Originalarbeit

Die Belastung von Müttern und Vätern von Schizophreniekranken Burden of Mothers and Fathers of Persons with Schizophrenia

Autoren

Fabian Friedrich1, Rainer Gross2, Margit Wrobel3, Günter Klug4, Annemarie Unger1, Matthäus Fellinger1, Stefanie Süßenbacher1, Marion Freidl1, Gertraud Saumer1, Johannes Wancata1

Institute

Die Institute sind am Ende des Artikels gelistet.

Schlüsselwörter

Zusammenfassung

" Schizophrenie ● " Angehörige ● " Belastungen ● " Bedarfsdeckung ● " Gender ●

Keywords

" schizophrenia ● " caregivers ● " burden ● " unmet needs ● " gender ●

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/ 10.1055/s-0034-1370080 Online-Publikation: 23.5.2014 Psychiat Prax 2015; 42: 208–215 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York ISSN 0303-4259 Korrespondenzadresse Dr. Fabian Friedrich Klinische Abteilung für Sozialpsychiatrie, Medizinische Universität Wien Währinger Gürtel 18-20 1090 Wien, Österreich fabian.friedrich@meduniwien. ac.at

!

Anliegen: Es sollte versucht werden, Unterschiede in den Belastungen von Müttern und Vätern Schizophreniekranker zu identifizieren. Methode: 101 Mütter und 101 Väter derselben Patienten wurden mittels „Carersʼ Needs Assessment for Schizophrenia“ (CNA-S) und dem „Invol-

Einleitung !

An Schizophrenie Erkrankte werden häufig im häuslichen Umfeld von ihren Familienangehörigen betreut [1]. Zahlreiche Studien haben beschrieben, dass diese Betreuung mit zahlreichen Belastungen einhergeht, die von Stress über finanzielle Belastungen bis hin zu Symptomen einer Depression reichen [2 – 4]. Manche Autoren haben dabei zwischen objektiven Belastungen (z. B. erhöhte finanzielle Ausgaben, Einschränkungen in der Freizeitgestaltung) und subjektiven Belastungen (z. B. Verlusterlebnisse, Enttäuschung, Angst) unterschieden [5 – 6]. In den letzten drei Jahrzehnten wurde eine Reihe von Forschungsinstrumenten zur Erhebung der Belastungen von Angehörigen entwickelt, wobei die inhaltlichen Schwerpunkte oft recht unterschiedlich sind [7, 8]. Auf Basis einer umfassenden Analyse der Literatur hatte eine holländische Arbeitsgruppe einen Fragebogen für Angehörige (Involvement Evaluation Questionnaire = IEQ) entwickelt, der unterschiedliche Aspekte erfasst, wobei die Inhalte mittels Faktorenanalyse zu vier Bereichen zusammengefasst wurden [9]: (1) Spannung zwischen Krankem und Angehörigem, (2) Beaufsichtigen des Kranken, (3) sich wegen des Kranken Sorgen machen, (4) den Kranken zu etwas motivieren bzw. aktivieren. Bislang finden sich nur wenige Studien, die der Frage nachgingen, wodurch diese Dimensionen beeinflusst werden [10 – 12]. So konnte kürzlich gezeigt wer-

Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

vement Evaluation Questionnaire“ (IEQ) untersucht. Ergebnisse: Mütter zeigten signifikant höhere Werte als die Väter bezüglich der Dimensionen „Spannungen“ und „Motivieren“. Schlussfolgerungen: Bei der Planung von Hilfen für Angehörige sollten Unterschiede zwischen Müttern und Vätern berücksichtigt werden.

den, dass ein ungedeckter Bedarf an Hilfen für die Angehörigen mit erhöhten Sorgen der Angehörigen und Spannungen zwischen den Angehörigen und den Kranken assoziiert ist [12]. Bei der Interpretation der bisher beschriebenen Ergebnisse muss berücksichtigt werden, dass die meisten Studien, welche die Angehörigen von Schizophreniekranken untersucht hatten, überwiegend Eltern, und hier vor allem Mütter, eingeschlossen hatten [13]. In vielen Studien machten die Mütter deutlich mehr als die Hälfte der untersuchten Angehörigen aus, in manchen Studien sogar fast 80 % der Angehörigen [1, 14, 15]. Erst im letzten Jahrzehnt wurde explizit auch die Situation anderer Familienmitglieder wie Geschwister, Partner oder Kinder in ihrer Angehörigenrolle untersucht [4, 16]. Während bei den Kranken selbst unterschiedlichste Studien zu geschlechtsspezifischen Unterschieden durchgeführt wurden [17 – 19], sind ähnliche Studien bei Angehörigen kaum zu finden. Da nach bisheriger Datenlage der Großteil der Betreuungsarbeit von den Eltern der Kranken geleistet wird, stellt sich die Frage, ob sich die Anforderungen und Belastungen zwischen Vätern und Müttern unterscheiden. Bei den meisten Studien wurde pro Erkranktem nur ein einziges Familienmitglied untersucht [1, 20]. Da aber die Anforderungen an die Betreuung, die Sorgen und die Belastungen der Angehörigen auch von individuellen Aspekten der Kranken (z. B. Einschränkungen im Alltag, Symptomatik) abhängen können, können Vergleiche zwi-

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schen Müttern und Vätern nur mit Einschränkungen erfolgen, wenn Mütter und Väter von verschiedenen Erkrankten analysiert werden. Wenn in einer Studie sowohl Väter als auch Mütter derselben Kranken untersucht werden, ist es möglich, durch dieses Studiendesign den Einfluss solch potenziell konfundierender Variablen auszuschließen. In der vorliegenden Studie sollte daher untersucht werden, ob sich die Väter und Mütter derselben Kranken bezüglich der Belastungsdimensionen „Spannung“, „Beaufsichtigung“, „Sorge“ und „Motivation“ [9] unterscheiden. Außerdem sollten die Prädiktoren für die 4 genannten Dimensionen bei Vätern und Müttern separat analysiert werden.

