Panorama

Ein weltweit wachsendes Problem Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall der drittgrößte Faktor für die kardiovaskulären Morbidität. F. Gerald R. Fowkes et al. verglichen erstmals die Prävalenz der pAVK in Ländern mit hohem (HIC) und niedrigem bis mittlerem Einkommen (LMIC) und erhoben dabei auch primäre Risikofaktoren. Lancet 2013; 382: 1329–1340 Dazu werteten sie systematisch seit 1997 publizierte Literatur zur Prävalenz der pAVK aus. Voraussetzung war, dass die Studien zur Bestimmung der pAVK einen Wert des Knöchel-Arm-Index (ABI) von ≤ 0,90 eingesetzt hatten. Die ermittelten Prävalenzraten wurden alters- und geschlechtsspezifisch und für HIC und LMIC separat ausgewertet sowie zur Abschätzung der globalen Prävalenz mit Bevölkerungsangaben der Vereinten Nationen (UN) kombiniert. In einer Substudie nahmen die Autoren außerdem eine Metaanalyse von 15 potentiellen Risikofaktoren der pAVK und ihrem jeweiligen Einfluss auf das pAVK-Gesamtrisiko in HIC und LMIC vor. Anhand der Risikofaktoren schätzten sie dann für 8 Regionen (3HIC, 5 LMIC) die Prävalenz der pAVK ab.

Frauen stärker betroffen als oft angenommen ▼▼

34 Studien entsprachen den vordefinierten Kriterien. Davon waren 22 in HIC und 12 LMIC durchgeführt worden. Insgesamt umfassten die Untersuchungen 112027 Teilnehmer, von denen nach dem ABI 9347 eine pAVK aufwiesen. Die geschlechtsspezifischen Prävalenzraten nahmen mit dem Alter zu und waren in Staaten mit hohem bzw. niedrigem bis mittlerem Einkommen sowie bei Frauen und Männern ähnlich. In HIC lag die Prävalenz in der Altersgruppe der 45- bis 49-Jährigen bei den Frauen bei 5,28% (95% Konfidenzintervall [KI] 3,38 – 8,17%) und bei den Männern bei 5,41% (95% KI 3,41 – 8,49%). Bei den 85- bis 89-Jährigen waren 18,38% der Frauen (95% KI 11,16 – 28,76%) und 18,83% der Männer (95% KI 12,03 –

28,25%) betroffen. In den LMIC war gerade bei den jüngeren Männern die Prävalenz der pAVK niedriger, während hier die Frauen häufiger als die Männer betroffen waren. In der Altersstufe der 40- bis 49 Jährigen betrug die Prävalenz der pAVK bei den Frauen 6,31% (95% KI) 4,86 – 8,15%) und bei den Männern 2,89% (95% KI 2,04 – 4,07%). Die Prävalenz bei den 85bis 95 Jahren lag hier bei den Frauen bei 15,22% (95% KI 10,80 – 21,02%) und bei den Männern bei 14,94% (95% KI 9,58 – 22,56%). In HIC wie in MIC war Rauchen der wichtigste Risikofaktor für die Entwicklung einer pAVK mit einer Odds ratio (OR) in HIC von 2,72 (95% KI 2,39 – 3,09) und in LMIC von 1,42 (95% KI 1,25 – 1,62). Es folgte Diabetes mit einer OR von 1,88 in HIC (95% KI 1,66 – 2,14) und 1,47 in LMIC (95% KI 1,29 – 1,68), Bluthochdruck mit einer OR in HIC von 1,55 (95% KI 1,42 – 1,71) und in LMIC von 1,36 (95% KI 1,24 – 1,50) sowie Hypercholesterinämie mit einer OR in HIC von 1,19 (95% KI 1,07 – 1,33) und in LMIC von 1,14 (95% KI 1,03 – 1,25). Weltweit dürften im Jahr 2010 202 Millionen Personen mit einer pAVK gelebt haben, davon 69,7% in LMIC. Allein in der Region Südwestasien (HIC) sind danach 54,8 Millionen Menschen betroffen, in der westlichen Pazifikregion (LMIC) 45,9 Millionen. Insgesamt schätzen die Autoren, dass die pAVK weltweit von 2000 bis 2010 um etwa ein Viertel zugenommen hat, wobei die Zunahme in LMIC mit 28,7% ausgeprägter war als in HIC mit 13,1%. Friederike Klein, München

Fazit

Im 21. Jahrhundert ist die pAVK zu einem globalen Problem geworden. Regierungen und die im Gesundheitswesen aktiven Organisationen sollten sich in allen Ländern, auch den LMIC, verstärkt mit Strategien zur Behandlung und Prävention befassen, nicht zuletzt, weil eine solche pAVK-Pandemie erhebliche soziale und wirtschaftliche Konsequenzen hat.

Kommentar Drei wesentliche Ergebnisse betonen zwei Kommentatoren: Als wesentliche modifizierbare Risikofaktoren wurden Rauchen, Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie durch die Studie bestätigt und die Vorstellung, die pAVK betreffe nur Alte, wurde ebenso widerlegt wie die, dass Frauen allgemein seltener betroffen seien als Männer. Nun müsse es zu wirklich präventiven Schritten kommen, fordern Hirsch und Duval – die Revaskularisation in späten Stadien sei keine Lösung. Ihrer Einschätzung nach ist die von Fowkes et al. vorgenommen Abschätzung zudem noch viel zu vorsichtig. Sie gehen davon aus, dass die weltweite Krankheitslast der pAVK noch viel höher wäre, würde man zur Abschätzung nicht nur den ABI, sondern auch andere Methoden wie die Zehendruckmessung oder die Duplexsonografie einsetzen.

Lancet 2013; 382: 1312–1314

Die vorliegende Studie vergleicht die Prävalenz von pAVK in Ländern mit hohem und niedrigem bis mittlerem Einkommen. Um in die Auswertung aufgenommen zu werden, war für die Studien Voraussetzung, dass sie einen Wert des Knöchel-Arm-Indexes ≤0,90 eingesetzt hatten, um die pAVK zu bestimmen (Bild: Greten H, Rinninger F, Greten T. Innere Medizin. Stuttgart: Thieme; 2010).

Gesundheitswesen 2013; 75

Heruntergeladen von: University of British Columbia. Urheberrechtlich geschützt.

pAVK

783

[A growing problem worldwide].

[A growing problem worldwide]. - PDF Download Free
147KB Sizes 0 Downloads 0 Views