Übersicht

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Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung: Ein systematischer Literaturüberblick Child Maltreatment in Binge Eating Disorder: A Systematic Literature Review

Autoren

Susanne Röhr1, 2, Ruth Dölemeyer3, 4, Grit Klinitzke3, 4, Jana Steinig3, 4, Birgit Wagner3, 4, Annette Kersting3

Institute

1

Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig Institut für Psychologie, Technische Universität Chemnitz 3 Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig 4 IFB AdipositasErkrankungen Leipzig

Schlüsselwörter

" Binge-Eating-Störung ● " Kindesmisshandlung ● " sexueller Kindesmissbrauch ● " Essstörungen ● " Adipositas ●

Keywords

" binge eating disorder ● " child maltreatment ● " child sexual abuse ● " eating disorders ● " obesity ●

Zusammenfassung !

Anliegen: Literaturüberblick zu Studien über Prävalenzen und Assoziationen von Formen der Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung (BES). Methode: Systematische Literaturrecherche in PubMed und Web of Science im Dezember 2013. Ergebnisse: Formen von Kindesmisshandlung sind bei BES mehr als doppelt so prävalent wie in repräsentativen Stichproben. Bis zu 83 % der Pa-

Einleitung !

Patienten mit Essstörungen berichten häufig über Misshandlungen in der Kindheit. Welche Rolle Formen von Kindesmisshandlung bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung von Essstörungen spielen könnten, wird darüber hinaus nicht ausreichend verstanden [1 – 6]. Insbesondere bezüglich der Binge-Eating-Störung sind Befunde in diesem Kontext rar [7]. Diese Literaturübersicht fasst bisherige Ergebnisse erstmals zusammen.

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0034-1387226 Online-Publikation: 19.12.2014 Psychiat Prax 2015; 42: 125–132 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0303-4259 Korrespondenzadresse Susanne Röhr Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Medizinische Fakultät, Universität Leipzig Philipp-Rosenthal-Straße 55 04103 Leipzig [email protected]

Binge-Eating-Störung !

Die BES ist gekennzeichnet durch wiederholte Episoden von Essanfällen, die im Gegensatz zu Bulimia nervosa nicht mit kompensatorischen Maßnahmen einhergehen [8]. Bei einem typischen Essanfall wird in einem abgrenzbaren Zeitraum eine überdurchschnittliche Nahrungsmenge aufgenommen und ein Kontrollverlust erlebt. Weitere Merkmale eines Essanfalls sind schnelles Essen, essen bis zu einem unangenehmen Völlegefühl, essen ohne Hungergefühl sowie allein essen aus Scham. Nach einem Essanfall stellen sich häufig Gefühle von Selbstekel, Schuld und Verzweiflung ein. Für eine Volldiagnose nach DSMIV [8] müssen Essanfälle mindestens 2-mal pro Woche über einen Zeitraum von mindestens 6

tienten mit BES berichten, mindestens eine Form von Kindesmisshandlung erlebt zu haben. Kindesmisshandlung ist mit psychiatrischen Komorbiditäten assoziiert, jedoch nicht mit dem Geschlecht, Adipositas oder spezifischen Merkmalen des Essverhaltens. Schlussfolgerung: Kindesmisshandlung ist sehr häufig bei BES. Ihre Rolle in der Entwicklung und Aufrechterhaltung von BES wird nicht ausreichend verstanden.

Monaten auftreten. Im DSM-IV wurde die BES noch über Forschungskriterien definiert und unter nicht näher bezeichnete Essstörungen kategorisiert. Nach umfassenden Untersuchungen erfolgte die Aufnahme der BES im DSM-5 als eigenständige Diagnose unter den Essstörungen und eine Anpassung des Zeitkriteriums zu mindestens einem Essanfall pro Woche über einen Zeitraum von 3 Monaten [9]. Angaben zur Lebenszeitprävalenz der BES in der Allgemeinbevölkerung liegen zwischen 2 und 5 % [10 – 13]. Das Geschlechterverhältnis von Mann zu Frau beträgt 1:1,5, während von Bulimia nervosa Frauen 10-mal häufiger betroffen sind als Männer [14]. Häufig geht mit der BES eine negative Einstellung gegenüber Essen, Figur, Gewicht und Körperbild sowie ein niedrigeres Selbstwertgefühl einher [14]. Patienten mit der BES leiden häufig an Depressionen, Angst- und Persönlichkeitsstörungen, darunter insbesondere Borderline-, vermeidende und zwanghafte Persönlichkeitsstörungen [14, 15]. Zu den häufigsten Komorbiditäten zählen affektive Störungen. Bei übergewichtigen Patienten mit BES werden Prävalenzen von 30 – 90 % berichtet [14]. Darüber hinaus spielt Substanzmissbrauch häufig eine Rolle [16]. Die BES führt in der Regel zu Übergewicht und Adipositas [10, 17, 18]. Yanovski u. Kollegen [16] berichteten, dass ein Drittel (34 %) der Adipösen die Kriterien der BES erfüllt. Spitzer und Kol-

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legen fanden Ähnliches [13]: 30 % der übergewichtigen Teilnehmer in Abnehmprogrammen waren von der BES betroffen. Die Ursachen für die BES sind weitestgehend unklar [10, 12, 14]. Wie für Essstörungen im Allgemeinen wird ein Zusammenspiel aus biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren angenommen [12, 14, 19 – 21]. Erstmals legten Fairburn u. Kollegen [19] 1998 eine Studie zu Risikofaktoren für die BES vor. Darunter zählten sie ungünstige Kindheitserfahrungen, einschließlich sexuellen und körperlichen Missbrauch in der Kindheit, elterliche Depressionen, Anfälligkeit für Adipositas und wiederholtes Ausgesetztsein gegenüber negativen Bemerkungen über Figur, Gewicht und Essverhalten.

