Leserbriefe Anaesthesist 2014 · 63:699–702 DOI 10.1007/s00101-014-2360-5 Online publiziert: 29. August 2014 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

Zum Beitrag Seemann M, Zech N, Kieninger M et al (2014) Anlage eines zentralen Venenkatheters bei persistierender V. cava superior sinistra. Anaesthesist 63:231–233

Leserbrief W. Schummer

Katheterkomplikation bei persistierender linker V. cava superior man eine positive P-Welle erwarten; hier ist der Ausschlag der P-Welle jedoch biphasisch (. Abb. 1). Mit zunehmender Einführtiefe nimmt die Amplitude dieser biphasischen P-Welle zu, um nach Mündung des ZVK in den Koronarsinus in ein biphasisches Muster mit niedrigerer Amplitude überzugehen (. Abb. 2). Nach Rückzug auf eine Einführtiefe von 20 cm ab Haut findet sich eine ma-

ximale negative P-Wellen-Amplitude (. Abb. 3). Im Anschluss an die ZVKAnlage wurde bei dem Patienten eine a.-p.-Röntgenaufnahme im Liegen gefertigt, die die dazu korrespondierende Position des ZVK zeigt (. Abb. 4). Als Anmerkung zur Perforation des ZVK soll abschließend noch Folgende erlaubt sein: Ein ZVK in einer persistierenden linken oberen Hohlvene prä-

Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie SRH Zentralklinikum Suhl

Im Fallbericht über eine Katheterkomplikation bei persistierender linker V. cava superior von Seemann et al. wird als Lagekontrolle des zentralen Venenkatheters (ZVK) das intravasale Elektrokardiogramm (EKG) zwar diskutiert, aber nicht durchgeführt [1]. Dies will ich nachholen und für die Leserschaft mit dem entsprechenden Bildmaterial ergänzen. Bereits 2002 berichteten wir in Der Anaesthesist über einen Patienten mit einer linken persistierenden oberen Hohlvene und das bei ZVK-Anlage durchgeführte intravasale EKG: “… Zur Lagekontrolle wurde ein intraatriales EKG abgeleitet. Hierbei wurden hohe P-Wellen – wie bei einer intraatrialen Lage – beobachtet, die bei minimalen Lageveränderungen der Katheterspitze alternierend positiv oder negativ waren [2]“. Bei dem aktuell gezeigten Patienten (wie auch bei allen anderen mit einer „persistent left superior vena cava“, PLSVC) zeigt sich beim Vorschub des ZVK mit angeschlossener und aktivierter EKG-Ableitung (Ableitung II nach Einthoven, auf die ZVK-Spitze geschaltete EKG-Weiche des Alphacard-Systems®) ein eher ungewöhnliches Muster im Vergleich zur „normalen“ EKG-Methode: Bei einer Einführtiefe von 10 cm würde

Abb. 1 8 Elektrokardiographische Ableitung über die Spitze des zentralen Venenkatheters bei 10-cm-Einführtiefe mit biphasischer P-Welle und sehr kleiner Amplitude

Abb. 2 8 Elektrokardiographische Ableitung über die Spitze des zentralen Venenkatheters bei 24-cm-Einführtiefe mit biphasischer P-Welle Der Anaesthesist 8 - 9 · 2014 

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Leserbriefe

Abb. 3 8 Elektrokardiographische Ableitung über die Spitze des zentralen Venenkatheters bei 20-cm-Einführtiefe mit negativer P-Welle und hoher Amplitude

Korrespondenzadresse PD Dr. W. Schummer Klinik für Anästhesie und Intensivtherapie SRH Zentralklinikum Suhl Albert Schweitzer Str. 2 98527 Suhl [email protected]

Einhaltung ethischer Richtlinien Abb. 4 8 Postinsertionsröntgenbild in a.-p.Technik (Bettaufnahme). Pfeil Spitze des zentralen Venenkatheters in der persistierenden linken oberen Hohlvene

destiniert nicht zur Perforation und darf dort belassen werden, vorausgesetzt seine Spitze bildet keinen Winkel zur Venenwand. Das einzige Risiko geht von Rhythmusstörungen bei der ZVK-Passage des Koronarsinus aus. Die beschriebene Perforation würde man als mechanische Frühkomplikation ansehen und die Perforation daher eher als eine anlagebedingte Komplikation interpretieren müssen. Und ob es sich beim perforierten Gefäß um die PLSVC handelt, muss nach bereits entferntem ZVK bei der am Folgetag durchgeführten Computertomographie spekulativ bleiben – als weitere Gefäße für die Katheterfehllage bieten sich die V. thoracica interna, die V. pericardiacophrenica und die V. intercostalis posterior superior an.

