Kongressbericht

Jahreskongress 2013 der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie – Kongressnachlese aus Sicht von Kongresspräsidium und Teilnehmern Annual Congress of the Thuringian Society of Surgery 2013 Die Chirurgie ist nur zeitgemäß, wenn sie sich als Kooperationspartner in einem organbezogenen ganzheitlich-interdisziplinären Behandlungskonzept versteht. Es kommt darauf an, unnötige Operationen zu vermeiden, den Eingriff schonend und schmerzarm vorzunehmen sowie funktionsschonend zu operieren, um den Patienten eine möglichst gute Lebensqualität zu erhalten (aus dem Grußwort des Symposiumsprogramms). Vordringlicher Zweck eines (chirurgischen) Regionalkongresses sollte es sein, neben dem Erzeugen von entsprechendem Interesse und dem Erreichen der chirurgisch tätigen ärztlichen Kollegen der Region, diese chirurgischen Fachvertreter und insbesondere ihre Meinungsträger und ‑bildner auch zahlreich zu versammeln. In Anbetracht eines unkonventionellen, abwechslungsreichen und mit vielgestaltigen interdisziplinären und sehr aktuellen Themen, ja „hot topics“ versehenen Kongressprogramms mit angesagten Rednern und Gästen sollte dies leicht gelingen. Basis- und Eckthemen des Symposiums, Grundgedanken in den Sitzungen, Geist und Atmosphäre des Kongresses sowie wertvolle Diskussionsaspekte in geeigneter Selektion zu umreißen, festzuhalten und zu vermitteln war Ziel dieser kurzen Kongressübersicht, nicht zuletzt auch für eine angezeigte regionalchirurgische Traditionspflege mit der bibliografischen Festschreibung durch eine Publikation [1]. Im Journal wird damit ebenso eine nachhaltige, ja traditionell zu bezeichnende Serie [2–13] mit einem weiteren Bericht bereichert. Vom 24. bis 25. Mai 2013 fand der diesjährige Kongress der „Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie“ statt, der jährlich in wechselnder organisatorischer Verantwortung innerhalb Thüringens ausgetragen wird. Zum aufgeführten Jahreskongress kommen jeweils die Vertreter der verschiedenen chirurgischen Spezialisierungen und Einrichtungen des Landes Thüringens zusammen, die sich mit ihrer

Lesser T, Meyer F. Jahreskongress 2013 der …

Gesellschaft in enger Kooperation mit der Mitteldeutschen Chirurgenvereinigung befinden, jedoch ihre traditionsreiche Gesellschaft mit ihren angestammten (separaten) regionalen Kongressen auch weiterhin zu bewahren gedenken. In diesem Jahr wurde der Kongress in die Otto-Dix-Stadt Gera vergeben, an den 1. Vorsitzenden der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie und Chefarzt der Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie des SRH Wald-Klinikums, Herrn PD Dr. Thomas Lesser. Wie im Programm deutlich gemacht, stand „der Kongress ganz im Zeichen der interdisziplinären multimodalen Behandlung ausgewählter Erkrankungen; im Mittelpunkt (sollte) die Kooperation von konservativ, interventionell und operativ tätigen Kollegen“ stehen. Als Schwerpunktthemen wurden – „Neoadjuvante Therapien bei soliden Tumoren in der Visceralmedizin“ – „Degenerative Wirbelsäulenerkrankungen“ und – „Arterielle Verschlusskrankheit im Stadium der Claudicatio“ als beredte Beispiele für interdisziplinäre multimodale Therapiekonzepte gewählt. Es ist längst gute Tradition, dass neben Regionalpolitikern wie der Bürgermeisterin Frau Dr. Hahn, die willkommen die kommunalpolitische Bedeutung von medizinischen Kongressveranstaltungen mit ihrer überregionalen Ausstrahlung und dem Werbecharakter aufgreift und eine Ausrichtung unterstützt, Repräsentanten der deutschen Chirurgie wie der amtierende (Kongress-)Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie e. V., Prof. Dr. Dr. h. c. K.-W. Jauch, und der Präsident des Berufsverbands der Deutschen Chirurgen e. V., Prof. Dr. H.-P. Bruch, mit ihren Grußworten und den hergestellten Bezügen der vertretenen Institutionen zum Symposium auftreten. Einen breiten Raum nahm das sich über die früheren Veranstaltungen gut entwickelnde „Junge Forum“ ein, das aufgrund des großen Zuspruchs durch eine

Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12

Programmumgestaltung im Allgemeinen Konsens 2 Sitzungen eingeräumt bekam. Der Verzicht auf eine Themenbegrenzung zahlte sich aus. Für die besten Vorträge wurden Preise verliehen. Den 1. Preis erhielt Valeska Gottwald (Helios Klinikum Erfurt) für ihren Vortrag „C-reaktives Protein und Procalcitonin als frühzeitige Prädiktoren infektiöser Komplikationen nach viszeralchirurgischen Eingriffen – die Wertigkeit systemischer Infektparameter im postoperativen Verlauf“. Mit dieser prospektiven Studie konnte gezeigt werden, dass Procalcitonin als sehr früher Prädiktor für eine infektiöse Komplikation nach viszeralchirurgischen Eingriffen dem CRP bzw. der Leukozytenzahl überlegen ist. Den 2. Preis erhielt Felix Dondorf (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinik Jena) für eine seltene Fallbeschreibung eines HornerSyndroms aufgrund eines Schwannoms des zervikalen Truncus sympathicus. Für die Darstellung einer laparoskopischen Technik zur Spaltung des Lig. arcuatum medianum beim Dunbar-Syndrom wurde Astrid Kebsch (Klinik für Thoraxund Gefäßchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera) mit dem 3. Preis geehrt. In der 1. Sitzung zum Schwerpunktthema „Neoadjuvante Therapien bei soliden Tumoren in der Visceralmedizin“ wurde der Stellenwert der Induktionstherapie bei den Tumoren des Magens, neuroendokrinen Tumoren des Darmes und beim Lungenkarzinom abgehandelt. " Lutz Meyer (Helios Klinikum Plauen) stellte die Ergebnisse der Qualitätssicherungsstudie Magenkarzinom am An-Institut für Qualitätssicherung in der operativen Medizin an der Ottovon-Guericke-Universität Magdeburg vor. Grundlage des Registers waren die Daten von 144 Kliniken im Zeitraum von 2007 bis 2011. Von 4300 Patienten mit einem Magenkarzinom wurden 20 % neoadjuvant behandelt. Die Induktionstherapie war nicht mit einer Erhöhung von perioperativer Morbidität und Letalität verbunden. Im Gesamtkollektiv gab es keinen Überlebensvorteil, jedoch im UICC-Stadium III. Ein Überlebensvorteil durch neoadjuvante Therapie könnte insbesondere durch ein verbessertes prätherapeutisches Staging bei Patienten mit uT3- und uT4-Tumoren zu erwarten sein. " Herwart Müller (DRK Manniske Krankenhaus, Bad Frankenhausen) stellte die Ergebnisse eines multimodalen Behandlungskonzepts unter Einschluss

Heruntergeladen von: WEST VIRGINIA UNIVERSITY. Urheberrechtlich geschützt.

e8

Abb. 1 Ehrenmitglied der TGC, Prof. Dr. Martin Bartel, im Gespräch mit Prof. Richard Reding.

"

"