Kindesmisshandlung !

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Kindesmisshandlung als globales Problem ein, das mit beträchtlichen lebenslangen gesundheitlichen Konsequenzen einhergeht [22]. Definiert wird Kindesmisshandlung als Missbrauch an und Vernachlässigung von Personen unter 18 Jahren im Kontext einer Beziehung von Vertrauen, Verantwortung und Macht zu einer meist älteren Person, die zu einer möglichen Beeinträchtigung der Gesundheit, der Entwicklung und der Würde des Kindes führt [22]. Es werden verschiedene Formen von Kindesmisshandlung unterschieden: Sexuelle, körperliche und emotionale Misshandlung als aktive Formen sowie körperliche und emotionale Vernachlässigung als passive Formen [22 – 25]. Zwischen den Formen können Grenzen fließend sein. Die einzelnen Formen von Kindesmisshandlung können zudem nach Häufigkeit und Schweregrad abgestuft werden. Sexueller Missbrauch an Kindern umfasst alle sexuellen Handlungen mit, an und vor Kindern unter 14 Jahren, wobei in der Forschung in der Regel Personen bis zu 18 Jahren eingeschlossen werden [23]. Dabei bestehen häufig ein größerer Altersunterschied und ungleiche Macht- und Reifeverhältnisse zwischen Opfern und Tätern [24]. Als körperliche Misshandlung werden Schläge als auch andere gewaltsame Handlungen, wie z. B. Stöße, Schütteln, Verbrennungen und Stiche, die beim Kind zu körperlichen Verletzungen führen können, bezeichnet [24]. Unter emotionaler Misshandlung versteht man nach Engfer [24] die Ablehnung und Abwertung eines Kindes durch die Eltern oder andere Betreuungspersonen als auch eine emotionale Nichtverfügbarkeit, die durch das Ignorieren des Kindes entstehen kann. Darunter zählen bspw. Überforderung, Einengung und mangelnder Schutz vor traumatischen und verwirrenden Erfahrungen. Körperliche Vernachlässigung ist gekennzeichnet durch Handlungen, bei denen das Kind unzureichend ernährt, gepflegt, gefördert, gesundheitlich versorgt, beaufsichtigt oder vor Gefahren geschützt wird [24]. Emotionale Vernachlässigung ist definiert als das Versagen der Betreuungs- und Bezugspersonen, die emotionalen und psychologischen Grundbedürfnisse des Kindes bspw. hinsichtlich Liebe, Zugehörigkeit und Unterstützung zu befriedigen. Schätzungen über die weltweiten Häufigkeiten von Formen der Kindesmisshandlung variieren je nach Untersuchungsmethode, Definitionen der einzelnen Formen und den Herkunftsländern. Die WHO berichtet, dass bis zu 20 % der Frauen und 5 – 10 % der Männer in der Kindheit sexuell missbraucht wurden und 23 % aller Personen körperlichen Missbrauch in der Kindheit erfahren haben [22]. In einer repräsentativen Studie in den USA [26] mit 967 Teilnehmern gaben 35,1 % an, mindestens eine Form von Kindesmisshandlung erfahren zu haben. Davon erlebten 5 % se-

xuellen, 18,9 % körperlichen und 12,1 % emotionalen Missbrauch in der Kindheit. Die Häufigkeit von körperlicher Vernachlässigung lag bei 17,9 % und von emotionaler Vernachlässigung bei 5,1 %. Iffland u. Kollegen [27] untersuchten die Prävalenzen von Formen der Kindesmisshandlung in Deutschland. In der repräsentativen Stichprobe mit 2500 Personen berichtete ein Drittel (33,9 %) der Befragten, eine oder mehrere Formen von Kindesmisshandlung erlebt zu haben. Sexueller Missbrauch war zu 6,2 % verbreitet, körperlicher Missbrauch zu 12,0 % und emotionaler Missbrauch zu 10,2 %. Körperliche Vernachlässigung wurde von 48,4 % der Personen berichtet und emotionale Vernachlässigung von 13,9 %. Kindesmisshandlung ist ein Risikofaktor für die Entwicklung von psychischen Störungen [23, 28 – 30]. Laut WHO-Bericht [22] kann Kindesmisshandlung mit nahezu jeder Störungsform in Verbindung gebracht werden. Dazu gehören häufig Affektstörungen, Angststörungen, posttraumatische Belastungsstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Substanzmissbrauch und Essstörungen [30]. Jacobi u. Kollegen [21] identifizierten sexuellen Missbrauch und körperliche Vernachlässigung in der Kindheit als Risikofaktoren für Essstörungen. Smolak u. Murnen [3] fanden einen signifikanten Zusammenhang zwischen sexuellem Missbrauch in der Kindheit und Essstörungen. Carr u. Kollegen [30] berichteten in einer Literaturübersicht über die Rolle von Kindesmisshandlung bei psychiatrischen Störungen im Erwachsenenalter für alle 5 Formen der Kindesmisshandlung Assoziationen zu Essstörungen. Über die Verbreitung und die Rolle von Formen der Kindesmisshandlung bei der Binge-Eating-Störung gibt es bisher nur wenige Erkenntnisse.

Methode !

