Miederer u. a.: Antrummorphologie und Serumgastrinspiegel bèi Achiorhydrie

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Dtsch. med. Wschr. loo (1975), 51-53 © Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Antrummorphologie und Serumgastrinspiegel bei Achlorhydrie* S. E.

Miederer, K. Kutz, H. Lindstaedt, O. Stadelmann, H. Vetter, E. Wobser und

K. Elster Medizinische Poliklinik der Universität Bonn (Direktor: Prof. Dr. F. Krück) und Pathologisches Institut der Städtischen Krankenanstalten Bayreuth (Direktor: Prof. Dr. K. Elster)

Bei 38 Patienten mit Achiorhydrie nach maximaler Stimulation mit

Pentagastrin und stufenbioptisch nachgewiesener Corpusatrophie konnte gezeigt werden, daß eine Unterbrechung des Regeikreises: pH-Antrumrezeptoren - G-Zellen - Belegzellen - pH-Antrumrezeptoren schon bei einer leichten oder mittelschweren Oberflächengastritis der Antrumschleimhaut auftritt, die mehr als die Hälfte der Antrumfläche befallen hat. Da bei dieser Entzündungsform eine Reduzierung des spezifischen Funktionsepithels unwahrscheinlich ist, wird eine Beeinflussung der pH-Rezeptoren diskutiert. Strickland und Mitarbeiter stellten 1971 (5) bei 22 Patienten mit Achlorhydrie oder extremer Hypochlorhydrie und isolierter Corpusatrophie fest, daß eine Er* Mit

Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Antral morphology and serumgastrin levels in achlorhydria 38 patients were found to have achlorhydria after maximal sti-

mulation with pentagastrin and on multiple biopsies (atrophy of gastric mucosa). It was demonstrated that the sequence pHantroreceptors - G cells - parietal cells - pH antroreceptors was interrupted already in mild or moderately severe superficial gastritis of the antral mucosa involving more than half of the antral surface. Reduction of specific functional epithelium is unlikely in this form of inflammation so that it is probably an effect of the pH receptors.

höhung der Serumgastrinspiegel nur bei nicht oder leicht entzündlich veränderter Antrumschleimhaut auftritt. Patienten mit stärkeren entzündlichen Veränderungen im Antrum zeigten keine Erhöhung der Serumgastrinspiegel (3,5). Da die Gewebsentnahmen nur bei

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Nr. 2, 10. Januar 1975, 100. Jg.

Miederer u. a. Antrummorphologie und Serumgastrinspiegel bei Achiorhydrie

neun Patienten unter endoskopischer Kontrolle und bei allen Patienten aus einer nicht näher beschriebenen Stelle im Antrum erfolgte, war es von Interesse, die stufenbioptisch ermittelte Histotopographie des Antrums hinsichtlich der Ausdehnung und des Entzündungsgrades mit den Serumgastrinspiegeln bei Patienten mit Achiorhydrie und isolierter Corpusatrophie zu vergleichen.

Patienten und Methodik Bei 45 Patienten mit Achlorhydrie nach maximaler Stimulation mit Pentagastrin wurden unter endoskopischer Kontrolle aus dem Be-

reich der kleinen Kurvatur vier und der großen Kurvatur acht Partikel bioptisch gewonnen (Abbildung 1). Alle Patienten wiesen endoskopisch weder ein Magengeschwür noch entsprechende Narben auf und gaben an, niemals ein Magengeschwür gehabt zu haben. Die Entzündungsgrade wurden in vier Stadien eingeteilt (1): normale Schleimhaut (N), Oberflächengastritis leichter und mittlerer Art (0G), schwere Oberflächengastritis, beginnende Atrophie (SOG) und atrophische Gastritis (A). Bei allen Patienten konnte die Antrum-Corpus-Grenze und somit die annähernde Ausdehnung des Antrums bestimmt werden. Sieben Patienten (Durchschnittsalter: 49,7 ± 17,7 Jahre) hatten keine atrophischen Veränderungen im Bereich der Corpusschleimhaut und wurden für die Auswertung nicht herangezogen. Bei den übrigen 38 Patienten lag eine signifikante Korrelation (r = 0,862) zwischen der Corpusschleimhautfläche und der Ausdehnung der Atrophie vor. 18 Patienten wiesen Belegzellantikörper auf, bei 14 fiel der Schilling-Test pathologisch aus. Je nach Vorliegen einer normalen oder in Prozent der Antrumfläche entzündlich veränderten Antrumschleimhaut (mit und ohne fokale intestinale Metaplasie) wurden drei Gruppen gebildet: Gruppe ¡a = normale Antrumschleimhaut, Gruppe Ib = leichte bis mittelschwere Oberflächengastritis mit einer Ausdehnung bis zu SO% der Antrumfläche, Gruppe II: wie Ib, Ausdehnung der F.ntzündung über 50% der Antrumfläche. Aus der Summe der noch Antrumschleimhaut enthaltenden Stufen entlang der großen und der kleinen Kurvatur wurde der Antrumindex berechnet, der ein relatives Maß für die Antrumgröße darstellt. Die Serutngastrinspïegel wurden radioimmunologïsch nach den Richtlinien von Yalow und Berson (6) bestimmt. Die Blutabnahme erfolgte nüchtern aus einer Kubitalvene mindestens vier Tage nach

Deutsche Medizinische Wochenschrift

der Sekretionsanalyse und meist direkt vor der endoskopischen Untersuchung um 9 Uhr vormittags. Das Vorhandensein von Belegzellantikörpern wurde immunfluoreszenzmikroskopisch nach den Richtlinien von Irvine (2) geprüft. Die statistische Auswertung erfolgte nach dem x2-Tesr, dem Student-t-Test und der linearen Regression.

Ergebnisse Die Gruppen Ja, Ib und II unterschieden sich nicht signifikant nach Alter, Geschlechtsverteilung, Antrumindex, Belegzeilantikörpern und pathologischem Schilling-Test (Tabelle 1). Der Nüchtern-Serumgastrinspiegei war in der Gruppe Ja mit 590 ± 279 pg/mi signifikant (P 0,0005) höher als in der Gruppe II mit 138 ± 76 pg/mi und signifikant niedriger (P 0,025) ais in der Gruppe Ib mit 1027 ± 675 pg/mi (Abbiidung 1, Tabelle 1). Zwischen dem Index des entzündungsfreien Antrums und dem Serumgastrinspiegel ergab sich in der Gruppe Ja mit r = 0,176 und in der Gruppe Ib mit r = 0,210 keine signifikante Korrelation. In der Gruppe II war wegen der geringen Zahl der Patienten mit weniger ais 100% Oberflächengastritis der Antrumschieimhaut eine Berechnung nicht möglich. Die Berechnung der Korrelation in den Gruppen war sinnvoll, da zwischen den Antrumindices als Maß für die Antrumgröße kein signifikanter Unterschied bestand. Zwischen der Ausdehnung der Antrumgastritis in Prozent der Antrumfläche und dem Serumgastrinspiegel lag eine signifikante, negative Korreiation vor (r = 0,454, P 0,025).

[Antral morphology and serum-gastrin levels in achlorhydria].

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