Material und Methode !

Stichprobe Für die vorliegende Studie wurden sowohl die Mütter als auch die Väter derselben Kranken untersucht. Die Einschlusskriterien betreffend die Erkrankten waren ein abgeschlossenes 16. Lebensjahr und die Diagnose einer Schizophrenie bzw. schizoaffektiven Störung entsprechend ICD-10. Eine weitere Voraussetzung war, dass zumindest einer der Elternteile im selben Haushalt wie der Kranke lebte oder zumindest mehrmals wöchentlich persönlichen Kontakt zum Kranken hatte. Da es sich um eine Fragestellung handelte, für die noch nicht ausreichend Vorstudien vorlagen, wurde aufgrund einer groben Einschätzung geplant, zumindest 100 Kranke und deren Mütter und Väter in die Studie einzuschließen. Zu diesem Zweck wurde in verschiedenen ambulanten, tagesklinischen und stationären psychiatrischen Einrichtungen in Wien, Niederösterreich und der Steiermark gescreent, wobei die Kranken in der Reihenfolge ihres Kontakts mit den jeweiligen Einrichtungen eingeschlossen wurden. Um die an universitären Gesundheitseinrichtungen manchmal zu beobachtende Selektion bestimmter Kranker zu minimieren, wurde überwiegend in Diensten und Einrichtungen mit regionaler Versorgungszuständigkeit gescreent. In den genannten Einrichtungen wurden die Kranken gefragt, ob sie bereit wären, an dieser Studie teilzunehmen und ob die Studienmitarbeiter die Eltern kontaktieren dürften. Wenn die Kranken einverstanden waren, wurden die Eltern gefragt, ob sie bereit wären, an der Untersuchung teilzunehmen. In jedem Fall wurde von den Patientinnen bzw. Patienten sowie von den Vätern und Müttern eine schriftliche Einverständniserklärung eingeholt. Die vorliegende Studie war von der Ethikkommission der Medizinischen Universität Wien geprüft und genehmigt worden. Alle Daten wurden von Ärzten in Ausbildung zum Facharzt für Psychiatrie oder Psychologen mit ausreichend psychiatrischer Erfahrung erhoben.

Untersuchungsinstrumente In der vorliegenden Studie wurde bei beiden Elternteilen der „Involvement Evaluation Questionnaire“ (IEQ) verwendet, um jene Bereiche zu erfassen, in denen die Angehörigen in die Betreuung der Kranken involviert sind [9]. Diese Version, die für international vergleichende Studien adaptiert worden war, wurde mittlerweile in zahlreiche Sprache übersetzt und vielfach verwendet [9, 21]. Mittels des IEQ können 4 verschiedene inhaltliche Bereiche in Subskalen erfasst werden: Spannungen (9 Items), Beaufsichtigung des Kranken (6 Items), sich sorgen (6 Items) und Motivation (8 Items). Die interne Konsistenz der in dieser Studie verwendeten deutschsprachigen Version [5] war zufriedenstellend

(Cronbach’s Alpha zwischen 0,71 und 0,83). Die einzelnen Fragen beziehen sich jeweils auf die vorhergehenden 4 Wochen. Da die Zahl der Fragen pro Subskala unterschiedlich ist, wurde der Summenscore jeweils durch die Zahl der Items der Subskala dividiert, um die Werte auf vergleichbare Weise darstellen zu können Zur Erfassung des ungedeckten Bedarfs bei den Elternteilen wurde das „Carersʼ Needs Assessment for Schizophrenia“ (CNA-S) [22] verwendet. Das CNA-S ist ein semistrukturiertes Interview und erfasst, welche Interventionen benötigt und ob diese auch erhalten werden. Der Befragungszeitraum bezieht sich immer auf die letzten 3 Monate vor Durchführung des Interviews. Die Ergebnisse bezüglich Interrater- und Testretestreliabilität und zur Inhaltsvalidität sowie der Übereinstimmungsvalidität waren zufriedenstellend [22]. Als ungedeckter Bedarf wurden jene Interventionen definiert, die als nötig erachtet wurden, welche die Angehörigen aber nicht oder nur in unzureichendem Ausmaß erhielten. Für die Analysen in dieser Studie wurde ein Summenscore („Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs“) gebildet, bei dem jene Interventionen addiert wurden, die Angehörige benötigten, jedoch nicht ausreichend oder gar nicht erhielten (Cronbach’s Alpha 0,91). Die „Positive and Negative Syndrome Scale“ (PANSS) diente der Erfassung der Krankheitssymptomatik der Patienten [23]. Aus den 30 Items dieser Skala können 3 Subskalen gebildet werden: Positivsymptomatik (7 Items), Negativsymptomatik (7 Items) und allgemeine Symptomatik (16 Items). Der Erfassungszeitraum der Symptomatik bei dieser Studie betrug 4 Wochen. Die Daten für die Interraterreliabilität der deutschsprachigen Übersetzung waren zufriedenstellend [24]. Die interne Konsistenz (Cronbach’s Alpha) der erwähnten Subskalen liegt zwischen 0,73 und 0,87 [25]. Zusätzlich zu den soziodemografischen Daten der Angehörigen und der Patienten wurden noch folgende Daten erhoben: Behandlungssetting (stationär, tagesklinisch, ambulant), Zusammenleben des Angehörigen mit dem Kranken, Anzahl früherer stationärer psychiatrischer Krankenhausaufnahmen und das zeitliche Ausmaß der Betreuung durch andere Angehörige.