Im Dezember 2013 wurde eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und Web of Science mit folgenden Suchbegriffen vorgenommen: „binge eating disorder“ und „child* maltreatment“, alternativ „child* abuse“, „child* sexual abuse“, „child* emotional abuse“, „child* physical abuse“, „child* emotional neglect“ bzw. „child* physical neglect“. Die Suche wurde beschränkt auf den Zeitraum von 1990 – 2013, englisch- und deutschsprachige Publikationen und Studien, die sich auf Erwachsene bezogen. Beim anschließenden Abstractscreening wurden nur Artikel berücksichtigt, die die Binge-Eating-Störung als Vollbilddiagnose nach den DSM-IV-Kriterien untersucht haben. Subklinisches Binge-Eating-Verhalten, das nicht in vollem Umfang der Störungsdiagnose entsprach, wurde ausgeschlossen. Die Suche wurde von der Erstautorin und einer Koautorin unabhängig voneinander durchgeführt, indem alle Titel und Zusammenfassungen der Treffer gelesen wurden. Konnten die Ein- und Ausschlusskriterien nicht eindeutig aus den Titeln und den Zusammenfassungen erschlossen werden, wurden entsprechende Studien einer Volltextanalyse unterzogen. Um weiterhin für die Übersichtsarbeit relevant zu sein, wurde vorausgesetzt, dass Prävalenzen von den Formen der Kindesmisshandlung, darunter sexueller Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperliche Vernachlässigung und emotionale Vernachlässigung, berichtet wurden. Studien, die andere belastende Ereignisse in der Kindheit untersuchten, wurden nicht berücksichtigt. Das metho" Abb. 1 schedische Vorgehen für die Auswahl der Studien ist in● matisch dargestellt.

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Risikofaktoren für BES, darunter körperlicher und sexueller Missbrauch

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EDE-Q, GHQ, SCID für DSM-III-R Selektion von Patientinnen zwischen 16 und 35 Jahren aus 23 Hausarztpraxen in Oxfordshire, England, die EDE-Q und GHQ ausfüllten weiblich BES: 26,9 (5,5) Fallkontrollstudie 16,8 (4,6); BES: 24,5 (5,7) 360, Personen mit BES: 52, Personen mit anderen psychiatrischen Störungen: 102, Personen mit BN: 102, Personen ohne Essstörungen: 104 England Fairburn et al. [19]

1998

Aushänge in Bethesda, Maryland, mit Suche nach Übergewichtigen, die gegenwärtig nicht an einem Abnehmprogramm teilnahmen 36,8 (7,6); BES: 36,1 (7,6)

Querschnittstudie

BES: 41,8 (8,2)

weiblich: 89, männlich: 29, davon mit BES: weiblich: 33, männlich: 10

Stichprobenselektion Geschlecht BMI StudienAlter M in Jahren

tionsjahr

StichprobenPublika-

Fünf Studien umfassten alle 5 Formen von Kindesmisshandlung [7, 17, 31, 33, 34], während sich 2 Studien auf sexuellen und körperlichen Missbrauch in der Kindheit beschränkten [19, 32] und eine Studie ausschließlich sexuellen Kindesmissbrauch beinhaltete [16]. Sieben Studien untersuchten über die Prävalenzen hinaus weitere Aspekte von Kindesmisshandlung bei der BES, wie etwa Assoziationen zu Adipositas [16, 17, 33], zu Ethnizität [32], Geschlechtsunterschiede [17, 33] oder Komorbidität [7, 17, 31, 34]. Die Stichprobengrößen lagen zwischen 43 und 176 Patienten mit BES, was aufsummiert zur Betrachtung von 907 Fällen führt. Das Alter in den Stichproben lag zwischen durchschnittlich 24,5 und 44,9 Jahren. In 5 Studien waren weibliche und männliche Teilnehmer vertreten [16, 17, 31, 33, 34], in 3 Studien nur weibliche [7, 19, 32]. Insgesamt machten Patientinnen nahezu drei Viertel aller Fälle aus. Sechs Studien waren Querschnittstudien [7, 16, 17, 31, 33, 34] und 2 Studien Fallkontrollstudien [19, 32]. Die Kindesmisshandlungshistorie wurde in 5 Studien mit dem Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) [7, 17, 31, 33 – 35] und in 3 Studien mit semistrukturierten klinischen Interviews zur

land

Studienmerkmale

Herkunfts-

Es wurden 366 Treffer erzielt, 171 bei PubMed und 195 bei Web of Science. Nach Anwendung der Ein- und Ausschlusskriterien wurden 8 Studien in die Übersichtsarbeit aufgenommen [7, 16, 17, 19, 31 – 34].

Referenz

!

Tab. 1

Ergebnisse

Charakteristika der Studien zu Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung (BES) von 1993 – 2011.

Abb. 1 Flowchart über das methodische Vorgehen für die Auswahl der Studien zu Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung.

M in kg/m² (SD)

eingeschlossene Studien: n=8

Ausschlussgründe: – es wurden keine Prävalenzen von Formen von Kindesmisshandlung berichtet – Binge-Eating als subklinische Diagnose – Bezug auf Essstörungen allg., ohne dass spezifische Werte für die Binge-Eating-Störung berichtet wurde – Studie zu spezifisch in Bezug auf andere Konstrukte (z. B. Schwangerschaft): n = 6

design

In Vorauswahl aufgenommen und Volltext auf Eignung beurteilt: n = 14

Ausschluss nach Abstractscreening: n = 45

(SD)

Studien nach Ausschluss von 307 Dupletten: n = 59

Skalen

identifizierte Studien: n = 366

128 adipöse Personen, davon mit BES: 43

n = 159

1993

n = 171

USA

Web of Science

Yanovski et al. [16]

Datenbanken: PubMed

BES², QEWP-R, SCID und SCID-II für DSM-IIIR, klinisches Interview zu psychiatrischen Störungen in der Familie und Erfahrung mit Psychotherapie

