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Anästhesisten lehren Lehrer, Lehrer schulen Schüler, Schüler werden Lebensretter!

Ein großer Schritt für die Notfallmedizin und unser Fachgebiet in Deutschland: Am 6. Juni hat der Schulausschuss der Kultusministerkonferenz beschlossen, den Ländern die Einführung des Themas „Wiederbelebung“ in den Unterricht zu empfehlen – ab der siebten Klasse in zwei Unterrichtsstunden pro Jahr, verbunden mit einer entsprechenden Schulung der Lehrkräfte. Mit ihren langjährigen Bemühungen zur Stärkung der Laienreanimation haben die deutschen Anästhesisten damit ein wichtiges Ziel erreicht. Denn bei der Laienreanimation hinkt Deutschland bisher in Europa hinterher: Nur jeder dritte Zeuge eines Kreislaufstillstands beginnt hierzulande mit Wiederbelebungsmaßnahmen. In anderen Ländern wie z. B. in Skandinavien und den USA, in denen Wiederbelebungsmaßnahmen seit Langem zum Schulunterricht gehören, sind es über 70 %. Das wissenschaftlich begleitete Pilotprojekt „Schüler werden Lebensretter“ in Münster und Aachen konnte nachweisen, ▶ dass ein schulisches Reanimationstraining auch in Deutschland praktikabel ist, ▶ dass eine zweistündige Auffrischung pro Jahr ausreicht und ▶ dass ein Beginn vor der Pubertät sinnvoll ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob Fachleute oder geschulte Lehrer den theoretischen und praktischen Unterricht erteilen [1]. Diese Erfahrungen wurden mittlerweile in Mecklenburg-Vorpommern bestätigt, das den Wiederbelebungsunterricht als bisher einziges Bundesland bereits 2010 eingeführt hat. Dort haben inzwischen über 40 000 Schüler an dem Projekt „Retten macht Schule“ teilgenommen, das von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivtherapie der Universitätsmedizin in Rostock initiiert wurde [2].

Die breite Umsetzung des Wiederbelebungstrainings im deutschen Schulunterricht setzt eine entsprechende Schulung der Lehrer voraus. Dies ist eine Chance für uns, die Notfallmedizin als dritte Säule unseres Fachgebiets nach außen zu repräsentieren und unser Image als Anästhesisten aufzuwerten. Wer hätte es vor 60 Jahren für möglich gehalten, als die deutschen Anästhesisten noch immer um ihre Anerkennung als eigenes medizinisches Fachgebiet rangen (q Supplement Genealogie), dass dieses Fachgebiet nun als erstes seine medizinischen Inhalte in den Schulunterricht einbringt. Es sollte selbstverständlich sein, dass wir die Schulung der Lehrkräfte gerne und ehrenamtlich übernehmen, wenn die Schulen mit dieser Bitte auf uns zukommen. Einen guten Anlass hierfür bietet z. B. die „Woche der Wiederbelebung“. Sie findet dieses Jahr zum zweiten Mal statt: vom 22. bis 26. September 2014. Mehr Informationen hierzu, auch zu regionalen Aktionen, finden Sie im Internet unter q www.einlebenretten.de Machen Sie mit! Stimmen Sie ein in den Dreiklang der Wiederbelebung: Prüfen. Rufen. Drücken!

Hugo Van Aken

Literaturverzeichnis 1 Bohn A, Van Aken HK, Möllhoff T et al. Teaching resuscitation in schools: annual tuition by trained teachers is effective starting at age 10. A four-year prospective cohort study. Resuscitation 2012; 83: 619–625 2 Rücker G, Schubert J, Scheeren Th, Nöldge-Schomburg G. Wiederbelebungsunterricht bei Schülern – Ab der siebten Klasse sinnvoll. Dt Ärztebl 2010; 107: A492–493

Herausgeber G. Geldner, Ludwigsburg T. Hachenberg, Magdeburg W. Koppert, Hannover G. Marx, Aachen N. Roewer, Würzburg J. Scholz, Kiel C. Spies, Berlin H. Van Aken, Münster H. Wulf, Marburg K. Zacharowski, Frankfurt / Main Experten-Panel M. Adamzik, Bochum B. Bein, Kiel E. Biermann, Nürnberg J. Biscoping, Karlsruhe B. Böttiger, Köln M. Bucher, Halle H. Bürkle, Freiburg V. von Dossow, München L. Eberhart, Marburg U. Ebmeyer, Magdeburg M. Fischer, Göppingen J. Graf, Stuttgart S. Grond, Detmold U. Kaisers, Leipzig C. Kill, Marburg S. Kozek-Langenecker, Wien P. Kranke, Würzburg L. Lampl, Ulm J. Martin, Ludwigsburg A. Meißner, Soest C. Nau, Lübeck J. Pfefferkorn, Stuttgart J. Roesner, Rostock P. Rosenberger, Tübingen M. Schäfer, Berlin T. Schnider, St. Gallen T. Schürholz, Aachen U. Schwemmer, Neumarkt T. Standl, Solingen F. Stüber, Bern R. Sümpelmann, Hannover T. Volk, Homburg / Saar A. Walther, Stuttgart F. Wappler, Köln E. Weis, Nürnberg C. Wunder, Würzburg Organschaften Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin Österreichische Gesellschaft für Anaesthesiologie, Reanimation und Intensivmedizin AINS indexiert in Medline, Embase, Scopus Science Citation Index Expanded Verlag www.thieme.de/ains www.thieme-connect.de/products

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Univ.-Prof. Dr. Dr. h. c. Hugo Van Aken

[Anesthesiologists teach teachers, teachers train students, students are lifesavers!].

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