Statistik Die statistischen Auswertungen erfolgten mittels SPSS. Die Ergebnisse der IEQ-Subskalen wurden mittels Mittelwert (= m) und Standardabweichung (= SD) dargestellt. Um dies in einheitlicher Form für Subgruppen nicht nur für kategoriale Variablen, sondern auch für kontinuierliche Variablen wie das Alter oder die Zahl stationärer Aufnahmen darstellen zu können, wurden kontinuierliche Variablen in 2 gleich große Gruppen geteilt (Dichotomisierung am Median). Um die Unterschiede zwischen allen Vätern und allen Müttern bezüglich der 4 IEQ-Subskalen darzustellen, wurden t-Tests bei gepaarten Stichproben verwendet. Um Prädiktoren für die vier Subskalen des IEQ zu identifizieren, wurden jeweils multiple lineare Regressionen mit den vier Subskalen als abhängigen Variablen berechnet. Folgende unabhängige Variablen der Angehörigen wurden für die Regressionsanalysen verwendet: Alter, Berufstätigkeit, Zusammenleben mit dem Kranken im selben Haushalt, die pro Woche von anderen Angehörigen für die Betreuung der Kranken aufgewendete Zeit, die Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs der Angehörigen. Vonseiten der Patienten gingen die folgenden unabhängigen Variablen in die Regressionsanalysen ein: Geschlecht, Alter, Zivilstand (ledig vs. Rest), Berufstätigkeit, Behandlungssetting (ambulant vs. Rest), Zahl der stationären Aufenthalte in der Vergangenheit und die PANSS-Subskalen. (Die Krankheitsdauer wurde nicht in Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

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die Auswertungen eingeschlossen, da sie mit dem Alter der Kranken hoch korrelierte.)

Tab. 1 Stichprobenzusammensetzung nach demografischen und klinischen Variablen der Angehörigen und der Kranken (m – Mittelwert, SD – Standardabweichung).

Mutter

Vater

60,6 %

62,0 %

39,4 %

38,0 %

– nicht berufstätig – berufstätig

56,9 %

50,6 %

43,1 %

49,4 %

Alter in Jahren, m (SD)

54,9 (8,6)

59,1 (9,0)

4,1 (3,8)

2,4 (2,9)

12,5 (24,6)

12,9 (23,9)

Ergebnisse !

Angehörige

Beschreibung der Stichproben

lebt im gemeinsamen Haushalt

Etwa zwei Drittel der Kranken waren männlich (68,3 %), der Altersmittelwert betrug 28,5 Jahre (SD = 7,5). Im Mittel waren die " Tab. 1). Nur Patienten 3,5-mal in stationärer Behandlung (● rund ein Fünftel der Kranken war aktuell berufstätig. Die befragten Mütter waren im Mittel 55 Jahre alt und knapp 40 % lebten im selben Haushalt wie die Kranken. 43 % der Mütter waren berufstätig. Die Mütter gaben an, im Mittel 6,9 unterschiedliche Interventionen (SD = 5,0) wie z. B. Psychoedukation, Beratung durch Sozialarbeiter oder Angehörigengruppen zu benötigen (für eine ausführliche Darstellung siehe: Wancata et al. [26]). Von diesen wurde aber der Großteil (m = 4,1; SD = 3,8) nicht ausreichend oder gar nicht erhalten, obwohl sie benötigt worden wären " Tab. 1). Die Mütter berichteten, dass andere Angehörige im (● Durchschnitt 12,5 Stunden wöchentlich für die Betreuung des Kranken aufwendeten. Die befragten Väter waren im Mittel etwa 59 Jahre alt und 38 % lebten im selben Haushalt wie die Kranken. Die Väter berichteten, dass sie im Mittel 3,8 unterschiedliche Interventionen (SD = 4,0) benötigten [26], von denen aber durchschnittlich 2,4 Interventionen (SD = 2,9) nicht ausreichend oder gar nicht erhalten wurden. Die Väter gaben an, dass andere Angehörige im Durchschnitt 12,9 Stunden wöchentlich für die Betreuung des Kranken aufwendeten.

– nein – ja

– stationäre – tagesklinisch – ambulant

24,8 %

Belastungen der Mütter und Väter

Alter in Jahren, m (SD)

28,5 (7,5)

Sowohl bei Müttern als auch Vätern zeigten sich die höchsten Subscores für „sich sorgen“, gefolgt von „Motivieren“ und „Span" Tab. 2). Die niedrigsten Werte fanden sich bei beiden nungen“ (● Elternteilen für „Beaufsichtigung“. Die Mütter zeigten signifikant höhere Werte als die Väter bei den IEQ-Subscores „Spannungen“ " Tab. 2). Der IEQ-Subscore „sich sorgen“ war und „Motivieren“ (● zwar bei den Müttern etwas höher als bei den Vätern, der Unterschied erreichte aber nicht das Signifikanzniveau. Bezüglich „Beaufsichtigung“ fanden sich keine Unterschiede zwischen den Elternteilen. Die IEQ-Subscores der Mütter bezogen auf die demografischen " Tab. 3 dargestellt. Bei den und klinischen Variablen sind in ● Müttern zeigten sich in der Gruppe mit einem höheren ungedeckten Bedarf für alle Dimensionen des IEQ etwas höhere Mittelwerte. Bei den patientenbezogenen Variablen waren die Mit-