Untersuchungsaspekte

Einschränkungen: 1990 – 2013, deutsch- und englischsprachig, Erwachsene

größe n

Suchbegriffe: „Binge Eating Disorder“ and „Child* Maltreatment“ „Child* Abuse“ „Child* Sexual Abuse“ „Child* Emotional Abuse“ „Child* Physical Abuse“ „Child* Emotional Neglect“ „Child* Physical Neglect“

sexueller Missbrauch, Erfahrung mit Psychotherapie, Familienhistorie mit Alkohol-, Drogen- und sonstigem Substanzmissbrauch, affektive Störungen

Übersicht

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(Fortsetzung) Herkunfts-

Publika-

Stichproben-

Alter M in Jahren

Studien-

BMI

land

tionsjahr

größe n

(SD)

design

M in kg/m² (SD)

Geschlecht

Stichprobenselektion

Skalen

Untersuchungsaspekte

Grilo u. Masheb [17]

USA

2001

145 BES-Patienten

43,6 (8,6)

Querschnittstudie

37,9 (9,4)

weiblich: 111, männlich: 34

ambulante Patienten mit BES, die regelmäßig zur Untersuchung kommen

SCIDI-I/P für DSM-IV und klinische Interviews für BES, QEWP-R, EDE-Q, CTQ, BSQ, BDI, RSES

sexueller Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche Vernachlässigung, Adipositas, Merkmale des Essverhaltens, psychologisches Funktionsniveau

Grilo u. Masheb [31]

USA

2002

116 BES-Patienten

44,2 (8,9)

Querschnittstudie

n. a.

weiblich: 90, männlich: 26

per in Medien geschalteten Printanzeigen rekrutierte Teilnehmer für eine klinische Studie, die die DSM-IV-Kriterien für BES erfüllten

SCID-I/P für DSM-IV, DIPD-IV, CTQ

sexueller Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche Vernachlässigung, Persönlichkeitsstörungen

StriegelMoore et al. [32]

USA

2002

520, davon mit BES: 162, psychiatrische Kontrolle: 107, gesunde Kontrolle: 251

30,4 (5,8)

Fallkontrollstudie

n. a.

weiblich

Rekrutierung im Rahmen des New England Women’s Health Project

SCID-I/NP, EDE, Erhebung von Kindesmisshandlung via klinischem Interview und Lebenslauf

Bullying, sexueller Missbrauch, körperlicher Missbrauch, Ethnizität

Grilo et al. [33]

USA

2005

340 extrem adipöse Patienten vor bariatrischer OP, davon mit BES: 76

43,1 (10,5)

Querschnittstudie

51,1 (9,6) (Gesamtstichprobe inkl. BES)

weiblich: 282, männlich: 58

Rekrutierung von Patienten vor einer bariatrischen OP in einem allgmeinmedizinischen Zentrum

CTQ, QEWP-R, EDE-Q, BSQ, BDI, RSES

sexueller Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche Vernachlässigung, Geschlecht, Essstörungsmerkmale, psychologisches Funktionsniveau

Allison et al. [34]

USA

2007

271, BES-Patienten: 176, NES-Patienten: 57, übergewichtige und adipöse Patienten: 38

BES: 44,9 (9,1)

Querschnittstudie

BES: 35,6 (7,6)

weiblich: 214, männlich: 57, davon mit BES: weiblich: 139, männlich: 37

Rekrutierung via Anzeigen in relevanten Regionalmedien zur Teilnahme an klinischen Studien in Medizinschulen

SCID-I/P für DSM-IV, EDE, NESHI, Food Processor Version 8.0, CTQ, BDI-II

sexueller Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche Vernachlässigung, Depression

Becker u. Grilo [7]

USA

2011

137 BES-Patientinnen

43,9 (9,1)

Querschnittstudie

35,7 (7,8)

weiblich

Rekrutierung via Anzeigen in Massenmedien für Teilnahme an Binge-Eating-Studie

SCID-I/P für DSM-IV, EDE, CTQ, BDI, RSES

sexueller Missbrauch, emotionaler Missbrauch, körperlicher Missbrauch, emotionale Vernachlässigung, körperliche Vernachlässigung, psychiatrische Störungen, Selbstwert, Depression

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Referenz

BDI/BDI-II = Beck Depression Inventory, BES = Binge-Eating-Störung, BES² = Binge Eating Scale, BMI = Body-Mass-Index, BN = Bulimia nervosa, BSQ = Body Shape Questionnaire, CTQ = Childhood Trauma Questionnaire, DIPD-IV = Diagnostic Interview for DSMIV Personality Disorders, EDE = Eating Disorder Examination, EDE-Q = Eating Disorder Examination-Questionnaire, GHQ = General Health Questionnaire, n. a. = nicht angegeben, NES = Night Eating Syndrome, NESHI = Night Eating Syndrome History and Inventory, QEWP-R = Questionnaire on Eating and Weight Patterns, RSES = Rosenberg Self Esteem Scale, SCID/SCID-II = Structural Clinical Interview, SCID-I/NP = Structural Clinical Interview Non-Patient Edition, SCID-I/P = Structural Clinical Interview Patient Edition

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Tab. 1

Übersicht

Prävalenzen von Formen der Kindesmisshandlung bei Patienten mit Binge-Eating-Störung und in repräsentativen Stichproben.

Patienten mit Binge-Eating-Störung

repräsentative Stichproben

Yanovski

Fairburn

Grilo u.

Grilo u.

Striegel-

Grilo et al.

Allison et

Becker u.

Scher et al.

Iffland et al.

et al. [16]

et al. [19]

Masheb

Masheb

Moore et

[33]

al. [34]

Grilo [7]

(USA) [26]

(Deutschland)

[17]

[31]

al. [32]

[27]

Stichprobe

n = 43

n = 52

n = 145

n = 116

n = 162

n = 76

n = 176

n = 137

n = 967

Kindesmisshandlung

n. a.

n. a.

