenklatur führt heterogene Entitäten auf den tatsächlich vorhandenen kleinsten gemeinsamen Nenner zurück -- sie ist daher ein ordnendes Prinzip! Würde inan Knsperczyk und Mitarb. folgen, so ergäben sich nomenklatorische Agglomerationen von Substantiven, Adjektiven und Präpositionen von Heideggerschen Ausmaßen, die letztlich doch nur „Kaisers neue Kleider" wären. Literatur ßeruneck, L. G'. Kaplan: Les hyperostoses thoraciques. Description, nosologis. etiologies. Rev. Rhum. 52 (1985)427-430 Chnmot, A. M.. C. L. ßer~hut~zou, M. F. Kahn, I,. ~eruncck,G. Kuplan, A. Prost: Le syndrome acnA pustulose hyperostose ostCite (SAPFIO). Resultats d'une enqu6te nationale. 85 observations. Hev. Rhurn. 54 (1987) 187- 196 ßihlrnunri. W.. L. Hering. G. I.V. ßargon: Das akquirierte IIyperostose-Syndroin (AHS). Synthese aus 1 3 eigenen Beobachiiingen von sternokostoklavikulärer Hyperostose u n d über 300 Fallen aus der Literatur - Teil '1. Fortschr. Röntgenstr. 'I49 (1988 a) 386-391 Dihlmann. W. L. Heri~ig.G. W. ßargon: Das akquirierte Hyperostnse-Syndrom - Teil 2. Fortschr. Röntgenstr. 149 (1388 b) 596-602

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.

Von W. ßihlrnanrz. Hntr~burg

-

A. Kasperczyk undMitarb.: Kompleltes, inkomplelles und n~öglichesakquiricrtesIly~)er»siose-Syndrw -

Edlund, E., U. Johnsson, L. Lidgren. H. Pellersson. G. St~irfelt,B. Sr~ensson,J. Theander. H. Willen: Palrnoplantar pustulosis and sternocostoclavicular arthro-osteitis. Ann. rheum. Dis. 47 (1988) 809-81 5 Furukawa, M., T. Miwa. M. Kanzide, M. Sakurnolo, R. I'meda: Three cases of inter-sterno-costo-clavicularossification associated with torisillar infection. .J. I.aryng. Otol. 1 0 3 (1989) 783-786 .ktrik. A. G., B. N. M~iier.M. K. Jensen, J. 7: Jenscn, H. Gralidal: Sclerosis and hyperostosis ol' the inaiiubriuni steriii. Rhcumatol. Intern. 6 (1986) 171 -178 Köhler, H.. E Uchlingcr, J. Kutzno: T. R. Weihrauch. L. kVi1ber.t. R. Schusler: Sterno-kostn-klaviktiI1re Ilyperostose. ein bisher nicht beschriebenes Kraiikheitsbild. Dtscli. med. Wschr. 1 0 0 (1975) 1519-1523 Sasaki. T.: A case ol'bilnternl clavicular osteomyelitis accompanied with pustulosis palmaris et plantaris. Japan. J. Clin. Ortliop. 2 (1967) 333 -337 (zit. n. 1:urukawa und Mitarb.. 1989)

.

- ---

P

Sonozaki. H. und Mitarb. (9 Co-Autoren):Clinical featurec of 5 3 cases with pustulotic arthro-osteitis. Ann. rheurn. Dis. 40 (1q81 a) 547-553 Sonozaki, H. 11. Mitarb. (7 Co-Autoren): lncidence of arthro-osteitis in patients with pustulosis palinaris et plantaris. Anii. rheuin. Dis. 40 (1981 b) 554-557 Schilling, F , H. G. Fassbencler, T. Stiehler: Spondarthritis hyperostotica pustulo-psoriatica. In: Schilling. I;.: .\rthritis und Spoiidylit.is psoriatica. Dr. D. Steiiikopl'r. Dai'inst.adi (1986) 289-296

Prol: ßr. .V.ihl~trar~n Rübeiiknmp 148 U-2000 Harnburg 60

Dieses Dokument wurde zum persönlichen Gebrauch heruntergeladen. Vervielfältigung nur mit Zustimmung des Verlages.

490 Forlschr. Röntgenstr. 753.4

[Complete, incomplete and possible acquired hyperostosis syndrome. Comments on the article by A. Kasperczyk et al. "Tumor-simulating bone lesions in cases of sternoclavicular hyperostosis and pustulosis palmoplantaris"].

Leserbriefe -- -- - - P - P P - 489 - Komplettes, inkomplettes und mögliches akquiriertes Hyperostose-Syndrom (AHS) Bemerkungen zii A. Kaspercz...
160KB Sizes 0 Downloads 0 Views