Leitthema Hautarzt 2014 DOI 10.1007/s00105-013-2659-1 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014

E. Proksch Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, Kiel

Altersspezifische Prinzipien der topischen Therapie Topische Therapien sind die häufigsten dermatologischen Maßnahmen. Altersspezifische Besonderheiten müssen bedacht werden, um einen maximalen Nutzen zu erzielen. Die topische Therapie sollte dem Hautzustand entsprechend angewandt werden. Die Hautphysiologie ändert sich mit dem Lebensalter, wie dies anhand des klinischen Befundes offensichtlich ist. Demzufolge ist die Interaktion mit der topisch applizierten Grundlage und dem Wirkstoff mit der Haut unterschiedlich. Auch das Ziel der topischen Therapie kann sich mit dem Alter wandeln.

Organe mit Einfluss auf die Haut sind selten. Hauterkrankungen sind meist genetisch bedingt. Auch bei Kindern wird die Therapie im Allgemeinen durch Fremdpersonen, meist die Eltern, durchgeführt. Im Erwachsenenalter erfolgt die höchste Exposition gegenüber Umweltfaktoren, die zu Hauterkrankungen führen können, im privaten Bereich durch z. B. starke Sonnenexposition zur Bräunung oder im beruflichen Bereich durch schädigende Substanzen am Arbeitsplatz, Irritanzien und Allergene. Durch berufliche und private Belastung bleibt oft nur wenig Zeit für eine aufwendige Lokaltherapie der Haut.

Im Alter nimmt die Funktionsfähigkeit aller Organe des Körpers ab, dies gilt natürlich auch für die Haut. Der Zustand der Haut hängt auch vom Zustand anderer Organe und des Gesamtorganismus ab. Eine geschädigte Leber oder Niere führt zu einer trockenen Haut mit einem gräulichen Hautkolorit. Dennoch spielen lokale Faktoren eine wichtige Rolle. Ursache für eine faltige Haut und Hautkrebs ist meist eine übermäßige Sonnenexposition. Auch Umweltnoxen wie Rauchen und Luftverschmutzung sind von Bedeutung [1]. Viele Hauterkrankungen treten in höherem Lebensalter vermehrt oder fast ausschließlich auf. Alte Menschen benötigen aufgrund der mangelnden Beweglichkeit oft Hilfe bei der Anwendung topischer Therapien. Bei Kindern liegt im Allgemeinen noch keine Schädigung der Haut durch Umwelteinflüsse vor. Erkrankungen innerer

Hautphysiologie in Abhängigkeit vom Alter In der Hautphysiologie gibt es gewisse Unterschiede in Abhängigkeit vom Lebensalter. Alle Komponenten der Haut, Epidermis, Dermis, subkutanes Fettgewebe, Gefäße und Hautanhangsgebilde altern. Alterung bedeutet einen Funktionsverlust der Haut. Dieser Funktionsverlust kann schon im Ruhezustand bestehen oder erst bei Belastung auftreten. Die Funktionsfähigkeit der Hautbarriere ist im Alter unter normalen Umständen vollkommen adäquat. Bestimmt man den transepidermal Wasserverlust (TEWL) als Marker der Permeabilitätsbarriere, so ist dieser Wert im Alter sogar leicht reduziert [2, 3]. Eine Reduktion des TEWL könnte man bei oberflächlicher Betrachtung als verbesserte Permeabilitätsbarriere der Haut deu-

ten. Jedoch ist dieser Effekt weit überwiegend auf die verminderte Durchblutung der Altershaut zurückzuführen. Es besteht eine klare Korrelation zwischen dem TEWL und der Durchblutung [4]. Auch die Schutzfunktion der Altershaut gegen Eindringen von Substanzen aus der Umwelt ist unter normalen Umständen vollständig intakt. Allerdings ist die Belastungsfähigkeit der Haut reduziert. Es zeigt sich eine verminderte Reparatur der Barriere nach artifiziellen Störungen oder nach Störung im Rahmen der beruflichen Tätigkeit, beispielsweise durch Irritanzien [5]. Bei irritierter Haut und bei einem irritativ-toxischen Kontaktekzem ist der Wasserverlust erhöht, und gleichzeitig können vermehrt toxische und allergene Substanzen aus der Umwelt in die Haut gelangen [6, 7]. Oft geht das irritativ-toxische Ekzem aus einer trockenen Haut hervor, und man bezeichnet es deshalb auch als Austrocknungsekzem. Das Austrocknungsekzem tritt bei alten Menschen vermehrt auf. D Die Abwehrleistung der Haut