120 (82,8 %)

95 (81,9 %)

n. a.

60 (78,9 %)

145 (82 %)

n. a.

339 (35,1 %)

n = 2500 848 (33,9 %)

sexueller Missbrauch

12 (28 %)

15 (28,8 %)

44 (30,3 %)

30 (25,9 %)

70 (43,2 %)

22 (28,9 %)

50 (29 %)

43 (31 %)

48 (5,0 %)

156 (6,2 %)

körperlicher Missbrauch

n. a.

11 (21,2 %)

52 (35,8 %)

37 (31,9 %)

89 (54,9 %)

22 (28,9 %)

55 (31 %)

38 (28 %)

183 (18,9 %)

301 (12,0 %)

emotionaler Missbrauch

n. a.

n. a.

86 (59,3 %)

61 (52,6 %)

n. a.

38 (50,0 %)

94 (54 %)

71 (52 %)

117 (12,1 %)

254 (10,2 %)

körperliche Vernachlässigung

n. a.

n. a.

70 (48,6 %)

57 (49,6 %)

n. a.

33 (43,4 %)

87 (50 %)

66 (48 %)

173 (17,9 %)

1210 (48,4 %)

emotionale Vernachlässigung

n. a.

n. a.

100 (69,0 %)

78 (67,2 %)

n. a.

47 (61,8 %)

120 (69 %)

90 (66 %)

49 (5,1 %)

348 (13,9 %)

n. a. = nicht angegeben oder Misshandlungsform wurde nicht untersucht

Biografie [16, 19, 32] erhoben. Die Diagnose BES wurde in 7 von 8 Studien anhand des Strukturierten Klinischen Interviews für DSM (SKID) in der jeweils aktuellen Version [7, 16, 17, 19, 31, 32, 34, 36] und darüber hinaus in 6 Studien mit der Eating Disorder Examination (EDE oder EDE-Q) [7, 17, 19, 32 – 34, 37] gestellt. Seltener verwendet wurden daneben die Binge-Eating-Scale (BES, einmal) [16, 38], der Questionnaire on Eating and Weight Patterns (QEWP-R, 3-mal) [16, 17, 33, 39] und der Body Shape Questionnaire (BSQ, 2-mal) [17, 33, 40]. Für die Erhebung möglicher komorbider psychiatrischer Störungen wurde überwiegend das jeweils aktuelle SKID bzw. für depressive Symptome das Beck-Depressions-Inventar (BDI) [7, 17, 33, 34, 41] angewandt. Eine Übersicht über alle Erhebungsinstrumente der einzelnen " Tab. 1 zusamStudien sowie weitere Studienmerkmale sind in ● mengefasst.

Prävalenzen In Studien, die die Gesamtprävalenz aller Formen von Kindesmisshandlung erhoben haben [17, 31, 33, 34], berichteten zwischen 78,9 % [33] und 82,8 % [17] der Patienten mit BES mindestens eine Form von Kindesmisshandlung. Sexueller Missbrauch in der Kindheit war zwischen 25,9 % [31] und 43,2 % [32] unter den BES-Patienten verbreitet. Das war 2bis 4-mal häufiger im Vergleich zu Personen ohne Essstörungen (10,6 % [19]), aber nicht wesentlich häufiger als bei Personen mit anderen psychiatrischen Störungen (25,5 % [19]) oder anderen Essstörungen wie Bulimia nervosa (35,3 % [19]) und Night Eating Syndrome (NES; 25,0 % [34]). Sexueller Missbrauch in der Kindheit war unter Patienten mit BES häufiger als bei Personen mit Übergewicht und Adipositas, die an keiner Essstörung litten (18,0 % [34] bis 19,0 % [16]). Zwischen 50,0 % [33] und 59,3 % [17] der Studienteilnehmer mit BES erlebten emotionalen Missbrauch in der Kindheit. Vergleichbar viele Personen mit dem NES (51 % [34]) berichteten ebenfalls emotionalen Missbrauch. Bei Übergewichtigen und Adipösen, die an keiner Essstörung litten, lag die Prävalenz mit 32 % [34] niedriger als bei BES-Patienten. Körperlicher Kindesmissbrauch war von 21,2 % [19] bis 54,9 % [32] unter Patienten mit BES verbreitet. Fairburn u. Kollegen

[19] berichteten, dass BES-Patienten doppelt so häufig betroffen waren wie Personen ohne Essstörungen (9,6 %), aber nicht wesentlich häufiger als Personen mit anderen psychiatrischen Störungen (29,4 %). Striegel-Moore u. Kollegen [32] berichteten, dass körperlicher Missbrauch bei BES doppelt so häufig auftrat wie im Vergleich zu Personen ohne Essstörungen und anderen psychiatrischen Störungen (15,3 bzw. 20,1 %). Emotionale und körperliche Vernachlässigung in der Kindheit ergaben Prävalenzen zwischen 61,8 % [33] und 69,0 % [17, 34] bzw. 43,4 % [33] und 50,0 % [34]. Im Vergleich zum NES (9 % [34]) war die emotionale Vernachlässigung bei BES um ein Vielfaches höher. Auch verglichen mit übergewichtigen und adipösen Patienten (11 % [34]) war emotionale Vernachlässigung in der Kindheit bei BES mehr als 5-mal häufiger. Die Verbreitung von körperlicher Vernachlässigung war vergleichbar: für das NES 65 % [34] und für Übergewicht und Adipositas 55 % [34]. Alle Prävalenzen " Tab. 2 zusammengefasst. wurden in ●