Zahl früherer stationärer Aufnahmen, m (SD)

aktuelle berufliche Tätigkeit

Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs, m (SD) Zahl der Stunden, die andere Angehörige pro Woche für die Betreuung des Patienten aufwenden, m (SD) Patienten Geschlecht – männlich – weiblich

68,3 % 31,7 %

Zivilstand – ledig – verheiratet – geschieden

93,1 % 3,0 % 4,0 %

Berufstätigkeit – nicht berufstätig – berufstätig

79,4 % 20,6 %

Behandlungssetting 17,9 % 57,3 %

PANSS Positiv-Symptomatik, m (SD)

14,3 (5,3)

PANSS Negativ-Symptomatik, m (SD)

19,5 (7,4)

PANSS Allgemeine Symptomatik, m (SD)

35,2 (11,3)

telwerte aller IEQ-Subscores der Mütter etwas niedrigerer, wenn die Kranken berufstätig und wenn die Kranken nicht ledig waren. " Tab. 4 dargestellt. Auch bei Die IEQ-Subscores der Väter sind in ● den Vätern fanden sich in der Gruppe mit einem höheren ungedeckten Bedarf für alle Dimensionen des IEQ etwas höhere Mittelwerte. In ähnlicher Weise waren die Mittelwerte aller IEQSubscores der Väter etwas niedrigerer, wenn die Kranken berufstätig und wenn die Kranken nicht ledig waren.

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

Spannungen

Beaufsichtigung

sich sorgen

Motivieren

Mittelwert

0,63

0,40

1,68

0,84

Standardabweichung

0,56

0,58

1,02

0,64

Mittelwert

0,53

0,38

1,48

0,70

Standardabweichung

0,49

0,52

0,95

0,60

T-Wert

2,092

0,030

1,898

2,292

df

97

99

93

89

Signifikanz

0,039

0,976

0,061

0,024

Mütter

Väter

Vergleich Mütter und Väter (t-Test)

Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

3,5 (3,1)

Tab. 2 Vergleich der IEQ-Subscores zwischen Müttern und Vätern (t-Tests bei gepaarten Stichproben, 2-seitiger Signifikanztest: df – Freiheitsgrade).

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Originalarbeit

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Tab. 3 IEQ-Subscores der Mütter (m – Mittelwert, SD – Standardabweichung) nach demografischen und klinischen Variablen (kontinuierliche Variable wurden nach dem Median dichotomisiert).

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

Spannungen

Beaufsichtigung

sich sorgen

Motivieren

m

SD

m

SD

m

SD

m

SD

≤ 27 Jahre

0,69

0,56

0,45

0,57

1,77

1,02

0,83

0,59

> 27 Jahre

0,57

0,54

0,32

0,60

1,58

1,00

0,84

0,68

männlich

0,62

0,58

0,45

0,65

1,70

1,02

0,83

0,59

weiblich

0,63

0,50

0,27

0,35

1,62

0,97

0,86

0,73

ledig

0,48

0,26

0,17

0,28

0,95

0,50

0,33

0,29

anderes

0,63

0,57

0,40

0,58

1,70

1,02

0,85

0,64

Berufstätigkeit

nein

0,68

0,60

0,45

0,62

1,75

1,02

0,91

0,65

ja

0,42

0,24

0,18

0,20

1,35

0,88

0,49

0,40

Behandlungssetting

stationär/tagesklinisch

0,72

0,54

0,38

0,42

1,93

1,00

0,90

0,61

Alter Geschlecht Zivilstand

ambulant

0,56

0,54

0,40

0,67

1,50

0,97

0,79

0,64

Zahl früherer stationärer Aufnahmen

≤ 2 Aufnahmen

0,66

0,62

0,48

0,68

1,73

1,07

0,74

0,53

> 2 Aufnahmen

0,59

0,49

0,30

0,42

1,62

0,93

0,93

0,71

PANSS Positiv-Symptomatik

≤ 13 PANNS-Positiv-Score

0,46

0,39

0,30

0,45

1,58

0,92

0,69

0,53

PANSS Negativ-Symptomatik

> 13 PANNS-Positiv-Score

0,81

0,64

0,48

0,68

1,80

1,08

0,98

0,70

≤ 19 PANNS-Negativ-Score

0,48

0,39

0,27

0,42

1,53

0,83

0,70

0,51

> 19 PANNS-Negativ-Score

0,82

0,68

0,53

0,70

1,87

1,18

1,01

0,73

≤ 33 PANNS-Allgemein-Score

0,51

0,41

0,28

0,43

1,62

0,92

0,66

0,53

> 33 PANNS-Allgemein-Score

0,74

0,66

0,50

0,68

1,75

1,08

1,01

0,69

Mit Patienten im selben Haushalt lebend

nein

0,48

0,36

0,25

0,37

1,55

0,95

0,69

0,51

ja

0,81

0,69

0,60

0,75

1,83

1,05

1,05

0,74

Berufstätigkeit

nein

0,58

0,51

0,37

0,57

1,62

0,98

0,83

0,65

ja

0,72

0,62

0,42

0,58

1,80

1,03

0,85

0,60

≤ 55 Jahre

0,73

0,63

0,50

0,68

1,93

1,08

0,81

0,61

> 55 Jahre

0,49

0,40

0,25

0,35

1,38

0,82

0,86

0,66

Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs

≤ 3 Hilfen, die nicht erhalten

0,42

0,39

0,22

0,33

1,20

0,82

0,80

0,68

> 3 Hilfen, die nicht erhalten

0,83

0,62

0,57

0,72

2,18

0,95

0,88

0,59

Zahl der Stunden, die andere Angehörige pro Woche für die Betreuung des Patienten aufwenden