gegenüber Infektionserregern ist bei alter Haut vermindert. Dies betrifft bakterielle Infektionen und vor allem Hautpilzerkrankungen und ist zum Teil auf eine verminderte Expression der antimikrobiellen Proteine und der Immunabwehr in der Haut zurückzuführen. Es findet sich eine reduzierte Dichte von funktionsfähigen Langerhans-Zellen [8]. Altershaut ist auch leichter mechanisch verletzbar und weniger widerstandsfäDer Hautarzt 2014 

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Leitthema hig gegen äußere Einflüsse. Dies ist bedingt durch eine dünnere Haut, von der alle Hautschichten betroffen sind, und eine verminderte Verzahnung von Epidermis und Dermis. Es kommt leicht zu einer Blasenbildung, die oftmals auch mit einer Einblutung einhergeht. Auch dermale Strukturen, kollagene Bindegewebsfasern, verlieren im Alter ihre Struktur. Durch Kreuzvernetzung wird die Elastizität verringert, und es zeigt sich histologisch ein verplumptes Erscheinungsbild. Die Faltenbildung ist das klinisch auffälligste Merkmal der Altershaut. Die Haut eines reifen Neugeborenen ist für das Alter entsprechend vollkommen funktionsfähig. Es bestehen keine Störung der Barrierefunktion und auch keine Störung des Immunsystems [9]. Allerdings ist die Haut des Neugeborenen und auch bei Kindern noch nicht so belastbar wie bei Erwachsenen. Daher können Irritationen der Haut durch Urin und Stuhl in Windeln oder durch übermäßige Reinigung mit Wasser und Detergenzien zu einer Reizung der Haut führen. Bei Frühgeborenen besteht allerdings eine unreife Haut und auch eine Unreife anderer Organe. Durch eine systemische Behandlung mit Kortikosteroiden kann die Reifung der Haut und anderer Organe beschleunigt werden. Abdeckende Salben können die Barriere teilweise wiederherstellen [10]. Die Haut des Erwachsenen ist am widerstandsfähigsten. Mit dem Auswachsen des Körpers wird die Leistung aller Organe gesteigert, dies gilt ebenfalls auch für die Haut. Die Haut des Erwachsenen einschließlich aller Schichten ist dicker als die Kinderhaut. Die Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen erreicht ihr Maximum. Dies ist auch nötig, um den privaten oder beruflichen Anforderungen zu entsprechen. Die Haut des Erwachsenen zeigt eine erhebliche mechanische Belastbarkeit bei schwerer Handarbeit, eine erhebliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Irritanzien und Allergenen. Nur bei Überlastung kommt es zu einer Hauterkrankung.

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Trockene Haut

Hautpflege

Trockene Haut ist eines der wichtigsten Einsatzgebiete für die topische Therapie. Das Ausmaß der trockenen Haut ist abhängig vom Lebensalter. Durch Veränderungen der Anatomie und Physiologie wird die Haut im höheren Lebensalter trockener, sie verliert ihre Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen, und das Regenerationspotenzial ist herabgesetzt [5]. Trockene Haut ist für die Betroffenen belastend und führt durch Kratzen aufgrund von Juckreiz zu einer weiteren Schädigung der Haut und Störung der Barrierefunktion. Trockene Haut im Alter ist auf die additive Wirkung der intrinsischen/chronologischen und extrinsischen/UV-Alterung zurückzuführen. Weitere Ursachen für trockene Haut und Juckreiz sind verschiedene Erkrankungen, die im Alter ebenfalls zunehmen: Diabetes mellitus, Leber- und Nierenerkrankungen, hämatologische Erkrankungen, Lymphome, Hypothyreose und Eisenmangel. Auch die Einnahme von Medikamenten, wie z. B. Lipidsenkern, kann zu trockener Haut beitragen [2, 7].

