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Häusliche Stürze – ein vermeidbares Übel Stürze in der eigenen Wohnung gehören zu den größten Gefahren des Alltags. Hier liegt ein guter Ansatzpunkt für eine kostengünstige Prävention.



In Neuseeland untersuchte eine randomisierte, kontrollierte Studie in 842 Haushalten drei Jahre lang, ob einfache Sicherheitsmaßnahmen die Zahl der häuslichen Unfälle verringern können. In 436 Haushalten mit 950 Bewohnern rückten sofort die Handwerker an, 406 Haushalte mit 898 Bewohnern waren erst drei Jahre später an der Reihe und dienten als Kontrollen. Die Modifi kationen waren Handläufe an Treppen, Handgriffe in der Badewanne, bessere Beleuchtung und rutschfeste Böden um das Haus. Nach einer medianen Beobachtungszeit von 1.148

Tagen betrug die nicht adjustierte Rate von Sturzereignissen pro Person und Jahr in der Studiengruppe 0,061, in der Kontrollgruppe 0,072. Sturzassoziierte Verletzungen gab es 0,018 bzw. 0,028. Nach Korrektur für Alter, anamnestisch bekannte Sturzneigung, Geschlecht und ethnische Herkunft konnten diese einfachen Maßnahmen die sturzassoziierten Verletzungen um 26% reduzieren. ■ Keall MD et al. (Korres.: [email protected]): Home modifications to reduce injuries from falls in the Home Injury Prevention (HIPI) study: a cluster-randomised controlled trial. Lancet. 2015;385:231–38

Kommentar Gesundheitsökonomen wollen heute ja eindeutige Kosten-Nutzen-Analysen. 830 Neuseeland-Dollar betrugen in der Studie die Kosten pro Haus. Die Umrüstung aller Häuser im Land würde einmalig 980 Millionen Dollar kosten. Halten die baulichen Maßnahmen 20 Jahre, in denen 26% der Sturzverletzungen verhindert werden, würden in Neuseeland in diesem Zeitraum etwa 15.800 Disability-adjusted life years (DALY) vermieden. Die Kosten für die Intervention pro vermiedenes DALY lägen bei 14.300 Dollar – erheblich unter dem Bruttosozialprodukt pro Kopf, das in Neuseeland bei 45.769 Dollar liegt. Damit würde diese Maßnahme nach den Kriterien der WHO als kosteneffektiv gelten. Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■

Ungewöhnlicher Tophus

Eine weißliche Einlagerung am Nagelfalz Ein 77-jähriger Mann hatte vor zwei Tagen eine schmerzlose Veränderung am Nagelfalz bemerkt (Abb. A, Pfeil). In der Woche

© New Engl J Med. 2015;372:e6

A

zuvor hatte er sich wegen einer akuten Handgelenksarthritis links beim Orthopäden vorgestellt, wo eine Synovia-Analyse

B

Nach vier Monaten unter Allopurinol waren die Depots am Nagelfalz verschwunden und die übrigen Tophi kleiner geworden. Tophi lagern sich gemeinhin in sogenannten bradytrophen Geweben ab, vor allem in Knorpel. Offensichtlich gehören Finger- und Zehennägel auch dazu. C

D

Schmerzlose Veränderung am Nagelfalz (A); enthaltene Uratkristalle in normalem Licht (B), polarisiertem Licht (C) und kompensiertem polarisiertem Licht (D).

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doppelbrechende Uratkristalle erbrachte, sodass die Diagnose eines akuten Gichtanfalls gestellt und der Mann mit Prednisolon und Colchicin behandelt worden war. Zusätzlich bestanden Tophi im Bereich beider Ellenbogengelenke. Vermutet wurde, dass die weißlichen Einlagerungen im Bereich des Nagelfalzes ebenfalls Tophi sein könnten. Tatsächlich zeigten sich in dem Material sowohl im normalen (Abb. B) wie auch im polarisierten (Abb. C) und im kompensierten polarisierten Licht (Abb. D) Uratkristalle. Die Läsion im Bereich des Nagelfalzes zog wohl auch die Nagelmatrix in Mitleidenschaft, da mehrere Wachstumsstörungen des Nagels erkennbar waren.

Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■ ■ Vela P, Pascual E (Korres.: [email protected]): An unusual tophus. New Engl J Med. 2015;372:e6

MMW-Fortschr. Med. 2015; 157 (6)

[Accidental falls at home - a preventable evil].

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