Studiendaten und repräsentative Daten Formen der Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung waren mehr als doppelt so häufig (78,9 % [33] und 82,8 % [17]) wie in repräsentativen Stichproben (33,9 % [27] bis 35,1 %). Patienten mit BES berichteten sexuellen Missbrauch (28,0 % [16] bis 43,2 % [32]) und emotionalen Missbrauch (50,0 % [33] bis 59,3 % [17]) in der Kindheit bis zu 5-mal häufiger als in repräsentativen Stichproben (5,0 % [26] bis 6,2 % [27], respektive 10,2 % [27] bis 12,1 % [26]). Körperlicher Missbrauch in der Kindheit war bei Patienten mit BES bis um das Zweifache häufiger (28,0 % [7] bis 54,9 % [32]), ausgenommen bei Fairburn u. Kollegen [19], bei denen die Prävalenz von 21,2 % mit der repräsentativen Stichprobe von Scher u. Kollegen (18,9) [26] vergleichbar war. Körperliche Vernachlässigung war in der repräsentativen Stichprobe (48,4 %) von Iffland u. Kollegen [27] vergleichbar verbreitet wie unter Patienten mit BES (43,4 % [33] bis 50,0 % [34]), während im Vergleich zu Scher u. Kollegen (17,9 %) [27] die Prävalenz unter Patienten mit BES nahezu 3-mal so hoch war. Bis zu mehr als das 13-Fache häufiger berichteten Patienten mit BES emotionale Vernachlässigung in der Kindheit (61,8 % [33] bis 69,0 % [17, 34]) verglichen mit Scher u. Kollegen (5,1 %) [26].

Röhr S et al. Kindesmisshandlung bei Binge-Eating-Störung: … Psychiat Prax 2015; 42: 125–132

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Tab. 2

129

Übersicht

Tab. 3 Assoziationen von Formen der Kindesmisshandlung bei Binge-EatingStörung (BES).

Publikation

Ergebnisse

Yanovski et al. [16]

– sexueller Missbrauch war nicht mit Adipositas assoziiert – sexueller Missbrauch ging häufiger mit einer Historie von Substanzmissbrauch in der Familie einher

Fairburn et al. [19]

– sexueller und körperlicher Missbrauch als Risikofaktoren für BES

Grilo u. Masheb [17]

– körperliche Vernachlässigung war mit Diätverhalten assoziiert – emotionaler Missbrauch war mit Unzufriedenheit mit dem Körper, Depressionen & geringerem Selbstwert unter Frauen assoziiert – sexueller Missbrauch war mit Unzufriedenheit mit dem Köper unter Männern assoziiert – keine Geschlechtsunterschiede bei Formen der Kindesmisshandlung – keine Assoziationen zu Adipositas und BMI bei allen fünf Formen der Kindesmisshandlung – spezifische Merkmale des Binge-Eating-Verhaltens waren nicht mit einzelnen Formen der Kindesmisshandlung assoziiert

Grilo u. Masheb [31]

– emotionaler Missbrauch war mit Cluster C Persönlichkeitsstörungen, besonders vermeidende Persönlichkeitsstörung, assoziiert

Striegel-Moore et al. [32]

– Assoziation von sexuellem Missbrauch und BES

Grilo et al. [33]

– keine Geschlechtsunterschiede bei Formen der Kindesmisshandlung – keine Assoziationen zu Adipositas bei Formen der Kindesmisshandlung

Allison et al. [34]

– Formen von Kindesmisshandlung außer sexueller Missbrauch waren mit höheren Depressionswerten assoziiert

Becker u. Grilo [7]

– körperlicher Missbrauch war mit affektiven Störungen assoziiert – emotionaler Missbrauch war mit Dysthymie assoziiert – sexueller Missbrauch als auch körperliche Vernachlässigung waren mit PTBS assoziiert – körperlicher Missbrauch war mit Alkoholmissbrauch assoziiert

BES = Binge-Eating-Störung, BMI = Body-Mass-Index, PTBS = posttraumatische Belastungsstörung

In Bezug auf die repräsentative Stichprobe von Iffland u. Kollegen (13,9 %) [27] war emotionale Vernachlässigung bei Patienten mit " Tab. 2). BES um etwa das 4- bis 5-Fache häufiger (●

Assoziationen In den Studien wurden keine Geschlechtsunterschiede bezüglich der Prävalenzen von Misshandlungsformen in der Kindheit gefunden, sofern sie untersucht wurden [17, 33]. Ebenfalls wurden in keiner der Studien Assoziationen zu Adipositas oder dem Body-Mass-Index gefunden [16, 17, 33]. Auch hinsichtlich spezifischer Merkmale des Essverhaltens gab es keine bedeutenden Unterschiede zwischen BES-Patienten mit und ohne Missbrauchserfahrung in der Kindheit [7, 17, 33]. Jedoch zeigten BES-Patienten mit Missbrauchshintergrund häufiger komorbide Persönlichkeitsstörungen [31] als BES-Patienten ohne diese Erfahrung. Sie wiesen ebenfalls eine höhere Lebenszeitprävalenz von affektiven Störungen [7], darunter Depressionen [17, 34] und Dysthymien [7], PTBS [7] als auch Alkoholmissbrauch [7] auf. Striegel-Moore u. Kollegen [32] untersuchten wei-

terhin Prävalenzunterschiede von sexuellem und körperlichem Missbrauch in der Kindheit in Bezug auf Ethnizität. Sie fanden keine bedeutenden Unterschiede bei den Häufigkeiten der Kindesmisshandlungsformen zwischen schwarzen und weißen Frauen. Sexueller Missbrauch in der Kindheit war allerdings bei schwarzen Frauen mit der BES (56,7 %) signifikant häufiger als bei schwarzen Frauen mit anderen psychiatrischen Störungen (23,8 %). Alle Ergebnisse weiterer Untersuchungsaspekte in Zusammenhang mit Formen von Kindesmisshandlung bei Patien" Tab. 3 aufgeführt. ten mit BES sind in ●

Diskussion !

