Albrecht v. Graefes Arch. klin. exp. Ophthal. 198, 201--205 (1976) 9 by Springer-Verlag 1976

Ein Beitrag zur Erfassung strabologischer Befimde Wolf Dieter Seh~fer und Alfred Kellermarm Universitats-Augenklinik Wfirzburg (Direktor: Prof. Dr. Dr. h.c.W. Leydhecker) Eingegangen a m 1. September 1975

A Contribution for Recording Data in Strabismus Summary. The recording of t h e data of all investigations in strabismus concomRans convergens is done b y a formular, which is presented in this paper (Fig. 1). The data code is printed on the backside (Fig. 2). I t is possible to evaluate the results with this formular in a

computer by punch cards. A quiek information without computer help is possible as well. The methods of recording data used by different authors are explained and the advantages and disadvantages are discussed.

Zusammen/assunq. Zur Erfassung yon Untersuchungsdaten bei Strabismus concomitans convergens wird ein Erhebungsbogen vorgestellt. Es ist damit mSglich, die erhobenen Daten sowohl dutch einen Computer mit Lochkarten auszuwerten als auch Zur schnellen Information direkt ohne Computer zu beurteilen. Obwohl zahlreiehe Untersuchungen zur operativen Korrektur des Strabismus convergens coneomitans vorliegen, enthalten nur wenige Arbeiten Angaben fiber die Effassung und Auswertung strabologischer Befunde. Aus diesem Grund sind Uberprfifung und Vergleich yon Ergebnissen bei Sehieloperationen ersehwert, teilweise sogar unm6glich. Ein Fortschritt w/ire es, wenn einheitliehe Kriterien zur Beurteilung eines Krankengutes benutzt wfirden. Dadurch lieBen sieh nieht nur verl/~Bliehe Rfickschlfisse ziehen, sondern auch fiberraschende Ergebnisse besser erkl~ren. Literaturiibersicht Beim 20. Internationalen Ophthalmologen-KongreB in Mfinchen stellte Pietrusehka (1966) einen Erhebungsbogen zur Gewflmung exakter Daten bei kombinierter Internusr/ieldageruug und Externusmyektomie vet. E r effaBte folgende Faktoren: Dosierung, Lebensalter, Gesehleeht, Sehielbegirm, fa,mili~re Belastung, Amblyopie, Korrespondeuz, Fixation, Refraktion, Sehverm6gen, Sehielwinkel; Muskelquersehnitt, Komplikationen und Wundheilung. Die Naehuntersuehungen sollten in der Regel 6--8 Tage und 6--8 Monate post operationem erfolgen. Bei der fortlaufenden Numerierung der K/istehen sind jedoeh nieht alle Daten, wie z.B. der Sekielwinkel, erfaBt, so dab dieser Bogen kaum eine Grundlage ffir die programmierte Auswergung dureh eine Reehenanlage (Computerauswertung) sein k&nn.

Miles u. Burian (1967) stellten ein sorgf/fltig ausgearbeitetes Computerprogramm ffir die retrospektive Untersuehung yon doppelseitiger Internusrficklagerung und einseitiger kombinierter Rficldagerung und Myektomie auf. Von Naehteil ist, dab 1 Albrecht v. Graefes Arch. klin, exp. Oph~haL

202

W.D. Seh~fer und A. Kellermann

das Untersuehungsprogramm mehrere Seiten umfaBt und es somit fiir den klinisehen Gebraueh umst/~ndlieh zu handhaben ist. Spivey (1969) entwiekelte einen insgesamt 15 Seitenumfassenden Erhebungsbogen im Sinne des Markierungsbelegverfahrens, d.h. auf jedem Bogen bzw. jeder Seite wird das Untersuchungsergebnis mit Bleistif~ dutch einen Strich markiert. Der entsprechend progra.mmlerte Computer liest elektroniseh die markierten Stellen ab. Der Nachtefl ist aueh bier die groBe Anzahl der Untersuchungsb6gen pro Patient. Naeh Itoltmann u. Voig~ (1972) gibt es bisher im deutschen Spraehraum keine routinem/~Bigen eomputergereeh$e Dokumen~ationen strabologiseher Befunde, ,,sondern lediglich tabellarische Aufzeiehnungssysteme im Rahmen der fibliehen handgesehriebenen Krankenbl/itter". Die Autoren entwarfen einen raumsparenden Markierungsbogen fiir retro-und prospektive Studien. Der 1000 Markierungsstellen enthaltende Untersuchungsbogen ist in 14 Absehnitte untertefl$: Sehielbegirm, Vorbehandlung, bisherige Operationen, Refraktion, Visus, Fixation, Schielwinkel mit alternierendem Prismeneovertest, besondere Sehielformen, Korrespondenzverh/~ltnisse, Zwangshaltung, Fusion, Nystagmusformen, Operationsverfahren und Dosierung, postoperative Befundergebnisse. Trotz der hervorragend weiterentwiekelten Idee Spiveys muB bezweifelt werden, dab die routinem/~Bige Benutzung dureh den strabologiseh t/~tigen Augenarzt effolgt, da die Erfahrung zeigt, dab oftmals unvollsts Befunde erhoben werden. Helveston (1973) entwarf ein fibersichtliehes Krankenblatt zur Erfassung pr/ioperativer Daten, einsehlieBlieh der daraus resultierenden operativen Sehielbehandlung. Obwohl fiir den Leser eine rasche Information fiber den Sehielstatus m6glich ist, besteht ein Naehtefl darin, dab eine Auswertung nieht auf programmierbare Reehenanlagen erf01gen kann.