Der Übergang von Hautpflege zur topischen Therapie ist fließend. Blande Cremes oder Salben zur Hautpflege unterscheiden sich oft nicht oder nur gering von Präparaten, die als ergänzende Therapie und als Intervalltherapie bei Hauterkrankungen eingesetzt werden. Hautpflege wird in den Lebensaltersstufen mit unterschiedlicher Intension eingesetzt. Hautprobleme beim alten Menschen sind sehr häufig und führen zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität. Alte Menschen zeigten oft ein geringes Wissen bezüglich des Wertes der Hautpflege in der Prophylaxe und Verringerung von Hauterkrankungen [11]. In Deutschland sind 90% der Pflegeheimbewohner bei der Hautpflege auf die Unterstützung oder vollständige Übernahme durch Pflegende angewiesen [12]. Ein Großteil der Probleme an der Haut ist auf nachlassende körperliche und geistige Fähigkeiten und nachlassende soziale Anpassung bei alten Menschen zurückzuführen. Alte Menschen sind oft aufgrund von Wirbelsäulen- und Gelenkproblemen unbeweglich und steif, und daher ist auch die Fähigkeit zur Körperpflege deutlich eingeschränkt. Bei Kleinkindern werden oftmals Pflegeprodukte regelmäßig und intensiv eingesetzt, ohne dass dies immer nötig ist, da die meisten Kleinkinder eine vollkommen normale Haut haben und kaum Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Bei älteren Kindern wird Hautpflege kaum betrieben, da Kinder keinen Erfolg und somit keine Veranlassung für eine Hautpflege sehen. Hautpflege beginnt dann wieder in der Pubertät, von der Werbung gefördert, um die eigene Attraktivität zu steigern. Steigerung der Attraktivität ist auch bei jungen Erwachsenen, bei Frauen mehr als bei Männern, eine wichtige Motivation für die Hautpflege. Meist erst im höheren Erwachsenenalter erfolgt Hautpflege zur Verhütung von Umweltschäden.

D Trockene Haut bei Kindern tritt

im Allgemeinen nur bei einer genetischen Veranlagung auf. Dies betrifft am häufigsten eine Veranlagung zu einem atopischen Ekzem oder eine atopische Konstitution. Eine weitere wichtige Ursache ist eine Ichthyose, am weitaus häufigsten eine Ichthyosis vulgaris. Bei Erwachsenen können Umwelteinflüsse als Ursache einer trockenen Haut hinzukommen. Dies betrifft häufiges Baden oder Duschen mit zu viel Wasser und Detergenzien. Auch ständiger Aufenthalt in Räumen mit Klimaanlagen, die auf eine geringe Luftfeuchtigkeit eingestellt sind, oder auch ständiger Aufenthalt im Freien bei Kälte und Wind kann zu einer trockenen Haut führen. Trockene Haut tritt vor allem in der kalten Jahreszeit auf, da aufgrund der stark erniedrigten Wasseraufnahmefähigkeit bei Kälte die Luft draußen und in den Innenräumen trocken ist und somit Wasser vom Körper an die umgebende Luft abgegeben wird.

Therapie Trockene Haut Bei trockener Haut und beim Ekzem sind der Wassergehalt und der Lipidgehalt der

Zusammenfassung · Abstract Haut verringert. Zudem besteht eine verminderte Wasserbindungsfähigkeit der Hornschicht. Bei Menschen mit trockener Haut sollte eine milde Reinigung mit geringen Mengen von Seife, Flüssigseife oder Badezusätzen gewählt werden. Danach sollte die trockene Haut mit einer Creme oder Salbe behandelt werden. Die Wahl zwischen beiden Grundlagen hängt von verschiedenen Faktoren einschließlich des Alters ab [13]. Cremes und Salben dienen dazu, den Wasserverlust der Haut durch ihre abdeckende Wirkung gering zu halten und somit zu einer Erhöhung der Feuchtigkeit der Hornschicht zu führen. Das Wasser in Cremes und Salben dient primär nicht dem Anfeuchten der Hornschicht. Wasser verringert den Lipidgehalt, um ein angenehmeres Auftragen auf die Haut und ein schnelleres Einziehen zu ermöglichen. D Entscheidend für die Behandlung