der hyperthermen Peritonealperfusion aus einer eigenen Studie an 26 Patienten mit einem peritoneal metastasierten Magenkarzinom vor. Nach Kombination aus Chemotherapie mit FLOTSchema und Peritonektomie plus HIPEC (Oxaliplatin/Taxotere) wurde ein medianes Überleben von 19 Monaten bei 0 % Letalität (30 Tage) und 23% Morbidität (Grad III/IV) erreicht. Eine Multiviszeralresektion plus HIPEC erscheint jedoch bei einer fortgeschrittenen Peritonealkarzinose, die einen PCI-Index von 12 übersteigt, nicht mehr sinnvoll zu sein. Frau Annelore Altendorf-Hofmann (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Jena) sprach zum Stellenwert der Chirurgie bei der interdisziplinären Behandlung hepatisch metastasierter neuroendokriner Tumoren. Aus den Daten des GEP‑NET Jena war ersichtlich, dass Patienten nach radikaler Resektion von Lebermetastasen nahezu vergleichbare 5- und 10-Jahres-Überlebensraten aufweisen wie Patienten ohne Fernmetastasen. Bei komplexer oder diffuser Metastasierung besitzt die Lebertransplantation einen Stellenwert. Beim Lungenkarzinom mit Befall mediastinaler Lymphknoten (IIIA/N2) ist ein multimodales Therapiekonzept zu fordern (Jo Krönert und Thomas Lesser, Klinik für Thorax- und Gefäßchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera). Je nach Ausmaß des mediastinalen Lymphknotenbefalls kann die Chirurgie am Beginn der Behandlung (Stadium IIIA3 mit Single Level N2 oder Stadium IIIA1,2 nach Robinson [14]) oder nach einer Induktionschemotherapie (Stadium IIIA3 mit Multi Level N2) eingegliedert werden.

In einer 2. Sitzung wurde zum Rektumund Pankreaskarzinom referiert. " Aus radioonkologischer Sicht (Jürgen Füller, Klinik für Strahlentherapie, SRH Wald-Klinikum Gera) ist die präoperative Radiochemotherapie der adjuvanten Radiochemotherapie beim Rektumkarzinom bez. der Senkung der lokalen Rezidivrate signifikant überlegen. Komplikationen wie Anastomoseninsuffizienzen, Wundheilungsstörungen oder Fisteln waren nach präoperativer Radiochemotherapie nicht erhöht. " Dieter Kupczyk-Joeris (Klinik für Visceralchirurgie, SRH Zentralklinikum Suhl) plädiert für eine kritische Indikationsstellung zur neoadjuvanten Strahlentherapie aufgrund der nicht unerheblichen Nebenwirkungen (Impotenz, Sphinkterstörungen). Die Endosonografie ist unverzichtbar für eine Patientenselektion zur neoadjuvanten Therapie (Indikation bei uT3, uT4 und uN+), da sie die höchste Genauigkeit zur Beurteilung der Tiefeninfiltration des Tumors besitzt. Zusätzlich ist das Dünnschicht-MRT eine wichtige Untersuchung, um die mesorektale Faszie bzw. die zirkumferenzielle Tumorausbreitung darzustellen. Tumoren mit weniger als 1 mm Abstand oder durchbrochener mesorektaler Faszie sollten eine neoadjuvante Therapie bekommen. Entscheidend für das lokale Rezidivrisiko ist aber die richtige Technik der totalen mesorektalen Exzision. " Beim Pankreaskarzinom ist laut David Kalisch (Klinik für Allgemein-, Visceralund Kinderchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera) die aktuelle Studienlage nicht ausreichend, um eine neoadjuvante Chemotherapie, Radiochemotherapie oder Radiotherapie zu empfehlen. Die bislang publizierten Studien zur

