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Autoimmunhepatitis Autoimmune hepatitis

Autoren

C. Jüngst1 F. Lammert1 C.P. Strassburg2

Institut

1 Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum des Saarlandes 2 Medizinische Klinik und Poliklinik I, Universitätsklinikum Bonn

Hepatologie, Immunologie CME | Review article

Anamnese ▼ Eine 40-jährige Patientin wurde mit seit über einer Woche bestehendem Ikterus von ihrem Hausarzt stationär eingewiesen. Bereits seit etwa 4 Wochen verspürte sie einen Leistungsknick mit starker Müdigkeit und Abgeschlagenheit sowie Gelenkschmerzen. Ein regelmäßiger Alkoholkonsum wurde verneint, wesentliche Vorerkrankungen waren nicht bekannt.

Schlüsselwörter Autoimmunhepatitis Autoantikörper Azathioprin Budesonid Immunsuppressive Therapie Lebertransplantation

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Keywords

Untersuchungsbefunde ▼ Die Patientin stellte sich in gutem Allgemeinzustand und Ernährungszustand (83 kg, 168 cm) mit stabilen Vitalparametern vor. Das Abdomen war weich bei Palpation, Leber und Milz waren nicht tastbar. Es zeigte sich ein deutlicher Haut- und Sklerenikterus; ansonsten bestanden keine Leberhautzeichen. Die weitere allgemeine internistische Untersuchung war unauffällig. In der Routine-Labordiagnostik fanden sich folgende Parameter erhöht (Normalwerte in Klammern): ALT 1091 U/l ( 2 × Norm, bei Brücken- oder multiazinären Nekrosen in der Histologie sowie nicht tolerierbaren Symptomen bei extrahepatischer Manifestation. Eine relative Therapieindikation ist allerdings auch bei geringer serologischer Aktivität oder bei symptomatischen Patienten gegeben [4, 32]. Die Therapieindikation sollte insgesamt dennoch großzügig gestellt werden, da die AIH mit einer schnellen Fibrose-/Zirrhoseprogression verbunden ist und im natürlichen Verlauf eine schlechte Prognose aufweist. Die Einleitung einer immunsuppressiven Therapie und das Erreichen einer Remission führt meist zu einer normalen Lebenserwartung. Nur in wenigen Fällen, bei denen die Diagnose einer AIH gestellt wurde, wird keine Behandlung eingeleitet. So scheint eine Therapie nicht von Vorteil zu sein bei Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose, die auf der Lebertransplantationsliste stehen und durch die Immunsuppression mit erheblichen u. a. infektiologischen Nebenwirkungen rechnen müssten, oder bei einer kompletten Zirrhose ohne entzündliche Aktivität. Ansonsten sollten Patienten mit Leberzirrhose behandelt werden, da das Ansprechen üblicherweise gut ist, auch wenn die Prognose schlechter als ohne eine Zirrhose ist [9]. Bei schwerwiegenden Begleiterkrankungen, wie unkontrolliertem Diabetes mellitus, Kompressionsfrakturen bei Osteoporose oder Psychosen, sollten individuelle Therapieentscheidungen getroffen werden. Allein ein höheres Alter ist keine Kontraindikation für eine Therapie. Bei allen Kindern sollte nach Diagnosestellung eine Therapie eingeleitet werden [21, 33]. Die Therapie wird in 2 Abschnitte eingeteilt: nach der Induktion einer Remission erfolgt die Phase der Remissionserhaltung.

Standardtherapie ▼ Zur Remissionsinduktion können eine Prednisolon-Monotherapie oder eine Kombination aus Prednisolon und Azathioprin eingesetzt werden. Meist wird diese Kombinationstherapie bevorzugt, um die Gesamtsteroiddosis zu reduzieren. Die Kombinationstherapie wird mit 30 mg/d Pred-

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Dtsch Med Wochenschr 2013; 138: 2599–2612 · C. Jüngst et al., Autoimmunhepatitis

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nisolon begonnen, innerhalb von 4 Wochen auf 10 mg/d gesenkt und im weiteren Verlauf je nach Therapieansprechen weiter reduziert. Die Initialdosis ist ein Anhalt und kann im Einzelfall nach oben abweichen. Zusätzlich wird Azathioprin in einer Dosis von 1–2 mg/kg KG verabreicht [21].

kurzgefasst

Eine effektive Therapie der AIH kann initial mittels Prednisolon-Monotherapie erfolgen, bevorzugt wird eine Kombination von Steroiden und Azathioprin.

Nach Erreichen einer Remission wird meist eine Kombinationstherapie aus Azathioprin (1–2 mg/kg KG) und Steroiden durchgeführt und im Verlauf versucht, die Steroiddosis in kleinen Schritten unter 7,5 mg/d zu senken bzw. auszuschleichen, um zur Remissionserhaltung eine Azathioprin-Monotherapie fortzuführen. Azathioprin sollte bei ausgeprägter Knochenmarkdepression (Leukozyten

[Autoimmune hepatitis].

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