Es erfolgte erstmals eine Literaturübersicht zu Kindesmisshandlung bei BES, aus der deutlich wird, dass Formen der Kindesmisshandlung unter Patienten mit BES stark verbreitet sind. In den vorliegenden Studien waren Formen der Kindesmisshandlung weit mehr als doppelt so häufig verbreitet wie im Vergleich zu repräsentativen Stichproben [26, 27]. Dagegen waren die Prävalenzen von Kindesmisshandlungsformen bei BES mit anderen psychiatrischen Störungen, darunter andere Essstörungen [17, 19, 33, 34], vergleichbar. Im Konsens mit den dargestellten Studien ist Kindesmisshandlung mit einer erhöhten Anfälligkeit für psychiatrische Störungen im Allgemeinen assoziiert, aber nicht spezifisch mit der BingeEating-Störung [7, 17, 19, 34]. Kindesmisshandlung stellt einen möglichen Risikofaktor für die BES dar, der im Sinne eines multifaktoriellen Ansatzes in Verbindung mit anderen Risikofaktoren zur Ausbildung dieser Essstörung führen kann. Mit Kindesmisshandlung bei der Binge-Eating-Störung waren verschiedene psychiatrische Komorbiditäten assoziiert, vor allem Depressionen [7, 17, 34] sowie Persönlichkeitsstörungen [31], PTBS, Alkoholmissbrauch und Dysthymien [7]. Generell sind komorbide psychiatrische Störungen bei Patienten mit BES häufig [14, 15]. Möglicherweise treten psychiatrische Störungen, die häufig mit der Binge-Eating-Störung einhergehen, durch Kindesmisshandlung wahrscheinlicher auf [42]. Das kann ein Ansatz für zukünftige Studien sein, die Verbreitung von komorbiden psychiatrischen Störungen bei Patienten mit BES mit und ohne Kindesmisshandlungshistorie zu vergleichen. Formen von Kindesmisshandlung bei BES waren in keiner Studie [16, 17, 33] mit Adipositas assoziiert. Die BES ist stark mit Adipositas verknüpft, weil regelmäßige Essanfälle ohne gegensteuernde Maßnahmen auf Dauer zu Gewichtszunahme führen [10, 17, 18]. Der durchschnittliche BMI, sofern in den Studien berichtet, lag für Patienten mit BES mit Ausnahme einer Studie [19] bei über 30 kg/m² und damit im adipösen Bereich. Kindesmisshandlung ist unter Adipösen häufig verbreitet, vor allem sexueller Missbrauch wurde mit Adipositas assoziiert [33, 43 – 46]. Felitti [47] veröffentlichte die erste Studie zu sexuellem Kindesmissbrauch und Adipositas aus der klinischen Beobachtung heraus, dass Teilnehmer in einem Abnehmprogramm häufig darüber berichteten. Von 131 Patientinnen hatten 60 % derjenigen mit einer Missbrauchsvergangenheit mindestens 23 Kilo Übergewicht, während es bei Patientinnen ohne Missbrauchsvergangenheit 28 % waren. Missbrauchsopfer litten zudem häufiger an extremer Adipositas. In einer weiteren Studie fand Felitti [48] vergleichbare Ergebnisse. Welche Rolle die BES in diesem Kontext möglicherweise einnimmt, ist unklar, sie wird aber als Mediator diskutiert [18, 43].

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Übersicht

Zwar scheinen verschiedene Formen von Kindesmisshandlung bei BES nicht mit dem BMI, Geschlecht oder bestimmten Merkmalen des Essverhaltens assoziiert, nichtsdestotrotz bleiben die berichteten Prävalenzen aufgrund ihrer Höhe von insgesamt bis zu 82,8 % von klinischer und wissenschaftlicher Relevanz, allein, weil sie gegenüber repräsentativen Stichproben mehr als doppelt so hoch sind. Es bedarf also weiterer Forschung, um die Rolle der Formen von Kindesmisshandlung bei BES zu verstehen. Dafür sind geeignete Kontrollgruppen wie beispielsweise adipöse Patienten ohne BES oder psychiatrische Gruppen ohne Essstörungen notwendig. In Anbetracht der hohen Prävalenzen von Kindesmisshandlungsformen bei BES und Studienergebnissen, die sexuellen Missbrauch als prognostisch ungünstigen Faktor für den Erfolg von Abnehmprogrammen identifizierten [53], wären darüber hinaus Studien interessant, die untersuchen, ob der Behandlungserfolg der Binge-Eating-Störung von der Kindsmisshandlungsvergangenheit beeinflusst wird.

Konsequenzen für Klinik und Praxis

▶ Kindesmisshandlung ist bei Patienten mit Binge-EatingStörung sehr häufig (bis zu 82,8 %)

▶ über den Konsens hinaus, dass Kindesmisshandlung einen möglichen Risikofaktor unter anderem für die Binge-Eating-Störung darstellt, bedarf es Studien, die mittels geeigneter Kontrollgruppen dessen potenzielle Bedeutung genauer untersuchen ▶ Studien sollten weiterhin Kindesmisshandlung vor dem Hintergrund der Prognose des Behandlungserfolgs von der Binge-Eating-Störung untersuchen

Interessenkonflikt !

Die Autorinnen geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Abstract

Child Maltreatment in Binge Eating Disorder: A Systematic Literature Review !