neoadjuvanten Therapie zeigten beim primär resektablen Tumor keinen Überlebensvorteil im Vergleich zur adjuvanten Therapie [15]. Die Ergebnisse der laufenden Multicenterstudien (Phase II: Erlangen; Phase III: Zürich, Hamburg) liegen noch nicht vor. Der 2. Kongresstag stand im Zeichen der interdisziplinären Behandlung von degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen und der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit im Stadium der Claudicatio. " Mit einer interessanten Untersuchung von Pedro Dünisch (Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Jena) an Skeletten aus einem Gräberfeld zur Zeit der Völkerwanderung (300–450 n. Chr.), die zeigte, dass damals bereits deutliche degenerative Veränderungen der Wirbelsäulen nachweisbar sind und somit nicht von einer alleinigen „Wohlstandserkrankung“ ausgegangen werden kann, wurde die 1. Sitzung eröffnet. " Vor dem Hintergrund der laut AOKKrankenhausreport seit 2005 um 118 % gestiegenen Wirbelsäulenoperationen stellten namhafte Wirbelsäulen- und Neurochirurgen aus Thüringen und Sachsen ausgesprochen kritisch die Indikationen zur Operation an der Wirbelsäule dar. " Insbesondere beklagt Rolf Kalff (Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Jena) in einer Übersicht zur Anzahl von Wirbelsäuleneingriffen in Deutschland die fehlende Erfassung der Qualität solcher Operationen und die ökonomisch getriggerte, nicht indikationsgerechte Mengenausweitung. " Jan-Peter Warnke (Klinik für Neurochirurgie Zwickau) gibt einen Überblick über die operativen Möglichkeiten bei degenerativen Erkrankungen der LWS und HWS. Die verschiedenen Therapieoptionen wie alleinige Dekompression (mikrochirurgisch, endoskopisch), Dekompression und Remodellierung oder die Fixation des Bewegungssegments können nur zum Erfolg führen, wenn die Indikation durch kritische Beurteilung von Klinik und Bildgebung befundadaptiert gestellt wird. " Alexander Fischer (Zentrum für Physikalische und Rehabilitative Medizin, Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar) unterstreicht die zentrale Bedeutung der physikalischen Therapie bei Osteoporose und zur Frakturprophylaxe.

Lesser T, Meyer F. Jahreskongress 2013 der …

Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12

e9

Heruntergeladen von: WEST VIRGINIA UNIVERSITY. Urheberrechtlich geschützt.

Kongressbericht

e10

Kongressbericht

Indikationen und Techniken bei osteoporotischen Wirbelkörperfrakturen stellt Jörg Silbermann (Klinik für Wirbelsäulenchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera) dar. In der 2. Sitzung wurden Behandlungsmethoden bei degenerativer Skoliose und Spinalkanalstenosen besprochen. " Die Komplexität von degenerativer Skoliose, gekennzeichnet durch Instabilität, Stenose und Deformität mit Schmerzen, neurologischen Störungen und Statikproblemen wird in einer Übersicht von Heinrich Böhm (Klinik für Wirbelsäulenchirurgie und Querschnittsgelähmte, Zentralklinik Bad Berka GmbH) dargestellt. Beachtet werden muss, dass 24 % schwere Komplikationen in der Altersgruppe 61–85 Jahre nach den meist erforderlichen langstreckigen Fusionen beobachtet werden. " Die spinale Navigation durch ein intraoperatives Computertomogramm wurde von Albrecht Waschke (Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Jena) vorgestellt. Obwohl der klinische Vorteil bislang noch nicht belegt werden konnte, verbessert dieses Verfahren die Genauigkeit der Pedikelschraubenplatzierung signifikant und ist unerlässlich, sobald das gesamte wirbelsäulenchirurgische Spektrum abgebildet werden soll. " Als Überleitung zum letzten Schwerpunkt, der arteriellen Verschlusskrankheit, wurden von Jan Walter (Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum Jena) die Möglichkeiten der operativen Behandlung der Claudicatio spinalis aufgezeigt. Diese steht aber keinesfalls an erster Stelle des Behandlungsregimes. Bei exakter Indikationsstellung zeigen sich klare Vorteile für eine operative Behandlung bei lumbaler Spinalkanalstenose und degenerativer Spondylolisthesis. Im Spine Patients Research Outcome Trail (SPORT) mussten in einer Subgruppenanalyse immerhin 13% aller Patienten nach einer Stenoseoperation im Verlauf von 4 Jahren nachoperiert werden [16, 17]. Diagnostik und Therapieverfahren im Claudicatio-Stadium der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit wurden aus angiologischer, interventionell-radiologischer und gefäßchirurgischer Sicht beleuchtet. " Sabine Venth (Abteilung Angiologie im Gefäßzentrum des SRH Wald-Klinikums Gera) unterstreicht die Bedeutung der Claudicatio als Marker für ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko. 25 %

Lesser T, Meyer F. Jahreskongress 2013 der …

Abb. 2 Der Kongresspräsident und 1. Vorsitzender der TGC, Priv.-Doz. Dr. Thomas Lesser mit glücklichen Teilnehmern des „Jungen Forums“.