trockener Haut ist der Lipidanteil. Daher sind stark lipidhaltige Salben bei trockener Haut wirksamer als wasserhaltige Cremes. Allerdings sind Salben schwerer auf der Haut zu verteilen, ziehen schlecht ein und können beim Anziehen von Kleidung unangenehm kleben. Zudem können sie die Schweißabgabe der Haut in der Wärme verringern. Daher werden von den Betroffenen oft Cremes oder Lotionen favorisiert. Dennoch sollte man bei stark trockener Haut eine Salbenzubereitung wählen. Die Häufigkeit des Eincremens hängt von dem Grad der trockenen Haut ab. Bei nur gering trockener Haut ist die 1-malig tägliche Behandlung ausreichend. Bei ausgeprägt trockener Haut sollte diese besser 2-mal, bei ausgeprägter Trockenheit und Juckreiz auch 3-mal am Tag eingecremt werden. Zur Behandlung der trockenen Haut kann im Sommer eine lipidarme, wasserhaltige Creme oder Lotion gewählt werden, da die Hauttrockenheit im Sommer geringer ausgeprägt ist als im Winter. Im Winter ist eher eine lipidreiche und wasserarme Salbe zu bevorzugen. In Ausnahmefällen, bei sehr trockener Haut z. B. im Rahmen einer Ichthyosis, können auch wasserfreie Salben wie Vaseline oder Paraffin-Vaseline verwendet werden (. Tab. 1, [13]).

Es wird immer wieder diskutiert, welche Lipide die Hautpflegemittel zur Behandlung trockener Haut und zur Wiederherstellung einer gestörten Barriere beim Ekzem enthalten sollten. Von einigen Autoren wird eine „physiologische“ Lipidzusammensetzung aus einem Drittel Cholesterol, einem Drittel Fettsäuren und einem Drittel Ceramide empfohlen. Fettsäuren und Cholesterol werden seit Jahrzehnten in Cremes und Salben eingesetzt, Ceramide dagegen erst seit einigen Jahren und nur in geringem Umfang. Es gibt widersprüchliche Daten bezüglich der Wirksamkeit von Ceramiden in der Haut [14, 15]. Oft sind Ceramide auch nur in sehr kleinen Mengen in diesen Hautpflegeprodukten enthalten. Durch Cremes und Salben mit einer modernen Galenik, mit und ohne Ceramide, ist eine intensiv pflegende Wirkung auf die Haut zu erzielen. Zur Behandlung der trockenen Haut können verschiedene Wirkstoffe der Grundlage zugesetzt werden. Vor allem werden Stoffe zur Erhöhung der Wasserbindungsfähigkeit (Humektanzien) eingesetzt. Dies betrifft insbesondere Harnstoff, Glycerin (Glycerol), Milchsäure oder Dexpanthenol. Zur Verringerung der Schuppen und Unterstützung der Abschuppung werden keratolytische Substanzen wie αHydroxy-Säuren, Glycolsäure und Milchsäure verwendet [13]. Da bei alten Menschen oft eine extrinsisch gealterte Haut mit starker Trockenheit vorliegt, sollte die Behandlung eher mit lipidreichen Salben durchgeführt werden. Zudem schwitzen ältere Menschen kaum, und dadurch ist eine abdeckende Wirkung der Salben nicht störend. Bei Erwachsenen, die körperlich aktiv sind, wird oft eine Cremezubereitung bevorzugt, da dies die Schweißabgabe der Haut nicht behindert. Nur bei sehr trockener Haut und bei sehr kalter Witterung wird von Erwachsenen eine Salbenzubereitung bevorzugt. Insbesondere bei Erwachsenen ist es von Bedeutung, dass Cremes schneller einziehen als Salben. Erwachsene sind oft in Eile und müssen sich direkt nach dem Eincremen ankleiden. Salben, die noch nicht eingezogenen sind, kleben. Dies ist unangenehm, und zudem kann die Kleidung verschmutzt werden. Dagegen haben ältere Menschen, solange

Hautarzt 2014 · [jvn]:[afp]–[alp] DOI 10.1007/s00105-013-2659-1 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014 E. Proksch