Eigener Erhebungsbogen Fiir die retrospektive Untersuehung unseres operativen Krankengutes entwiekelten wir einen eigenen Erhebungsbogen. Dabei standen wir vor dem Problem, einerseits die in den Krankenbls enthaltenen Daten korrekt zu erfassen, andererseits den Erhebungsbogen nieht zu umfangreieh werden zu lassen. Auf der Vorderseite des Erhebungsbogens sind die zu un%ersuchenden Parameter erfaBt (s. Abb. 1). In die numerierten K~stehen werden die bei der Untersuehung ermittelten Werte bzw. die versehliisselten Befunde eingetragen. Der Sehliissel ist auf der Riiekseite angegeben (s. Abb. 2). So kann man sich leicht beim Ausffillen des Bogens orientieren. Jedes K/~stehen en~sprich~ jeweils einer Spalte auf einer Loehk~r~e. Die in den K/istchen enthal%enen Zahlen werden auf die Loehkarte iibertragen, wobei pro Patient eine Loehkar~e benStigt wird. Die markierten Lochkarten kSnnen dann dureh einen Computer ausgewertet werden. Die postoperativen Untersuchungszeitr/~ume kSnnen variiert werden; in unserer Untersuchung wurden sie auf 1 Woche und 1/2 Jahr post operationem festgelegt. Der auf der Riickseite des Erhebungsbogens angegebene Sehlfissel kann bei Bedarf teilweise erweitert oder ge~ndert werden. Im unteren Absehnitt des Erhebungsbogens ist Raum ffir besondere Bemerkungen gegeben. E i n Vorteil J_st, dab zur sehnellen Auswertung der Befunde die Werte nieh~ auf Loehkarten fibertragen zu werden brauchen, sondern die gew/inschten Werte dem Erhebungsbogen direkt entnommen werden kSnnen. So gelang beispielsweise

Befunderfassung beim Begleitsehielen Jahrgang

[-]--] 42.

Pat. Nr.

~

203

Geburtsdatum:

3~5

Name :

Operationstermin:

Schielart

[]

Geschlecht

Operationsverfahren

[]

[] 4@

Operateure :

Anzahl frtiherer Schieloperafionen Dosierung:

Lebensalter b. Op.

[] d,1 LA

RA

f v~l

l I

I I I JJ 46 d~ 4S

,~ a3 ~'t 4~"

Komplikationen

[]

andere Komplikationen.

2O

.,cyL

+sp~

Brille

3536

neue Verordnung:

Dat. 9 praeop.

Schielwinkel

Vertikalabweichung

Dat. : _ _

i. postop.

~

~

~-~

~

~q ~o #~

~3 5~ ~5

Korrespondenz

~

~

Stereosehen

[]

[]

AL Motilit~t :

~

Fixation

~

~6 ~?

2. postop.

67' 68 6~

[]

5~

73

[~

RL [--~

60 bl

7~ 7~

R L

besondere Bemerkungen Zu den Parametern: praeop.:

I. postop.:

2. postop.:

Abb. 1. Erhebungsbogen fiir die Auswertung yon Schieloperationen

Schielart 1. Str. concomitans cony. alt. 2. Str. concomitans cony. monolat. Geschlecht 1. m~nnlich 2. weiblich Lebensalter:

0. 1. 2. 34. 5.