≤ 3 Stunden

0,67

0,63

0,40

0,65

1,73

0,95

0,83

0,58

> 3 Stunden

0,58

0,46

0,37

0,48

1,63

1,07

0,85

0,69

PANSS Allgemeine Symptomatik Mutter

Alter

Um Prädiktoren für die IEQ-Subscores bei Müttern und Vätern zu identifizieren, wurden jeweils 4 multiple lineare Regressionen durchgeführt. Bei den Müttern zeigten sich signifikante positive Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs der Mütter und dem IEQ-Subscore „Spannung“, dem IEQSubscore „Beaufsichtigung“ sowie dem IEQ-Subscore „Sorgen“, " Tab. 5). Wenn nicht aber mit dem IEQ-Subscore „Motivieren“ (● die Mütter mit den Kranken im selben Haushalt lebten, wurden signifikant höhere Subscores „Spannungen“ berichtet. Bei Kranken, die in ambulanter Behandlung standen, waren die Subscores „Sorgen“ signifikant geringer als bei jenen, die tagesklinisch oder stationär behandelt wurden. Der IEQ-Subscore „Motivieren“ der Mütter war bei Berufstätigkeit der Kranken signifikant niedriger als wenn diese keinem Beruf nachgingen. Bei den Vätern zeigten sich signifikante positive Zusammenhänge zwischen der Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs der Väter " Tab. 6). Der IEQ-Subscore „Sorgen“ und allen 4 IEQ-Subscores (● der Väter war bei Berufstätigkeit der Kranken signifikant niedriger als bei fehlender Berufstätigkeit. Väter, die mit den Kranken im selben Haushalt lebten, hatten höhere Subscores „Motivieren“ als jene, die nicht im selben Haushalt wohnten.

Diskussion !

In der vorliegenden Studie wurden die Belastungen der Mütter und Väter Schizophreniekranker und jene Faktoren, die das Risiko dafür erhöhen, untersucht [27]. Dafür wurde in insgesamt 4 Dimensionen erfasst, in welchen Bereichen die Angehörigen involviert waren [9]. Sowohl bei Müttern als auch Vätern fanden sich die höchsten Werte in Bezug auf sich um die Kranken zu sorgen und sie zu etwas zu motivieren. Dies stimmt mit einer früheren Studie unserer Arbeitsgruppe [12] an Angehörigen von Patienten aus unterschiedlichen Behandlungssettings als auch mit Studien an Angehörigen ausschließlich ambulanter Patienten überein [11, 28]. Bei dieser Studie handelt es sich um die erste Untersuchung, in der gezielt die Mütter und Väter derselben Kranken untersucht wurden. Auf diese Weise waren unter Ausschluss von potenziell konfundierenden Variablen direkte Vergleiche zwischen Müttern und Vätern möglich. Trotz dieser Stärke des Studiendesigns muss aber bei der Interpretation berücksichtigt werden, dass die Ergebnisse dieser Studie nur auf jene Eltern beschränkt sind, wo sowohl Väter als auch Mütter zur Betreuung der Kranken zur Verfügung standen [29, 30]. Für diese Gruppe von Angehörigen konnte aber erstmals gezeigt werden, dass Mütter in signifikant größerem Umfang als die Väter damit beschäftigt sind, die Kranken zu motivieren. Die Mütter berichten auch signifikant höhere Werte Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

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Patient

Originalarbeit

Tab. 4 IEQ-Subscores der Väter (m – Mittelwert, SD – Standardabweichung) nach demografischen und klinischen Variablen (kontinuierliche Variable wurden nach dem Median dichotomisiert).

