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Nachwuchsförderung durch die ADO: Bericht vom 1. ADO Graduate Student Retreat In Zeiten der Erkenntnis, dass die nachrückende Generation von Medizinern ein geringeres wissenschaftliches Engagement zeigt als noch vor wenigen Jahren üblich, muss sich auch die deutschsprachige Dermatologie ernsthaft fragen, wer in Zukunft den medizinischen Fortschritt in unserem Fach tragen soll. Die ADO ist wie viele andere Fachgesellschaften auch der Meinung, dass wahrer medizinischer Fortschritt am besten aus der Klinik heraus angetrieben werden kann. Nur wer die klinischen Probleme täglich sieht, kann auch die relevanten medizinischen Fragen stellen und mögliche Lösungsansätze bewerten. Das Schlagwort „translationale Medizin“ wird in diesem Kontext zwar oft bemüht, ist aber in diesem Falle ideal zutreffend. Selbstverständlich muss erfolgreiche lebenswissenschaftliche Forschung immer eine Interaktion mit den Grundlagenwissenschaften und letztendlich auch mit der Industrie sein. Die Kliniken aber repräsentieren die einzige Schnittstelle zum Patienten und dienen dadurch als integrale Kristallisationspunkte für klinisch-translationale Studien. Der Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie hat deshalb Anfang 2013 beschlossen, eine Initiative zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf den Weg zu bringen mit dem Fokus auf medizinische und naturwissenschaftliche Doktoranden, die sich in der Ausbildung an einer deutschsprachigen Hautklinik befinden. Dem Konzept eines ,graduate retreats‘ folgend, sollte den jungen Kollegen eine Trainingsplattform geboten werden, auf welcher sie ihre wissenschaftlichen Daten – unabhängig des jeweiliges Standes der Dissertation – in Kurzvorträgen vorstellen und intensiv in der Gruppe diskutieren können. Dies sollte aber bewusst am Ort translationaler Medizin stattfinden, das heißt in einem Klinikumfeld und in engem Kontakt mit etablierten Wissenschaftlern und Ärzten. Die Ankopplung des Retreats an die Jahrestagung der ADO, dem Deutschen Hautkrebskongress, auf welcher zusätzlich aktuelle dermatoonkologische Themen breit präsentiert werden, sollte den Doktoranden die Vielfältigkeit von Tätigkeitsfeldern und Zukunftsperspektiven unseres Fachs vermitteln. Das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch über berufliche Themen hinaus, sollte durch einen entspannten Rahmen und ein großzügiges Zeitpolster gefördert werden. Angespornt durch Thema und Aufgabe, war es unser Ziel noch im selben Jahr ein ,ADO Graduate Student ­Retreat‘ im Vorfeld des 23. Deutschen Hautkrebskongresses auszurichten. Tagungsort war die gastgebende Hautklinik