(f~r K~st 39, 53

keine Rechtshypertropie Linkshypertropie Rechtshypotropie Linkshypotropie altern. Vertikalabweichung

in Monaten angeben

Operationsverfahren 1. einseitige R~cklagerung u. Resektion RA 2. einseitige Rficklagerung u. Resektion LA 3- beidseitige RUcklagerung des M. rect. int. 4. beidseitige Resektion des M. rect. ext. 5- einseitige RUcklagerung des M. rect. int. RA 6. einseitige Rficklagerung des M. rect. int. LA Dosieruns:

Vertikalabweichung

in 1/10 Millimeter angeben

Komplikationen (intra- u. postop.) Oo keine 1. Skleraperforation 2. Fadengranulom, selbst~ndige R~ckbildung 3. Fadengranulom, operative Entfernung 4. Skleraperforation u. Nr. 2 5- Skleraperforation u. Nr. 3 Refraktion: sph~rische Werte in 1/100 dpt angeben; Astigmatismus in-cyl, umrechnen. Brille: die verordnete Brille ist in Abh~ngigkeit yon den bei der Refraktionsbestimmung erhaltenen Daten angegeben. O. keine 1. Unterkorrektur (0,5 dpt) des sph. Wertes u. Vollkorrektur des cyl. Wertes 2. Vollkorrektur des gesamten Refraktionswertes Schielwinkel: in pdpt angeben. Bei K~stchen 50 u. 64 Vorzeichen der postop. Schielwinkel angeben (+ = cony.; - = div.).

Visus O. nicht prUfbar 1. schlechter als 0,1 2. 0,1 3- 0,2 4. 0,3 5. 0,4 6. 0,5 7. 0,6 - O,7 8. 0,8 - 0,9 9- 1,0 oder besser Korrespondenz O. nicht prUfbar I. ARK f~r N~he u. Ferne 2. NRK f~r N~he und ARK f~r F 3. NRK f~r N~he u. Ferne 4o NRK f~r N~he u. unklare Ve h~Itnisse f~r Ferne 5- unklare Verh~itnisse f~r N~he u. Ferne Stereopsis O. nicht prEfbar 1. negativ 2. positiv 3. ungenaue Angaben Motilit~t 0. nicht pr~fbar I. regelrecht 2. Internus~berfunktion 3. Externusunterfunktion 4. Int.Gber- u. Ext.unterfunk 5. 0bliquus inf.-Uberfunktion 6. 0bliquus info-Uberfunktion Int.~ber- u./od.Ext.unterf 7. Int.unter- u. Ext.~berfunk 8. andere StSrungen der horizontalen Motilit~t 9o andere StSrungen der verti Motilitat Fixation O. nicht pr~fbar I. foveal 2. parafoveal 3- paramacular 4. parapapill~r 5- peripher

Abb. 2. Da~nschlfisselzum Erhebnng~ogen

Befunderfassung beim Begleitsehielen

205

das Heraussuchen der F/~lle yon konsekutiver Divergenz aus 252 B6gen leicht innerhalb yon 5 rain. Durch die computergerechte ~oticrung kSnnen nach Ubertragung auf Lochkarten alle interessierenden Fragestellungen auch zu einem sp/~teren Zeitpunkt ausgewer$e~ werden. Bei Vorliegen eines entsprechenden Programmes k5nnen auch einzelne Fragestellungen, z.B. die Schielwinkelreduktion in Abh/~ngigkeit der angewendeten Dosierung, direkt vom Erhebungsbogen in den Computer eingegeben und so ausgewerte~ werden. Von l~achteil ist, da$ Vereinfachungen vorgenommen werden miissen. So werden etwa die Visusstufen 0,6 und 0,7 zusammengelegt, da in einer einzelnen Spalte hSchstens 10 Stellen fiir Befunde ffei sind. Diese 10 Stellen wurden allerdings nicht in jeder Lochspalte belegtl Bei den 0perationsverfahren, den Komplikationen oder bei der Korrespondenz besteht noch die MSglichkeit andere Methoden oder Befunde zu erfassen. Schwierigkeiten bereitete auch die zahlenm/iBige Effassung der pr/i- und postoperativen Motilit/itsverh/fltnisse. Literatur Helveston, E.M." Atlas of strabismus surgery, p. 177--186. Saint Louis: Mosby 1973 Holtmann, H. W., Voigt, U. : Zur Dokumentation und Auswertung kliniseher Befunddaten beim Strabismus. Klin. Mbl. Augenheilk. 161, 699--702 (1972) Miles, D. R., Burian, H. M. : Computer statistical analysis of symmetrical and assymmetrical surgery in esotropia. Trans. Amer. Aead. Ophthal. Otolaryng. 71, 290--302 (1967) Pietrusehka, G.: Kombinierte Myektomie und Riieklagerung bei Strabismus eonvergens. Proe. XX. Int. Cong. Ophthal. Munich, 1966, Part II, p. 621--626 (1967) Spivey, B. E. : Computer input of patient examinations by means o~ optical scanning. Arch. Ophthal. 81, 407---420 (1969)

Priv.-Doz. Dr. W. D. Seh~fer D-8700 Wfirzburg Universit~ts-Augenklinik Josef- Sehneider-Str. 11 Bundesrepublik Deutschland

[A contribution for recording data in strabismus (author's transl)].

The recording of the data of all investigations in strabismus concomitans convergens is done by a formular, which is presented in this paper (Fig. 1)...
290KB Sizes 0 Downloads 0 Views