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Der Anaesthesist 8 - 9 · 2014

Interessenkonflikt.  W. Schummer gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Literatur 1. Seemann M, Zech N, Kieninger M et al (2014) Anlage eines zentralen Venenkatheters bei persistierender V. cava superior sinistra. Anaesthesist 63:231–233 2. Schummer W, Schummer C, Reinhold L (2002) Differenzialdiagnose linksthorakaler Venenkatheter am Beispiel einer persistierenden linken oberen Hohlvene. Anaesthesist 51:726–730

Erwiderung M. Seemann, N. Zech, M. Kieninger, B. Graf, H. Künzig Klinik für Anästhesiologie,   Universitätsklinikum Regensburg

Wir bedanken uns für das Interesse des Kollegen Schummer an unserem Fallbericht und ausdrücklich für die durch das beigefügte Bildmaterial sehr anschauliche Ergänzung zur EKG-gesteuerten ZVK-Lagekontrolle bei einem Patienten mit PLSVC. Es wird eindrücklich dargestellt, dass bei einem Patienten mit einer derartigen anatomischen Variation keine „normale“ intravasale EKG-Ableitung

über die Katheterspitze zu erwarten ist. Bei unserem Patienten konnte eine EKGbasierte Lagekontrolle aufgrund eines zu diesem Zeitpunkt bestehenden atrioventrikulär-junktionalen Rhythmus nach Atropingabe ohnehin nicht durchgeführt werden. Herr Dr. Schummer diskutiert weiterhin, dass es sich in unserem Fall um eine anlage-, d. h. direkt punktionsbedingte oder durch den „guide wire“ verursachte Komplikation der ZVK-Anlage handeln müsse, da das Vorliegen einer PLSVC allein keine erhöhte Perforationsgefahr beinhalte. Ob Anomalien des venösen Systems ein erhöhtes Risiko für Gefäßperforation darstellen, ist nach unserem Kenntnisstand nicht zuverlässig geklärt. Allerdings existiert eine Reihe von Fallberichten [1, 2], die von reinen, durch den Kunststoffkatheter verursachten Gefäßperforationen berichten. Letztlich ist also die Frage, ob die Gefäßwand in unserem Fall sekundär durch den Katheter oder primär durch eine mechanische Beanspruchung während der Anlage perforiert wurde, nicht schlüssig zu beantworten, wenngleich der zeitliche Ablauf tatsächlich an eine punktionsassoziierte Ursache denken lässt. Ob im vorgestellten Fall tatsächlich die PLSVC oder aber eines der alternativ infrage kommenden Gefäße perforiert wurde, ist, wie Schummer korrekt anmerkt, nicht erwiesen. Es erscheint jedoch aufgrund der Katheterprojektion im Gefäßschatten in der Thoraxröntgenaufnahme [1] und der Lagebeziehung des Extravasats im CT äußerst naheliegend, dass es sich um die PLSVC gehandelt hat. Unabhängig von der Frage, ob ein in die PLSVC eingebrachter Katheter dort verweilen kann oder nicht, bestand unsere Intention darin, durch den Fallbericht auf das mögliche Vorhandensein einer zumeist klinisch asymptomatischen und dem Patienten somit nichtbekannten PLSVC oder anderer Gefäßanomalien zu sensibilisieren, die immerhin mit einer Häufigkeit von 1–2 aus 200 Patienten vorliegen. Darüber hinaus wollten wir auf das generell bei der ZVK-Anlage bestehende Achtsamkeitsgebot, das absolute Vermeiden von Gewalteinwirkung (z. B. beim Drahtvorschub) sowie die Wichtigkeit der ZVK-Lagekontrolle

Fachnachrichten mithilfe von EKG und Röntgen hinweisen. Andernfalls kann es zu schwerwiegenden Komplikationen für den Patienten kommen, die zum Glück in unserem Fall ausgeblieben sind.