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore Be-

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

Spannungen

aufsichtigung

sich sorgen

Motivieren

m

SD

m

SD

m

SD

m

SD

≤ 27 Jahre

0,56

0,53

0,45

0,57

1,52

0,90

0,75

0,48

> 27 Jahre

0,50

0,42

0,32

0,43

1,43

0,98

0,64

0,69

männlich

0,52

0,52

0,45

0,58

1,47

0,92

0,66

0,48

weiblich

0,54

0,39

0,25

0,33

1,52

1,00

0,78

0,79

ledig

0,18

0,22

0,23

0,48

0,67

0,43

0,48

0,53

anderes

0,54

0,48

0,40

0,50

1,50

0,93

0,71

0,59

Berufstätigkeit

nein

0,60

0,50

0,42

0,52

1,62

0,95

0,75

0,60

ja

0,24

0,26

0,23

0,45

0,83

0,53

0,46

0,51

Behandlungssetting

stationär/tagesklinisch

0,62

0,56

0,45

0,48

1,70

0,92

0,84

0,44

Patient Alter Geschlecht Zivilstand

ambulant

0,46

0,40

0,33

0,52

1,30

0,92

0,59

0,66

Zahl früherer stationärer Aufnahmen

≤ 2 Aufnahmen

0,58

0,52

0,40

0,50

1,57

1,02

0,68

0,45

> 2 Aufnahmen

0,48

0,43

0,37

0,52

1,38

0,85

0,71

0,70

PANSS Positiv-Symptomatik

≤ 13 PANNS-Positiv-Score

0,43

0,47

0,33

0,55

1,17

0,87

0,64

0,50

PANSS Negativ-Symptomatik

> 13 PANNS-Positiv-Score

0,63

0,48

0,43

0,47

1,78

0,92

0,75

0,66

≤ 19 PANNS-Negativ-Score

0,43

0,40

0,37

0,55

1,28

0,87

0,66

0,53

> 19 PANNS-Negativ-Score

0,66

0,54

0,40

0,45

1,73

0,98

0,74

0,66

≤ 33 PANNS-Allgemein-Score

0,47

0,46

0,27

0,45

1,23

0,80

0,58

0,44

> 33 PANNS-Allgemein-Score

0,60

0,50

0,52

0,53

1,72

1,00

0,81

0,70

mit Patienten im selben Haushalt lebend

nein

0,42

0,34

0,30

0,50

1,33

0,90

0,56

0,53

ja

0,67

0,59

0,52

0,48

1,68

0,95

0,90

0,64

Berufstätigkeit

nein

0,53

0,47

0,33

0,43

1,35

0,87

0,70

0,68

ja

0,52

0,51

0,45

0,60

1,65

1,00

0,69

0,45

≤ 58 Jahre

0,53

0,51

0,45

0,58

1,60

0,95

0,74

0,46

> 58 Jahre

0,53

0,46

0,32

0,40

1,37

0,92

0,66

0,69

Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs

≤ 1 Hilfe, die nicht erhalten

0,39

0,37

0,25

0,37

1,07

0,72

0,55

0,60

> 1 Hilfe, die nicht erhalten

0,68

0,53

0,52

0,58

1,85

0,95

0,85

0,54

Zahl der Stunden, die andere Angehörige pro Woche für die Betreuung des Patienten aufwenden

≤ 4 Stunden

0,54

0,51

0,40

0,55

1,52

0,93

0,70

0,61

> 4 Stunden

0,51

0,44

0,37

0,43

1,43

0,95

0,69

0,56

PANSS Allgemeine Symptomatik Vater

Alter

bezüglich Spannungen zwischen Kranken und Angehörigen. Bezüglich „Beaufsichtigung“ und „sich um den Kranken sorgen“ konnten wir aber keine signifikanten Unterschiede finden. In der vorliegenden Studie zeigte sich, dass bei den Vätern alle IEQ-Subscores und bei den Müttern alle bis auf einen IEQ-Subscore („Motivieren“) einen Zusammenhang mit der Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs assoziiert waren. Diese Scores waren also erhöht, wenn die Angehörigen nicht jene therapeutischen und sozialen Hilfen erhielten, die aus ihrer Sicht nötig waren. Es könnte also sein, dass Angehörige, die nicht die erforderlichen Hilfen wie z. B. Psychoedukation oder Beratung durch Sozialarbeiter erhalten, mehr Sorgen haben als andere Angehörige [31, 32]. Es scheint plausibel, dass Angehörige, die Informationen über die Krankheit benötigen würden oder nicht wissen, wie sie mit den Kranken in schwierigen Situationen umgehen sollen, mehr Spannungen mit dem Kranken haben und sich mehr um den Kranken sorgen. Aus mangelnder Information über den Umgang mit dem Kranken könnte durchaus auch ein gesteigertes Bemühen um Motivation und Beaufsichtigung des Kranken entstehen. Es scheint also nachvollziehbar, dass ein nicht oder unzureichend gedeckter Bedarf der Angehörigen sich auf die Angehörigen und deren Belastungen auswirkt. Die Erfassung des Bedarfs bei Angehörigen von psychisch Kranken ist ein relativ neues Forschungsgebiet [22]. Bislang liegt erst eine einzige Studie vor, die versucht hat, den Zusammenhang zwischen ungedecktem Bedarf Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

und verschiedenen Belastungen der Angehörigen zu untersuchen. Unsere Arbeitsgruppe fand bei einer anderen Stichprobe von Angehörigen, die zu zwei Dritteln aus den Elternteilen der Kranken und zu einem Drittel aus anderen Familienmitgliedern wie Partnern oder Geschwistern bestand, dass ungedeckter Bedarf einen signifikant positiven Zusammenhang mit vermehrten Spannungen und Sorgen zeigte [12]. Diese Ergebnisse konnten also durch die hier dargestellte Studie an Müttern und Vätern bestätigt werden, allerdings konnte damals kein Zusammenhang mit Beaufsichtigung oder Motivation gefunden werden. Es wird also noch weitere Studien brauchen, um derartige Zusammenhänge zu bestätigen und besser zu verstehen. Aufgrund der bisherigen Literatur ist unklar, ob es einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Krankheitssymptomatik und den Belastungsdimensionen der Angehörigen entsprechend IEQ gibt oder nicht. Manche Studien fanden einen Zusammenhang ausschließlich mit Negativ-Symptomatik [12], während andere einen solchen Zusammenhang nur mit Positiv-Symptomatik fanden [11]. In der vorliegenden Studie konnten wir weder bei Vätern noch bei Müttern eine solche Assoziation finden. Einzelne Belastungsdimensionen der Angehörigen waren in unserer Studie entweder bei Vätern oder bei Müttern mit der Berufstätigkeit der Kranken oder mit dem Zusammenleben im selben Haushalt assoziiert, hier fand sich aber kein durchgehendes Muster. Es ist nicht klar, ob dies die Unterschiede in der Schwere

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212

Originalarbeit

213

Tab. 5 Prädiktoren für IEQ-Subscores „Spannungen“, „Beaufsichtigung“, „Sorgen“ und „Motivation“ bei Müttern: Ergebnisse der 4 multiplen linearen Regressionen (Beta-standardisierter Regressionskoeffizient).

abhängige Variablen

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

Spannungen

Beaufsichtigung

sich sorgen

Motivieren

Beta

Sig.

