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Schlechter Schlaf im Alter erhöht das Suizidrisiko Ältere Menschen haben oft Schlafstörungen. Dies scheint auch ein Grund für die im Alter erhöhte Suizidrate zu sein, wie eine Studie erstmals analysiert.



Für eine multizentrische, longitudinale Fall-Kontroll-Studie wurden aus einer repräsentativen Stichprobe von 14.456 älteren Menschen zwischen 65 und 90 Jahren zwei Gruppen gebildet: 400 Kontrollpersonen und 20 Menschen, die in einem Zeitraum von zehn Jahren durch Suizid verstorben waren. Zum Baseline-Zeitpunkt sowie nach drei und sechs Jahren wurden per Interview und Fragebögen Daten erhoben. Depressivität und Schlafqualität wurden über Indices erfasst. Per Regressionsanalyse wurde der Einfluss geminderter subjektiver Schlafqualität zum BaselineZeitpunkt auf das Suizidrisiko analy-

siert. Der Zusammenhang erwies sich als signifikant (Odds Ratio [OR] 1,39; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,14–1,69; p < 0,001) in einem Beobachtungszeitraum von zehn Jahren. Besonders stark war die Assoziation für Einschlafschwierigkeiten (OR 2,24; 95%-KI 1,27–3,93; p < 0,01) und nicht-erholsamen Schlaf (OR 2,17; 95%-Kl 128–367; p < 0,1). Der Zusammenhang blieb auch unter Kontrolle für depressive Symptomatik zum Baseline-Zeitpunkt erhalten. ■ Bernert RA, Turvey CL, Conwell Y et al. Association of poor subjective sleep quality with risk for death by suicide during a 10-year period. A longitudinal, population-based study of late life. JAMA Psychiatry. 2014;71:1129–37

Kommentar Eine geminderte Schlafqualität zeigte interessanterweise einen stärkeren Zusammenhang mit dem Suizidrisiko als andere bekannte Risikofaktoren – einschließlich der Schwere depressiver Symptomatik. Einschränkend muss man sagen, dass in der Studie zwar für Depressivität, nicht jedoch für andere Einflussfaktoren auf Schlaf und Suizidalität, etwa psychosoziale Belastungsfaktoren, kontrolliert werden konnte. Vor dem Hintergrund, dass über 70% der Menschen, die Suizid begehen, im Monat davor ihren Hausarzt aufsuchen [Juurlink DN et al. Arch Intern Med 2004;164:1179–84], bietet die Erfassung von geminderter subjektiver Schlafqualität einen einfachen Index zur Risikoerfassung – und die Möglichkeit zur Intervention. PD Dr. med. C. Nissen ■

Fremdkörper

Ein frei flottierendes Ei im Bauch A

D

© New Engl J Med. 2015;372:1359

C

B

Raumforderung über der Harnblase (A); Entfernung (B); Gesamtansicht (C); Querschnittsansicht mit Farbstoff (D). Ein 62-jähriger Mann litt seit über 20 Jahren unter häufigem Harndrang. Die körperliche Untersuchung und die Routine-Laborparameter waren unauffällig. Im CT von Abdomen und Becken zeigte sich eine in der Medianlinie liegende, 8,5 cm große Raum-

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forderung mit zentraler Verkalkung (Abb. A, roter Pfeil), welche die Harnblase von kranial her komprimierte (blauer Pfeil). Laparoskopisch erkannte man eine frei flottierende, weiche, glatt begrenzte, eiförmige Struktur von gummiartiger Konsistenz und einer Größe von 10 × 9,5 × 7,5 cm. Der Fremdkörper konnte in toto geborgen werden und wog 220 g (Abb. B und C). Im Querschnitt des mit grünem Farbstoff eingefärbten Tumors zeigten sich mehrere Schichten und eine zentrale Verkalkung (Abb. D). Histologisch enthielt die Raumforderung vorwiegend zellfreies, geschichtetes Bindegewebe mit einer fibrinoiden Nekrose im Zentrum, die von einer ringförmigen Verkalkung umgeben war. Der Befund ist vereinbar mit einem freien Peritonealkörper, eine Struktur, die wahrscheinlich durch verdrehte und dadurch komplett infarzierte Appendices epiploicae entsteht, die anschließend bindegewebig umgewandelt werden und verkalken. Solange diese Raumforderungen klein sind, bleiben sie in der Regel asymptomatisch. Bei entsprechender Größe können sie aber zu ileusartigen Zuständen, Harnverhalt oder Harnblasenkompression mit Abnahme der Harnblasenkapazität führen. Sofort nach der Entfernung des Fremdkörpers normalisierte sich die Miktionsfrequenz des Patienten. Prof. Dr. med. H. S. Füeßl ■ ■ Sussman R, Murdock J (Korres.: [email protected]): Peritoneal loose body. New Engl J Med. 2015;372:1359

MMW-Fortschr. Med.

2015; 157 (9)

[A free floating egg in the abdomen].

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