"

der Patienten sterben an einem kardiovaskulären Ereignis und 2 % müssen amputiert werden innerhalb von 5 Jahren. Somit hat die Diagnosestellung höchste Priorität. Die pAVK verläuft häufig asymptomatisch, daher sollte ein gezieltes Screening mittels BCQMessung erfolgen. Da die Claudicatio beim Diabetiker verschleiert ist, müssen zur Aufdeckung der Arteriosklerose spezielle angiologische Verfahren herangezogen werden (Zehenarteriendruckmessung, Laser-Doppler/Weißlichtspektroskopie). Neben der Behandlung der Risikofaktoren sollte strukturiertes Gehtraining unter regelmäßiger Anleitung als Bestandteil der Basisbehandlung angeboten werden. Vasoaktive Substanzen sollten gezielt eingesetzt werden. Cilostazol und Naftidrofuryl kommen als Therapie der Wahl infrage. Nur bei Versagen der konservativen Therapie und deutlicher Limitation der Lebensqualität sind Revaskularisationsverfahren angezeigt. Tobias Krößner (Institut für Röntgendiagnostik und interventionelle Radiologie/Gefäßzentrum, SRH Wald-Klinikum Gera) stellt die verschiedenen Kathetertechniken vor. Hohe primäre technische Erfolgsraten stehen einer Restenoserate von ca. 50 % nach 2 Jahren und einer 35 bis 45%igen Offenheitsrate nach 3 Jahren gegenüber. Damit sind sie im femoropoplitealen Be-

Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12

"

"

"

reich dem Venenbypass noch deutlich unterlegen. Vielversprechend sind neue Entwicklungen wie „Drug-eluting“ Ballons oder Drug-eluting Stents. Jürgen Zanow (Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie; Universitätsklinikum Jena) erläutert, dass im Stadium II der pAVK eine relative Indikation zur Revaskularisation vorliegt und dass diese sowohl für endovaskuläre wie auch für operative Interventionen gilt. Ausdrücklicher Patientenwunsch, unbefriedigendes konservatives Therapieergebnis, Versagen interventioneller Therapie und TASC‑D(C)Läsionen stellen die Indikation zur operativen Revaskularisation dar. Hendrik Bergert (Klinik für Gefäßchirurgie und endovaskuläre Chirurgie, Gefäßzentrum Erfurt) konnte durch eigene Untersuchungen zeigen, dass die konsequente Gabe von Statinen und Thrombozytenfunktionshemmern sowie die Verwendung von Vene als Bypassmaterial signifikant die Bypassoffenheit und den Beinerhalt verbessern. Ralf Puls (Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie, Helios Klinikum Erfurt) zeigt, dass die lokale Fibrinolyse mit rt-PA zur Rekanalisation akuter Gefäßverschlüsse gut geeignet ist. Dennoch sind nach erfolgreicher Rekanalisation Re-Interventionen bei 25 % und Amputationen bei 10% notwendig. Zur Risikoreduktion kardiovaskulärer

Heruntergeladen von: WEST VIRGINIA UNIVERSITY. Urheberrechtlich geschützt.

"

Abb. 3 Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Prof. Jauch (München), bei seinem Grußwort.

