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Auch symptomloses Vorhofflimmern birgt Risiken Ein zufällig diagnostiziertes Vorhofflimmern ist mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt oder vorzeitigen Tod verbunden. Auch bei diesen Patienten senkt eine Therapie mit oralen Antikoagulanzien das Risiko deutlich.



In einer retrospektiven Kohortenstudie wurden Daten der UK Clinical Practice Resarch Datalink Datenbank ausgewertet, in der landesweit Patientendaten von Hausarztpraxen gesammelt und mit Daten zu Krankenhausbehandlungen und Todesfällen verknüpft werden. In die Studie wurden 5.555 Patienten im Alter von 18–84 Jahren mit erstmals im EKG diagnostiziertem Vorhofflimmern ohne diesbezügliche Symptome, klinische Ereignisse oder Therapie sowie 24.705 alters- und geschlechtsgleiche Kontrollpatienten ohne Vorhofflimmern aufgenommen. Während der dreijährigen Nachbeobachtungszeit hatten Patienten mit Vorhofflimmern eine 2,3-

fach höhere Inzidenzrate für Schlaganfall (19,4/1.000 Personenjahre) als die Patienten der Kontrollgruppe (8,4/1.000 Personenjahre). Die Herzinfarktrate betrug 9,0/1.000 gegenüber 6,5/1.000 in der Kontrollgruppe und die Sterblichkeitsrate 40,1/1.000 gegenüber 20,9/1.000 in der Kontrollgruppe (p < 0,001 für alle Vergleiche). Von den Patienten mit Vorhofflimmern wurden im Jahr nach der Diagnosestellung 51% mit oralen Antikogulanzien behandelt. Diese hatten im Vergleich zu den unbehandelten Patienten mit Vorhofflimmern ein um 65% reduziertes Schlaganfallrisiko (Hazard Ratio = 0,35) und ein um 44% reduziertes Sterberisiko (Hazard Ratio = 0,56). Eine Therapie mit einem Thrombozytenfunktionshemmer hatte hingegen keinen Einfluss auf die Prognose. ■ Martinez C et al. Adverse prognosis of incidentally detected ambulatory atrial fibrillation. Thromb Haemost 2014;112(2):276–286

Kommentar Vorhofflimmern ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Schlaganfall. Es wird geschätzt, dass bis zu einem Viertel aller ischämischen Schlaganfälle durch Vorhofflimmern verursacht wird. In einem großen Teil der Fälle war das Vorhofflimmern zuvor nicht bekannt und asymptomatisch und wurde erst im Rahmen der Ursachendiagnostik nach dem Schlaganfall diagnostiziert. Die jetzt vorgelegten Daten zeigen, dass auch ein subklinisches Vorhofflimmern als Risikofaktor unbehandelt zu einer schlechten Prognose führt und daher ernstgenommen werden muss. Diese Ergebnisse stützen die aktuelle ESC-Leitlinien-Empfehlung, bei allen Patienten über 65 Jahren ein opportunistisches Screening auf Vorhofflimmern durchzuführen. Darüber hinaus legen die Ergebnisse nahe, dass auch bei Patienten mit einem asymptomatischen Zufallsbefund eines Vorhofflimmerns eine Antikoagulanzientherapie erwogen werden sollte. Dr. med. M. Busch ■

Familiäre multiple Lipomatose

Ein 36-jähriger Mann stellte sich wegen multipler subkutaner Knoten vor. Sie hatten sich seit dem 3. Lebensjahr von den unteren Extremitäten aus über den Rumpf bis auf die Arme ausgebreitet (Abb. A). Man stellte mehr als 40 schmerzlose, bewegliche, weiche Knoten von bis zu 10 cm Durchmesser fest, die meisten an Armen und Beinen (Abb. B). Vater und Großvater sowie zwei Brüder des Patienten litten unter denselben Erscheinungen. Die histologische Untersuchung ergab reifes Fettgewebe, wodurch die Diagnose einer familiären multiplen Lipomatose gesichert war. Es handelt sich um eine seltene, autosomal dominant vererbte Erkrankung, die keinen Bezug zu den Serum-Lipiden hat. Differenzialdiagnostisch musste man im vorliegenden Fall an eine Dercum-Erkrankung denken, bei der allerdings das Fettgewebe schmerzhaft ist und die mit allgemeiner Adipositas einhergeht. Ebenso konnte man eine Madelung-Erkrankung ausschließen, die durch symmetrische Fettdepots im Bereich von Kopf, Nacken und oberem Rumpf gekennzeichnet und mit chronischem Alkoholmissbrauch assoziiert ist. Bei dem Patienten wurden die größten Knoten aus kosmetischen Gründen chirurgische ent-

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© NEJM 2014;371:e37

Von Fettknoten überzogen

Schmerzlose, bewegliche, weiche Knoten vor allem an den Extremitäten. fernt, allerdings kam es an denselben Stellen kurz darauf erneut zu Lipomatose. Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■ ■ Tana C, Tchernev G (Korres.: [email protected]): Patulous Eustachian tube causing hypermobile eardrums. NEJM 2014;371:e37

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (2)

[Also atrial fibrillation without symptoms carries risks].

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