Beta

Sig.

Beta

Sig.

Beta

Sig.

Patient Alter

– 0,112

0,515

– 0,148

0,421

– 0,140

0,419

0,020

0,910

Geschlecht (männlich vs. weiblich)

– 0,135

0,179

0,090

0,399

0,011

0,912

0,041

0,692

0,035

0,724

0,016

0,882

– 0,085

0,397

– 0,160

0,124

Berufstätigkeit (berufstätig vs. nicht berufstätig)

– 0,089

0,373

– 0,137

0,200

– 0,185

0,069

– 0,227

0,031

Behandlungssetting (ambulant vs. Rest)

– 0,103

0,318

0,064

0,561

– 0,240

0,023

– 0,078

0,469

Zahl früherer stationärer Aufnahmen

0,057

0,637

– 0,069

0,593

– 0,029

0,810

– 0,083

0,513

PANSS Positiv-Symptomatik

0,202

0,128

0,071

0,616

– 0,079

0,554

0,192

0,166

PANSS Negativ-Symptomatik

0,184

0,217

– 0,088

0,577

0,253

0,093

0,165

0,288

– 0,152

0,415

0,133

0,506

– 0,114

0,547

0,053

0,786

mit Patienten im selben Haushalt lebend

0,226

0,038

0,181

0,118

– 0,049

0,650

0,172

0,129

Berufstätigkeit (berufstätig vs. nicht berufstätig)

0,109

0,347

– 0,100

0,420

– 0,070

0,552

0,079

0,517

Alter

0,110

0,509

0,015

0,934

0,199

0,240

0,238

0,175

0,356

0,001

0,357

0,001

0,459

0,000

0,049

0,640

– 0,120

0,241

0,002

0,982

– 0,028

0,787

– 0,013

0,900

Zivilstand (ledig vs. Rest)

PANSS Allgemeine Symptomatik

Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs Zahl der Stunden, die andere Angehörige pro Woche für die Betreuung des Patienten aufwenden

Tab. 6 Prädiktoren für IEQ-Subscores „Spannungen“, „Beaufsichtigung“, „Sorgen“ und „Motivation“ bei Vätern: Ergebnisse der 4 multiplen linearen Regressionen (Beta-standardisierter Regressionskoeffizient).

Abhängige Variablen

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

IEQ-Subscore

Spannungen

Beaufsichtigung

sich sorgen

Motivieren

Beta

Beta

Beta

Sig.

Sig.

Sig.

Beta

Sig.

Patient Alter

0,000

0,999

0,046

0,780

0,095

0,507

0,235

0,141

Geschlecht (männlich vs. weiblich)

– 0,129

0,196

0,092

0,410

– 0,058

0,550

– 0,161

0,136

Zivilstand (ledig vs. Rest)

– 0,110

0,276

0,010

0,930

– 0,076

0,444

– 0,071

0,514

Berufstätigkeit (berufstätig vs. nicht berufstätig)

– 0,126

0,213

– 0,088

0,437

– 0,253

0,012

– 0,145

0,183

Behandlungssetting (Ambulant vs. Rest)

– 0,006

0,957

0,043

0,709

0,100

0,322

0,117

0,292

Zahl früherer stationärer Aufnahmen

– 0,213

0,100

– 0,217

0,137

– 0,214

0,091

– 0,255

0,069

PANSS Positiv-Symptomatik PANSS Negativ-Symptomatik PANSS Allgemeine Symptomatik

0,182

0,159

– 0,023

0,876

0,125

0,321

– 0,076

0,585

– 0,024

0,850

– 0,215

0,138

– 0,048

0,700

– 0,141

0,309

0,162

0,370

0,283

0,166

– 0,018

0,919

0,137

0,480

Vater mit Patienten im selben Haushalt lebend

0,041

0,703

0,106

0,380

0,072

0,489

0,235

0,045

Berufstätigkeit (berufstätig vs. nicht berufstätig)

0,044

0,700

0,039

0,762

0,185

0,102

0,002

0,986

Alter

0,125

0,417

– 0,068

0,694

0,081

0,589

– 0,054

0,743

Häufigkeit eines ungedeckten Bedarfs

0,401

0,000

0,284

0,015

0,425

0,000

0,302

0,007

Zahl der Stunden, die andere Angehörige pro Woche für die Betreuung des Patienten aufwenden

0,043

0,654

0,051

0,635

– 0,016

0,861

0,096

0,350

der Belastungen zwischen Müttern und Vätern erklären kann. Es ist auch nicht klar, ob die Unterschiede zwischen Vätern und Müttern mit unterschiedlichen Rollenmodellen oder unterschiedlichen Bewältigungsstrategien zu tun haben, da dies im Rahmen dieser Studie nicht untersucht worden war. Diesbezüglich wären auch weiterführende Studien von Interesse, die genderspezifische Aspekte einzelner Belastungsdimensionen auch z. B. bei Kindern Schizophreniekranker oder deren Geschwister, Partner oder Partnerinnen untersuchen [16]. Studien zeigen, dass z. B. auch Kinder von Schizophreniekranken an vermehrten Belastungen leiden [20]: eine genderspezifische Analyse der Belastungsdimensionen wäre auch bei den Kindern der Kranken für die Planung spezifischer Versorgungs- und Therapieangebote notwendig.