Altersspezifische Prinzipien der topischen Therapie Zusammenfassung Die topische Therapie sollte dem Alter angepasst werden, da sich die Hautphysiologie ändert. Dies gilt insbesondere für die Auswahl einer Creme oder Salbe und die Wirkstoffe. Ebenfalls ändern sich die Ansprüche an eine Hauttherapie mit dem Alter. Weiterhin ist die Motivation für eine entsprechende Therapie und die Fähigkeit zur Anwendung altersabhängig. Hilfspersonen bei der Anwendung werden meist bei Kindern und bei sehr alten Menschen benötigt. Das Spektrum und die Ursachen der Erkrankungen variieren stark mit dem Alter. Die Penetrationsfähigkeit von Wirkstoffen aus Cremes und Salben in die Haut kann im Alter verändert sein. Schlüsselwörter Altershaut · Trockene Haut · Hautbarriere · Lipide · Hautphysiologie

Aged-related principles of topical therapy Abstract Topical therapy should always be adapted to patients’ age due to changes in skin physiology. This is particularly applicable when choosing a cream or ointment and the active substances. The expectations for therapy also change with age. The motivation to perform therapy as well as the physical ability to do so also changes with age. Children and elderly patients often need help in applying topical agents. In addition, range and cause of diseases varies considerably within age groups. Finally, the penetration of the active substance from creams and ointments may also change with age. Keywords Aged skin · Dry skin · Skin barrier · Lipids · Skin physiology

sie sich selbst versorgen, meist genügend Zeit und können in aller Ruhe ihre Körperpflege betreiben. Das ändert sich wieder, wenn alte Menschen auf Behandlung durch Pflegepersonal angewiesen sind. Auch Kinder bevorzugen eher eine Cremezubereitung, da sie oft körperlich aktiv sind und durch Salben die Wärmeabgabe reduziert wird. Auch Kinder müsDer Hautarzt 2014 

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Leitthema Tab. 1  Wahl der topischen Hautpflege

und -therapie Gesicht Extremitäten Akute Dermatitis Chronische Dermatitis Sommer Winter Junge Haut Alte Haut

Creme, wasserreich Salbe, lipidreich Creme, wasserreich Salbe, lipidreich Creme, wasserreich Salbe, lipidreich Creme, wasserreich Salbe, lipidreich

sen häufig morgens zur Schule und in den Kindergarten und haben daher wenig Zeit. Die Wahl der Grundlage ist von der Körperregion abhängig. Chronischer Gebrauch von sehr fetten Zubereitungen (überwiegend Vaseline-basiert) kann im Gesicht eine periorale Dermatitis auslösen. Daher sollte im Gesicht eher eine Cremezubereitung verwendet werden, selbst wenn im Gesicht eine trockene Haut vorliegt. An anderen Körperarealen, insbesondere auch an Armen und Beinen, ist es bei ausgeprägter Hautrockenheit und bei nicht zu hohen Temperaturen besser, eine Salbe zu benutzen (. Tab. 1).

Intertriginöse Areale Eine besondere Körperregion stellen die Intertrigines dar. In den Körperfalten tritt ein irritativ-toxisches Kontaktekzem durch das Aufeinanderliegen von schlaffer Haut, Schwitzen sowie evtl. Inkontinenz im Alter vermehrt auf. Viele Menschen leiden insbesondere im Alter an Übergewicht. Eine Herzinsuffizienz sowie Gelenkschmerzen können hinzukommen. Dies führt zu verstärktem Schwitzen bei Bewegung. Auch Bettlägerigkeit durch verschiedene mit Fieber einhergehende Erkrankungen kann zum Schwitzen führen. Durch die Feuchtigkeitsansammlung in den Körperfalten kommt es zu einer Intertrigo, einem irritativ-toxischen Ekzem mit evtl. bakterieller und mykotischer Superinfektion. Die Körperfalten sollten bei schwerer Ausprägung einer Intertrigo durch Mull(Baumwoll) streifeneinlage trocken gehalten werden. Zusätzlich sollte eine Pflegecreme verwendet werden. Bei Verdacht auf eine Infektion sollte mit einer antimykotischen Creme behandelt werden, deren Wirk-

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stoff auch gleichzeitig eine antibakterielle Wirkung zeigt.