Korrespondenzadresse

Hanse-Preise 2015 Hanse-Preis für Intensivmedizin 2015 Gestiftet von der Fresenius-Stiftung   Bad Homburg Dotation: € 5.000,00

Einhaltung ethischer Richtlinien

Wir bitten um Einreichung publizierter Originalarbeiten (Peer reviewed, experimentell oder klinisch,deutsch oder englisch aus den Bereichen der Intensiv- oder Notfallmedizin) aus dem Jahr 2014. Das Wissenschaftliche Komitee wählt unter den Einsendungen acht Teilnehmer aus, die zum 25. Symposium eingeladen werden. Vortragssprache: Deutsch

Interessenkonflikt.  M. Seemann, N. Zech, M. Kieninger, B. Graf und H. Künzig geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Hanse-Pflegepreis für eine fach­ praktische Arbeit 2015

Dr. H. Künzig Klinik für Anästhesiologie,   Universitätsklinikum Regensburg Franz-Josef-Strauß-Allee 11 93053 Regensburg [email protected]

Literatur 1. Jost K, Leithäuser M, Grosse-Thie C et al (2008) Perforation of the superior vena cava – a rare complication of central venous catheters. Onkologie 31:262–264 2. Turi G, Tordiglione P, Araimo F (2013) Case report: anterior mediastinal central line malposition.   Anesth Analg 117:123–125

Dotation: € 2.000,00 Wir bitten um Einreichung veröffentlichter und unveröffentlichter Arbeiten (bitte Originale) in deutscher Sprache, nicht älter als 18 Monate, max. 30 Seiten, aus den Bereichen der Intensiv- und Anästhesiepflege (auch Referate/Fach- und Jahresarbeiten im Rahmen der Fachweiterbildung). Einsendungen bitte nur als pdf oder docDatei. Das Wissenschaftliche Komitee wählt Kandidaten aus, die zum 25. Symposium eingeladen werden. Vortragssprache: Deutsch

Hanse-Pflegepreis für eine pflege­ wissenschaftliche Arbeit 2015 Gestiftet vom Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung e.V. (WIVIM) Dotation: € 2.000,00 Wir bitten um Einreichung veröffentlichter und unveröffentlichter Arbeiten (bitte Originale) in deutscher Sprache, nicht älter als 18 Monate, max. 30 Seiten, aus den Bereichen der Intensiv- und Anästhesiepflege (auch Referate/Fach- und Jahresarbeiten im Rahmen der Fachweiterbildung). Einsendungen bitte nur als pdf oder docDatei. Das Wissenschaftliche Komitee wählt Kandidaten aus, die zum 25. Symposium eingeladen werden. Vortragssprache: Deutsch Annahmeschluss: 15. Dezember 2014

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Der Anaesthesist 8 - 9 · 2014

Bitte reichen Sie die Arbeiten per E-mail an folgende Adresse ein: [email protected] Alle Vortragswettbewerbe finden am Donnerstag, den 19. Februar 2015 statt. Die Preise werden im Rahmen des Get-togethers am selben Tag öffentlich verliehen. Weitere Auskünfte zum Vortragswettbewerb erteilt Frau Elke Stegmann: WIVIM Geschäftsstelle Sögestr. 48, 28195 Bremen Tel. 0421-8775463, Fax: 0421-8775957 E-Mail: [email protected]

Hanse-Promotionspreis experimen­ telle Forschung in der Intensiv- und Notfallmedizin Gestiftet von Achim Schulz-Lauterbach VMP GmbH Dotation: € 2.000,00 Die vom Wissenschaftlichen Verein zur Förderung der klinisch angewendeten Forschung in der Intensivmedizin e.V. (WIVIM) ausgeschriebenen Hanse-Promotionspreise werden für hervorragende Arbeiten aus dem Bereich der Intensivmedizin oder Notfallmedizin vergeben. Die Bewerbung erfolgt durch Einreichung angenommener Promotionsarbeiten aus den Jahren 2013 und 2014 (Datum der Promotionsurkunde). Annahmeschluss ist der 15. Dezember 2014. Anschreiben und Promotionsarbeit sollen in elektronischer Form als PDF an [email protected] eingereicht werden. Die Bewertung der eingereichten Arbeiten erfolgt durch eine vom WIVIM eingesetzte Jury. In die Beurteilung der Arbeiten fließen die Originalität, der methodische Ansatz und dessen Umsetzung sowie die Bedeutung der Ergebnisse für die Intensiv- und Notfallmedizin mit ein. Im Anschreiben ist mitzuteilen, ob und ggf. wo die Arbeit publiziert wurde. Die Preisträger sollen ihre Ergebnisse auf dem Bremer Symposium für Intensivmedizin und Intensivpflege 2015 in einem Kurzvortrag von jeweils 15 Minuten vorstellen. Inhaltliche Rückfragen bitte an:   Prof. Dr. P.H. Tonner,   e-mail: [email protected] Prof. Dr. A. Weyland,   e-mail: [email protected]

[Catheter complications in persistent left superior vena cava].

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