Da es sich um eine Studie im zeitlichen Querschnitt handelt, darf man auch nicht die Möglichkeit einer „reverse causality“ übersehen, wie z. B. dass Kranke, die viel Motivation durch die Angehörigen benötigten, häufiger im selben Haushalt mit einem Elternteil lebten. Auch bei der Interpretation aller anderen Ergebnisse unserer Studie darf nicht übersehen werden, dass eine reine Querschnittsuntersuchung die kausale Interpretation erschwert. Trotz dieser methodischen Einschränkungen der vorliegenden Studie finden sich doch wichtige Hinweise, die im Rahmen künftiger prospektiver Studien untersucht werden sollten. Der Hinweis, dass Mängel in den sozialen oder therapeutischen Hilfen sich negativ auf die Angehörigen auswirken können, betont die Wichtigkeit der künftigen Forschung sowohl über Angehörige als auch zur Versorgung generell [33, 34]. Die Hinweise auf UnFriedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

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Mutter

Originalarbeit

terschiede zwischen Vätern und Müttern könnten vor allem im klinischen Alltag für die Planung der Hilfen für Angehörige von großer Relevanz sein.

Konsequenzen für Klinik und Praxis

▶ Mütter zeigen größere Belastungen als Väter in den Bereichen „Spannungen zwischen Krankem und Angehörigem“ und den „Kranken zu etwas motivieren“. ▶ Die Unterschiede zwischen Vätern und Müttern sollten im klinischen Alltag bei der Planung von Hilfsangeboten berücksichtigt werden. ▶ Defizite im Versorgungsangebot für die Angehörigen von Schizophreniekranken haben eine negative Wirkung sowohl auf die Mütter als auch auf die Väter. Dies betont die Wichtigkeit einer umfassenden Versorgungsplanung auch für Angehörige.

Förderung Die vorliegende Studie wurde vom „Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank“ (Projekt-Nummer 11550) gefördert, dem wir dafür zu Dank verpflichtet sind.

Interessenkonflikt !

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

Abstract

Burden of Mothers and Fathers of Persons with Schizophrenia !

Objective: Most studies about the burden of schizophrenia carers included only one care-giving relative, usually the patients’ mothers. The present study intended to analyse differences of the level of burden between mothers and fathers of the same patients. Methods: 101 mothers and 101 fathers of the same patients suffering from schizophrenia were included into this study. They were assessed by means of the “Involvement Evaluation Questionnaire” and the “Carers’ Needs Assessment for Schizophrenia”. Results: Mothers showed significantly higher scores than fathers regarding the subscores “Tensions” and “Urging”. Multiple linear regression analyses showed positive associations between the frequency of mothers’ as well as fathers’ unmet needs and dimensions of caregiver involvement. Conclusion: Unmet needs among mothers and fathers have negative effects on their burden. The differences between mothers and fathers indicate the importance of considering the carer’s gender in clinical work.

Institute 1 Klinische Abteilung für Sozialpsychiatrie, Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Universität Wien, Österreich 2 Abteilung für Sozialpsychiatrie, Krankenhaus Hollabrunn, Niederösterreich 3 5. Psychiatrische Abteilung des Otto-Wagner-Spitals, Wien, Österreich 4 Psychosozialer Dienst Graz, Österreich

Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

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Originalarbeit 29 Kapfhammer H-P. Trauma und Psychose – Teil 1: Zur Assoziation frühkindlicher Traumatisierungen bei psychotischen Patienten in klinischen Inanspruchnahmegruppen. Neuropsychiatr 2012; 26: 171 – 178 30 Kapfhammer H-P. Trauma und Psychose – Teil 2: Zur Assoziation frühkindlicher Traumatisierungen und Psychoserisiko in der Allgemeinbevölkerung. Neuropsychiatr 2013; 27: 21 – 37 31 Kreiner B, Baranyi A, Stepan A et al. Psychoedukation und Lebensqualität: Eine Erweiterung der Grazer Evaluationsstudie (Teil 1). Neuropsychiatr 2012; 26: 7 – 14 32 Kreiner B, Baranyi A, Stepan A et al. Psychoedukation und Lebensqualität: Eine Erweiterung der Grazer Evaluationsstudie (Teil 2). Neuropsychiatr 2012; 26: 15 – 22 33 Jäger M, Paras S, Nordt C et al. Wie nachhaltig ist Supported Employment? Eine katamnestische Untersuchung. Neuropsychiatr 2013; 27: 196 – 201 34 Rothenhäusler H-B, Stepan A, Baranyi A. Arbeitsfelder eines biopsychosozial ausgerichteten psychiatrischen Konsiliardienstes: Ergebnisse einer prospektiven 2-Jahres-Erhebung. Neuropsychiatr 2013; 27: 129 – 141

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215

Friedrich F et al. Die Belastung von … Psychiat Prax 2015; 42: 208–215

[Burden of mothers and fathers of persons with schizophrenia].

Most studies about the burden of schizophrenia carers included only one care-giving relative, usually the patients' mothers. The present study intende...
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