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In den Körperfalten tritt ein irritativ-toxisches Kontaktekzem vermehrt auf Ein ähnliches Problem ist die durch Inkontinenz hervorgerufene Dermatitis in der Gesäß-/Genitalregion. Etwa 30% der Frauen und etwa 20% der Männer leiden im Alter unter Harninkontinenz. Insbesondere bei bettlägerigen Personen führt das dann zu einer irritativ-toxischen Kontaktdermatitis durch Überhydratation, durch bakterielle Besiedlung, durch Anstieg des pH-Wertes und durch Friktion. Stuhlinkontinenz verschlimmert das Problem noch wesentlich. Eine druckbedingte Reizung kommt hinzu. Urin und Stuhl sollten so schnell wie möglich von der Haut entfernt werden. Nach einer milden Reinigung der Haut mit Wasser und Detergenzien sollte die Haut mit einem Pflegeprodukt geschützt werden. Früher wurden, ebenso wie in der Säuglingspflege, oft Zinksulfat-haltige, abdeckende Pasten benutzt. Heute werden eher Salben mit Zugabe von Wirkstoffen, z. B. Dexpanthenol, benutzt, welches insbesondere wirksam ist, wenn bereits kleine oberflächliche Erosionen und Wunden bestehen. Bei Säuglingen liegt gelegentlich eine Windeldermatitis vor. Dabei handelt es sich um ein irritativ-toxisches Kontaktekzem der Inguinalregion aufgrund von Urin- und Stuhlkontakt. Verschlimmert wird die Situation bei einer Durchfallerkrankung. Das Wichtigste ist, wie auch beim bettlägerigen Erwachsenen, dass Urin und Stuhl so schnell wie möglich von der Haut entfernt werden. Dies bedeutet ein möglichst rechtzeitiges Wechseln der Windeln und eine milde Reinigung der Haut. Anschließend ist es zu empfehlen, die Haut mit einer abdeckenden, aber nicht zu fetten Salbe zu behandeln. Gelegentlich werden auch Zinksulfat-haltige Präparate benutzt. Heutzutage geht die Tendenz aber eher zu Salbenzubereitung, evtl. mit Zusatz von Wirkstoffen. Im Unterschied zu alten Menschen treten bei sonst gesunden Säuglingen keine Dekubitalulzera auf, da Kinder sich häufig drehen.

Penetration von Wirkstoffen in die Haut Zum Einschleusen von Medikamenten und von Wirkstoffen in die Haut ist eine Salbenzubereitung im Allgemeinen besser geeignet als eine Cremezubereitung. Wirkstoffe sind oft polar und penetrieren aus einer unpolaren, lipidhaltigen Salbe besser in die Haut als aus einer Cremezubereitung mit einem hohen Gehalt an polarem Wasser. Einige Wirksubstanzen lösen sich zudem wesentlich besser in einer Salbengrundlage als in einer Cremegrundlage. Die Salbenzubereitung kann jedoch ein Problem darstellen, wenn das Gesicht behandelt werden soll und eine Veranlagung des Patienten zu einer peroralen Dermatitis vorliegt. Im Alter zeigt sich die intrinsisch gealterte Haut verdünnt, eine massiv lichtgeschädigte Haut dagegen dicker. Die Penetration von Wirkstoffen aus Topika ist bei einer verdünnten Haut höher als bei einer verdickten. Das Penetrationsvermögen ist in den Körperfalten, da es zu einer Hyperhydratation kommt, erhöht. Daher sollten in den Körperfalten, besonders bei Kindern und bei alten Menschen, möglichst keine potenten Kortikosteroide eingesetzt werden. Dagegen muss bei verdickter Haut, z. B. beim Erwachsenen an Handtellern und Fußsohlen ein potentes Kortikosteroid gewählt werden. Bei Altershaut kann die Penetration in die Haut aufgrund der verringerten Durchblutung reduziert sein.