Objective: This review is to provide a first overview about prevalences and associations of forms of child maltreatment in binge eating disorder (BED). Methods: Systematic literature search in PubMed and Web of Science in December 2013. Terms considered were “binge eating disorder” AND “child* maltreatment”, “child* abuse”, “child* sexual abuse”, “child* emotional abuse”, “child* physical abuse”, “child* emotional neglect” as well as “child* physical neglect”. Inclusion criteria were studies published between 1990 and 2013, publications in English or German, adult patients, studies that considered patients with full DSM criteria for BED, and studies that reported prevalences of forms of child maltreatment. Results: Eight studies out of 366 met criteria. Child maltreatment rates in BED were more than two times higher than in representative samples, but they were similar to psychiatric comparisons. Up to 83 % of patients with BED reported at least one form of child maltreatment. There were associations to psychiatric comorbidity, but not to gender, obesity and specific features of the eating behaviour.

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Es gibt verschiedene methodische Besonderheiten, die bei der Interpretation der Ergebnisse zu berücksichtigen sind. Bei 5 Studien wurde zur Erfassung der Kindesmisshandlungshistorie der international anerkannte Childhood Trauma Questionnaire (CTQ) [34] eingesetzt [7, 17, 31, 33, 34], während bei 3 weiteren Studien semistrukturierte klinische Interviews zur Biografie angewandt wurden [16, 19, 32]. Dem CTQ lagen bei diesen 5 Studien die gleichen etablierten Cut-off-Werte nach Walker u. Kollegen [49] zugrunde und es wurden alle 5 Formen von Kindesmisshandlung sowie in 4 Studien davon die Gesamtprävalenz über die Formen hinweg erhoben. Studien, die Formen von Kindesmisshandlung per semistrukturierten klinischen Interviews erfasst haben, beschränkten sich auf sexuellen Missbrauch [16] bzw. sexuellen und körperlichen Missbrauch in der Kindheit [19, 32]. Dabei wurden Kindesmisshandlungsformen unterschiedlich definiert, operationalisiert und eigene Cut-off-Werte festgelegt, was eine Erklärung für die nach oben abweichenden Prävalenzen bei Striegel-Moore u. Kollegen [32] sein kann. Die zum Teil inkonsistenten Definitionen und Operationalisierungen der verschiedenen Formen von Kindesmisshandlung schränken die Vergleichbarkeit der Ergebnisse ein und können zu Verzerrungen führen [29, 50]. Eine weitere methodische Schwierigkeit stellt die retrospektive Erhebung von Erfahrungen mit Kindesmisshandlung dar [51, 52]. Die Erinnerung an Kindesmisshandlungen verlangt den Abruf von Informationen aus dem Langzeitgedächtnis, die auf traumatischen Erlebnissen beruhen und deshalb falschen Erinnerungen oder Verzerrungen unterlegen sein können. Zudem kann der Abruf der Informationen bei der Erhebung unter anderem von der Stimmung oder psychiatrischen Symptomen beeinflusst sein [51]. Daneben berichten Widom u. Morris [52], dass Erfahrungen mit Kindesmisshandlung häufig nicht akkurat berichtet werden: Oftmals würden entsprechende Erlebnisse verschwiegen, weshalb von höheren Prävalenzen auszugehen sei als häufig berichtet wird. Bei Studien [7, 17, 31, 33, 34], die Kindesmisshandlung mit dem CTQ erhoben haben, war die Altersstruktur mit Mittelwerten zwischen 43,1 – 44,9 Jahren ähnlich, während bei Striegel-Moore u. Kollegen [32] die BES-Patientinnen mit durchschnittlich 30,4 Jahren und bei Yanovski u. Kollegen [16] mit 36,8 Jahren jünger waren. In der Studie von Fairburn u. Kollegen [19] wurden nur Patientinnen bis 35 Jahre rekrutiert, sodass der Altersdurchschnitt unter den BES-Betroffenen bei 24,5 Jahre lag. Diese Differenzen schränken die Vergleichbarkeit der Ergebnisse weiter ein, machen aber auch deutlich, dass Kindesmisshandlung bei BingeEating-Störung über verschiedene Altersstufen hinweg stark verbreitet ist. Die in den Studien untersuchten Personen waren überwiegend Frauen. Inwiefern sich die Ergebnisse geschlechtsübergreifend verallgemeinern lassen, ist unklar. In 2 Studien, die männliche und weibliche Personen untersuchten, wurden zumindest keine Geschlechtsunterschiede gefunden [17, 33]. Bei Grilo u. Masheb [17] berichteten 61,8 % der Männer und 58,6 % der Frauen mit BES von emotionalem Missbrauch in der Kindheit, von körperlichem Missbrauch 41,2 % der Männer und 34,2 % der Frauen, emotionale Vernachlässigung 73,5 bzw. 67,6 % und körperliche Vernachlässigung 44,1 bzw. 49,5 %. Ausschließlich bei sexuellem Missbrauch war die Differenz größer: 34,2 % der Frauen und 17,6 % der Männer waren betroffen. Dieser Unterschied war aber nicht statistisch signifikant. Eine Häufigkeitsverteilung der Formen von Kindesmisshandlung zwischen Männern und Frauen, die eher ähnlich als verschieden ist, findet sich auch in der repräsentativen Stichprobe von Iffland u. Kollegen [27].

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Übersicht

Conclusion: Child maltreatment is very prevalent among BED. Its contribution to the development and the maintenance of BED is not understood yet.

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[Child maltreatment in binge eating disorder: a systematic literature review].

This review is to provide a first overview about prevalences and associations of forms of child maltreatment in binge eating disorder (BED)...
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