Ereignisse sind Thrombozytenaggregationshemmer effektiv wirksam [18]. " Welchen lokalen Effekt diese Medikamente nach Gefäßeingriffen haben, diskutiert Karina Möller (Klinik für Gefäßund endovaskuläre Chirurgie, Helios Klinikum Erfurt). Nach der CASPAR-Studie scheint die duale Plättchenaggregationshemmung mit Clopidogrel und ASS beim Prothesenbypass bez. Bypassverschluss, Beinerhalt und Mortalität der alleinigen Gabe von ASS überlegen zu sein. Als Fazit aus der aktuellen Studienlage sollten femoropopliteale Kunststoffbypässe nicht gelenküberschreitend mit ASS100 mg/d oder Clopidogrel 75 mg/d und gelenküberschreitend mit ASS100 mg/d und Clopidogrel 75 mg/d behandelt werden. Femoropopliteale/krurale Venenbypässe sollten eine orale Antikoagulation erhalten [19, 20]. Zusätzlich zum Vortragsprogramm wurden noch 2 Workshops angeboten. Erstmals konnten die Ärzte durch aktive Teilnahme an einer entsprechenden Operation die „Grundprinzipien der Thoraxdrainage“ und der „Gefäßnahttechnik“ erlernen. Umrahmt wurde das Kongressprogramm vom traditionellen Festabend, der im Hofgut von Schloss Osterstein, dem Sommersitz der Fürstenfamilie Reuss, veranstaltet wurde. Mehr als 70 Teilnehmer fanden sich nach einem Besuch im Kabarett „Fettnäppchen“ zu einem geselligen Abend ein. Der Jahreskongress 2013 der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie e. V. kann als guter Erfolg hinsichtlich ausgelöster Aufmerksamkeit, Zuspruch, Themenakzeptanz und Teilnehmerecho gewertet werden, der sicher einen beachteten Platz in der Kongressserie der Gesellschaft über die Jahre einnehmen wird.

Der Vorstand der Gesellschaft und ihre Mitglieder sowie die Symposiumsorganisation sind sich einig, dass Jahreskongresse der Gesellschaft trotz schwierigerer Finanzsituation eine Fortsetzung erfahren sollten – der nächstjährige Kongress erneut in Gera, angekündigt durch den Präsidenten, Herrn PD Dr. Thomas Lesser, wirft bereits seine Schatten voraus. Mit nachhaltigen Akzenten und Maßstäben für zukünftige Kongresse kann der Kongressorganisation mit dem gesamten Team eine kompetente Kongressausrichtung bescheinigt werden.

Danksagung !

Die verantwortlichen Organisatoren des Jahreskongresses 2013 der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie e. V. sind dem Vorstand der Gesellschaft, allen Helfern und Ideengebern, den Sitzungsvorsitzenden, den Teilnehmern und Diskutanten zu Dank verpflichtet, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben. Auch der Kongressorganisation durch MCE gebührt ein besonderes Dankeschön.

Interessenkonflikt: Nein T. Lesser 1, F. Meyer 2 1 Klinik für Thorax- u. Gefäßchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera, Deutschland 2 Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R., Deutschland Literatur 1 Rauchfuss F, Schreiber LD, Wolff H et al. Patientensicherheit, Fehlervermeidung und Fehlermanagement – Schlaglichter und wichtige Impulse des Jahreskongresses der Thüringischen Gesellschaft für Chirurgie. Zentralbl Chir 2013; 138: e27–e34