Wundheilung Kleine Wunden sind bei älteren Menschen weit verbreitet wegen der Anfälligkeit der altersbedingten Verdünnung der Haut bei Belastung im Rahmen von Verrichtungen des Alltags (Einrisse, Abschürfungen, Verbrennungen). Diese Wunden können die Eintrittspforte für pathogene Keime sein. Im Alter sind alle metabolischen Vorgänge und insbesondere auch die Zellproliferation verlangsamt. Eine erhöhte Zellproliferation ist aber für die Wundheilung von großer Bedeutung, da neue Zellen zum Auffüllen des Gewebedefekts benötigt werden. Dies erklärt, dass im Alter die Wundheilung verlangsamt ist.

Bei der Behandlung von Wunden ist oft eine Beschleunigung der Wundheilung erwünscht. Dies ist durch die Lokalbehandlung mit Lösungen, Cremes oder Salben unter Zusatz von Wirkstoffen möglich. Das Ziel einer beschleunigten Wundheilung kann dadurch erreicht werden, dass die Proliferation stimuliert, die Differenzierung induziert und die Entzündung reduziert wird. D Zur Beschleunigung der Wund-

heilung können Wirksubstanzen wie Dexpanthenol eingesetzt werden. Semiokklusive Verbände, aber auch semiokklusive Cremes und Salben tragen zu einer geordneten Wundheilung bei. Sie stimulieren die Zellproliferation, unterstützen eine narbenfreie Abteilung bei oberflächlichen Wunden und eine möglichst geringe Narbenbildung bei tiefen Wunden [16]. Kinder verletzen sich ebenfalls häufig, da Sie körperlich aktiv sind und ihre Haut noch dünn ist. Wunden bei Kindern heilen im Allgemeinen schnell und problemlos. Eine topische Therapie mit semiokklusiven Verbänden und Salben dient hier vor allem dazu, eine bakterielle Verunreinigung zu vermeiden. Auch können diese Maßnahmen die Ausprägung einer hypertrophen Narbe verringern [16].

ne, die beruflich oder privat stark belastet sind, eine systemische Therapie. Allerdings ist die Nebenwirkungsrate bei systemischer Therapie nahezu immer höher als bei topischer Therapie, da Wirkstoffe nicht nur in die Haut, sondern unnötigerweise auch in andere Organe penetrieren und in diesen Organen Nebenwirkungen verursachen können. Aus diesem Grund werden bei Kindern ungern systemische Therapien angewandt. Alte Menschen haben oft aufgrund verschiedener Erkrankungen und zahlreicher Medikamente erhöhte Leber- und Nierenblutwerte. Zur Behandlung der Hauterkrankung sollte dann besser eine Lokaltherapie genutzt werden.

Fazit für die Praxis F Die Haut von Kindern, Erwachsenen und alten Menschen ist unterschiedlich, und dies muss bei der Therapie bedacht werden. F Die unterschiedliche Physiologie führt zu unterschiedlicher Interaktion des Vehikels und der Wirkstoffe mit der Haut. F Das Ziel und die Ansprüche an die Behandlung variieren mit dem Alter.

Korrespondenzadresse Prof. Dr. Dr. E. Proksch Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie, Universitätsklinikum SchleswigHolstein, Campus Kiel Schittenhelmstr. 7, 24105 Kiel eproksch@ dermatology.uni-kiel.de

Auswahl systemische versus topische Therapie Zur Behandlung von Hauterkrankungen besteht die Möglichkeit einer topischen oder einer systemischen Therapie. Bei auf kleine Körperareale beschränkten Hauterkrankungen wird man im Allgemeinen eine topische Therapie verwenden. Bei Hauterkrankungen, die nahezu die gesamte Körperoberfläche betreffen, wird häufig eine systemische Therapie bevorzugt. Oftmals, z. B. beim Ekzem oder bei der Psoriasis, stehen beide Therapieformen zur Verfügung. Eine lokale Therapie, die große Teile des Körpers betrifft, ist sehr zeitaufwendig und benötigt zur Behandlung des Rückens eine Hilfsperson. Dagegen ist eine systemische Therapie durch Tabletteneinnahme in wenigen Sekunden zu erledigen. Aus diesem Grund bevorzugen zahlreiche Erwachse-

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Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt.  E. Proksch gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine Studien an Menschen oder Tieren.

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[Aged-related principles of topical therapy].

Topical therapy should always be adapted to patients' age due to changes in skin physiology. This is particularly applicable when choosing a cream or ...
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