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in Essen. Die Finanzierung erfolgte bewusst nicht aus industriellen Mitteln des Hautkrebskongresses, sondern aus Fördergeldern der DDG als Muttergesellschaft der ADO. ­ Basierend auf üblichen Kriterien der wissenschaftlichen ­E xzellenz wurden 18 Doktoranden aus 13 Hautkliniken ausgewählt und eingeladen. Die überaus spannenden Arbeiten behandelten vorwiegend molekular- und zellbiologische, aber auch epidemiologische und Versorgungsforschungsthemen aus den Bereichen malignes Melanom, Plattenepithelkarzinom, Merkelzellkarzinom und kutanes T-Zell-Lymphom. Das Programm war dieses Jahr so gestaltet, dass die Doktorandenvorträge thematisch gruppiert und themenbezogen an eine der vier angebotenen ‚key note lectures’ angehängt wurden. Als Dozenten stellten sich zur Verfügung: Frau Prof. Dr. Carola Berking aus München mit einem Übersichtsvortrag zum klinischen Bild des Melanoms, Prof. Dr. Jürgen Becker aus Graz zum Thema „Pathophysiologie-basierte Therapie des Merkelzellkarzinoms“, Frau PD Dr. Annette Paschen aus Essen zum Thema „Neue Immuntherapien beim Melanom“ und PD Dr. Alexander Roesch aus Homburg/Saar mit Beispielen für frühe translationale Melanomforschung und zukünftige Forschungsschwerpunkte wie Therapieresistenz und Tumormetabolismus. Abgerundet wurde das Programm durch klinisch-translationale Fallpräsentationen aus der ­E ssener Hautklinik, wo die zuvor vermittelten theoretischen Inhalte nochmals in der Realsituation reflektiert werden konnten. Nach jedem Vortrag wurde ausreichend Zeit für Diskussionen eingeplant. Zusätzliche Zeit für Gespräche gab es in den Pausen und während eines Abendessens, welches ebenfalls von Wissenschaftlern und Ärzten der gastgebenden Klinik begleitet wurde. Im Anschluss an das eigentliche Retreat-Programm wurden die jungen Kollegen zur Teilnahme am Hautkrebskongress eingeladen; zusätzlich motiviert durch die Möglichkeit, ihre Arbeiten als Poster oder Vorträge zu präsentieren. Dieses Angebot haben zwei Drittel der ­Teilnehmer gerne genutzt. Das überaus positive Resümee aller Beteiligten einschließlich teilnehmender Studenten, Dozenten, Wissenschaftler und Ärzte zeigte, dass derartige Förderkonzepte tatsächlich greifen und dankbar angenommen werden. Die mündliche Evaluation ergab, dass alle Teilnehmer von der Veranstaltung profitierten und erneut teilnehmen würden beziehungsweise eine Teilnahme an andere Studenten weiterempfehlen würden. Die von uns definierten Retreat-Ziele wurden als solche im Programm wiedererkannt. Zur verstärkten Einbeziehung ausländischer Doktoranden kam der Vorschlag, Englisch als Vortragssprache explizit im Einladungstext anzubieten, was bei einer Neuauflage des Retreats selbstverständlich umgesetzt wird. In Essen wurden bereits zwei der Vorträge auf Englisch gehalten. Die außerordentlich hohe Qualität der Vortragsthemen der Doktoranden sowie deren professionelle Präsentations- und Diskussionskultur

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Teilnehmer des 1. ADO Graduate Student Retreat 2013 in Essen.

war eine Bereicherung für alle Teilnehmer inklusive der so genannten „alten ­Hasen“. Eine Fortsetzung des Retreats für die Jahre 2014 und 2015 ist daher fest eingeplant und die ersten Vorbereitungen für das Retreat in Frankfurt haben bereits begonnen. Unser Ziel wird es dann sein, weitere internationale Größen als Dozenten zu gewinnen, die beispielsweise über neue Methoden oder Forschungsfelder berichten. Oberstes Auswahlkriterium für die Bewerbungen wird weiterhin die wissenschaftliche Exzellenz des Dissertationsthemas sowie die Ausbildung an einer deutschsprachigen Hautklinik bleiben. Um auf die eingangs formulierte Befürchtung zurückzukommen, dass der wissenschaftliche Nachwuchs verloren geht, würden wir abschließend sagen, dass der offensichtliche quantitative Rückgang von jungen Wissenschaftlern keinesfalls mit einem Rückschritt in der wissenschaftlichen Qualität einhergeht. Es sollte daher das oberste Ziel sein,

diese jungen, motivierten und vor allem gut ausgebildeten Naturwissenschaftler und Mediziner in der deutschen Dermatologie zu binden. Alexander Roesch, Homburg/Saar; Christiane Weber, Berlin; Jürgen Becker, Graz Korrespondenzanschrift PD Dr. med. Alexander Roesch Universitätsklinikum des Saarlandes Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Gebäude 18 66421 Homburg/Saar E-Mail: [email protected]

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