2 Michalski C, Halangk W, Werner J et al. Kongressnachlese – Deutscher Pankreasclub 2010. Zentralbl Chir 2011; 136: 492–495 3 Meyer L, Meyer F. Aktuelle „Viszeralmedizin“ – 26. Vogtlandsymposium 2010, eine Nachlese. Zentralbl Chir 2011; 136: 496–497 4 Stroh C, Wolff S, Manger T. Kongressbericht zum XVI. Weltkongress der International Federation of Bariatric and Metabolic Surgery in Hamburg 2011. Zentralbl Chir 2011; 136: 631–633 5 Meyer F, Lippert H. 20. Kongress der Mitteldeutschen Gesellschaft für Gastroenterologie (MGfG) – viszeralmedizinische Kooperation von Gastroenterologie & Viszeralchirurgie. Zentralbl Chir 2012; 137: 299–301 6 Rückert R, Klein-Weigel P. 26. GMS in Berlin vom 10. bis 12. November 2011 – Gefäßmedizin interdisziplinär – eine Nachschau. Zentralbl Chir 2012; 137: e1 7 Will U, Meyer F. 9. Geraer Arbeitstagung: Longitudinale und radiale Endosonografie mit Interventionen – Reflexionen von Veranstalter & Teilnehmer. Zentralbl Chir 2012; 137: 79–80 8 Albrecht R, Meyer L. [13th Surgical Erzgebirge Symposium – established clinical-surgical expert forum for practice with transregional charisma (a selection)]. Zentralbl Chir 2013; 138: e5–e7 9 Bornschein J, Meyer F. [The Joint Annual Congress of “DGVS”/“DGAV” 2011 – Selected Topics Outlined by Organiser & Participant, Gastroenterologist & Abdominal Surgeon]. Zentralbl Chir 2013; 138: e11–e13 10 HasenbergT, Jonescheit J, Niedergethmann M et al. 6. Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- & Viszeralchirurgie – eine Nachschau. Zentralbl Chir 2013; 138: e17–e18 11 Adili F, Schmitz-Rixen T. 28. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin – eine Nachschau. Zentralbl Chir 2013; 138: e21–e23 12 Teichmann W, Franke J, Stinner B. [189th Congress of the Society of North-West German Surgeons]. Zentralbl Chir 2013; 138: e19–e20 13 Kimura W. 21. Kongress der “International Association of Surgeons, Gastroenterologists and Oncologists” 2011 in Tokio. Zentralbl Chir 2013; 138: e14–e15 14 Robinson LA, Ruckdeschel JC, Wagner jr. H et al. Treatment of nonsmall cell lung cancerstage IIIA: ACCP evidence-based clinical practice guidelines (2nd ed.). Chest 2007; 132 (Suppl. 3): S243–S265 15 Gillen S, Schuster T, Meyer Zum Büschenfelde C et al. Preoperative/neoadjuvant therapy in pancreatic cancer: a systematic review and meta-analysis of response and resection percentages. PLoS Med 2010; 7: e1000267 16 Asghar FA, Hilibrand AS. The impact of the Spine Patient Outcomes Research Trial (SPORT) results on orthopaedic practice. J Am Acad Orthop Surg 2012; 20: 160–166 17 Radcliff K, Curry P, Hilibrand A et al. Risk for adjacent segment and same segment reoperation after surgery for lumbar stenosis: a subgroup analysis of the Spine Patient Outcomes ResearchTrial (SPORT). Spine (Phila Pa 1976) 2013; 38: 531–539 18 Antithrombotic Trialistsʼ Collaboration. Collaborative meta-analysis of randomised trials of antiplatelet therapy for prevention of

Lesser T, Meyer F. Jahreskongress 2013 der …

Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12

e11

Heruntergeladen von: WEST VIRGINIA UNIVERSITY. Urheberrechtlich geschützt.

Kongressbericht

Kongressbericht

death, myocardial infarction, and stroke in high risk patients. BMJ 2002; 324: 71–86 19 Algra A, Tangelder MJ, Lawson JA et al. Interpretation of Dutch BOA trial. Dutch Bypass Oral anticoagulants or Aspirin study group. Lancet 2000; 355: 1186–1187 20 Ariesen MJ, Tangelder MJ, Lawson JA et al. Risk of major haemorrhage in patients after infrainguinal venous bypass surgery: therapeutic consequences? The Dutch BOA (By-

pass Oral Anticoagulants or Aspirin) Study. Eur J Vasc Endovasc Surg 2005; 30: 154–159

Bibliografie DOI http://dx.doi.org/10.1055/s-1360226 Online-publiziert: 05. 02. 2014 Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York · ISSN 0044‑409X

Korrespondenzadresse PD Dr. Thomas Lesser Klinik für Thorax- u. Gefäßchirurgie SRH Wald-Klinikum Gera Straße des Friedens 122 07548 Gera Deutschland Tel.: 03 65/8 28 31 51 Fax: 03 65/8 28 31 59 [email protected]

Heruntergeladen von: WEST VIRGINIA UNIVERSITY. Urheberrechtlich geschützt.

e12

Lesser T, Meyer F. Jahreskongress 2013 der …

Zentralbl Chir 2014; 139: e8–e12

[Annual congress of the Thuringian Society of Surgery 2013].

[Annual congress of the Thuringian Society of Surgery 2013]. - PDF Download Free
194KB Sizes 2 Downloads 0 Views